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„Jungeiis, wir müssen eine klare Entscheidung herbeiführen. Entweder lassen Jankel und Ljonka sofort ihre Zeitung eingehen und geben die nächste Nummer der Zeitung 'Junkom' heraus, in der sie sich öffentlich zu ihren Fehlern äußern, oder…“

„Was heißt — oder?“ forschte Jankel mit eisiger Wut. „Oder wir sind gezwungen, die Vergangenheit der ZK-Mitglieder aufzudecken, sie von ihrem Posten abzusetzen und sie mindestens für einen Monat aus dem 'Junkom' auszuschließen. Wir müssen unbedingte Disziplin halten.“

„Na, dann haltet sie doch, Leute!“ schrie Jankel außer sich. „Wir lassen den 'Tag' nicht eingehen, im Gegenteil, wir werden ihn jetzt zu einer Tageszeitung machen. Wiedersehn!“

Die Tür knallte hinter den Blutsbrüdern zu. Der „Junkom“ setzte den Ausschluß Jankels und Ljonkas sofort auf die Tagesordnung, stimmte darüber ab und beschloß ihn. Anschließend wurde ein neues Redaktionskollegium gewählt und beauftragt, eine Sondernummer des „Junkom“ mit einer Polemik herauszugeben. Spatz sollte Herausgeber, Sascha Pylnikow Redakteur der Zeitung werden. Als die Versammlung beendet war und die Jungkommunarden den Raum verlassen hatten, setzte sich das neue Redaktionskollegium sofort an die Arbeit, und am nächsten Tage kam die Zeitung „Junkom“ mit Ach und Krach heraus. Zwei Wochen lang beobachtete die Republik Schkid in fiebernder Erregung den Kampf der beiden Richtungen. Der „Junkom“ stützte sich dabei auf seine schon früher errungene Autorität; die Blutsbrüder hatten die Technik, die journalistische Begabung und die Sympathie der Jungen, denen Japs und seine Gruppe den Eintritt in den „Junkom“ verwehrt hatten, auf ihrer Seite.

Nach dem Erscheinen der neuen Nummer des „Junkom“ schlugen Jankel und Ljonka ein wildes Tempo an. Der „Tag“ erschien zuerst einmal täglich und bekam in der Folge außerdem noch eine Abendausgabe.

Die neue „Junkom“ reagierte allzu schleppend und schwach, um es mit einer Zeitung aufnehmen zu können, die im Umsehen Popularität und weite Verbreitung errang. Die Situation der Zelle wurde immer schwieriger. Langsam, aber beharrlich prägte der „Tag“ den Schkidern ein, die Linie des „Junkom“ sei falsch. Der „Junkom“ selbst konnte die Angriffe der Opposition nur auf den Versammlungen abwehren, denn seine Zeitung hatte nicht die Kraft, es mit dem Presseorgan der Blutsbrüder aufzunehmen. Die Massen wurden mißtrauisch, sie verließen den „Junkom“, und nur der Lesesaal half dem „Junkom“ abends, gegen Ljonka und Jankel zu kämpfen. Doch auch das hing an einem seidenen Faden. Die Jungkommunarden wußten genau, daß drei Viertel aller Bücher im Lesesaal der Opposition gehörten. Früher oder später würden die Blutsbrüder den Lesesaal sprengen. Das geschah auch. Eines Abends kamen Jankel und Ljonka zum „Junkom“. Im Lesesaal war Hochbetrieb. Dutzende von Schkidern saßen an den Tischen und betrachteten die Bilder in Zeitschriften und Büchern. Jankel blieb an der Tür stehen. Ljonka ging zu Japs hin. „Dürfen wir unsere Bücher nehmen?“ fragte er mit makelloser Korrektheit. Japs erblaßte.

Er hatte das schon lange erwartet, aber nun bekam er doch einen Schreck. Die Auflösung des Lesesaales nahm dem „Junkom“ die letzte Möglichkeit, die Massen heranzuziehen und zu halten. Doch er mußte die Bücher herausgeben.

„Nehmt sie euch“, warf er scheinbar gleichgültig hin. Sascha stand daneben. Er hörte zu seinem Erstaunen Japs' Stimme zittern. „Nehmt sie“, wiederholte Japs.

Die Blutsbrüder kicherten spöttisch über die bankrotte „Junkom“-Führung, während sie ihre Bücher zusammensuchten. Aber eigentlich interessierte sie der Niedergang des „Junkom“ schon nicht mehr. Sie holten ihr Eigentum nur, um es zur Vervollständigung ihres „Südfonds“ auf dem Trödelmarkt zu verhökern.

Sie hatten den Kampf satt. Ihre „Idee“ wurde ihnen wieder wichtiger, und in ihrer Zeitung führten sie eine Rubrik „Film“ ein, in der sie Filmkritiken und Porträts bekannter Filmschauspieler abdruckten. Der „Junkom“ bekam eine Atempause und konnte sich erholen.

SCHKIDKINO

„Ich hob' 'ne Idee!“ * Firma „Schkidkino“ * Die erste Vorstellung * Gewinnsüchtige Berechnung * Betrüblicher * Bankrott der Firma.

An einem Montag gingen die beiden oberen Schulklassen zum Olympia-Kino am Meshdunarodny-Prospekt. Sie sahen einen läppischen Cowboyfilm mit den üblichen Prügeleien, Verfolgungsjagden und Küssen. Empört kamen Jankel und Ljonka zurück.

„Ach, du heiliger Bimbam“, seufzte Jankel, „ich möchte auch mal über die Prärie sprengen mit Cowboyhut und mit der Pistole in der Hand.“

„Ja“, antwortete Ljonka, der in letzter Zeit nicht mehr Regisseur, sondern Schauspieler werden wollte. „Ich auch. So eine nächtliche Schießerei war' doch 'ne Sache!“

„Wird noch verdammt lange dauern, bis wir unsere Idee verwirklichen können! Wir haben sie ja schon ganz vergessen.“ „Ach, Mutter Odessa… Weißt du was? Sollten wir nicht lieber nach Baku fahren? Da wohnt der berühmte Regisseur Perestiani.“

„Nein, der wohnt nicht in Baku, sondern in Tiflis. Übrigens könnten wir auch nach Baku fahren. Und nach Tiflis machen wir einen Abstecher — wenn wir erst zwei Tscherwonzen zusammenhaben…“

„Aber jetzt! Ich kann nicht länger warten, Jankel, Ehrenwort.“ „Idiot! Du mußt eisern bleiben. Was sollen wir machen — ohne Zaster kommen wir nicht weit. Sollen wir vielleicht hier Filme drehen?“ Ljonka strahlte plötzlich über das ganze Gesicht. „Ich hab' 'ne Idee!“ rief er. „Warum können wir nicht ein eigenes Kino auf ziehen?“

„Bei dir ist wohl 'ne Schraube locker?“ erkundigte sich Jankel teilnahmsvoll.

„Nee. Aber dir möchte ich raten, deine Schrauben festzudrehen und zuzuhören. Paß auf, ich denke mir das so…“

In allen Klassen hingen bald kleine gemalte Plakate mit einer merkwürdigen Ankündigung:

SCHKID. Die republik der strolche i_047.png

Die Schkider machten verständnislose Gesichter. Niemand wußte, um was es sich handelte, was das Wort „Schkidkino“ bedeuten sollte. „Verdammt! Weißt du, was das ist?“

„Keine Ahnung. Wahrscheinlich hat Vikniksor irgendwo einen Apparat ausgegraben.“

„Vielleicht 'ne Zauberlaterne.“

„Nee… das stammt von den Jungkommunarden. Die wollen wohl irgendwelche anatomischen Bilder zeigen.“ „Anatomische? Quatsch. Was hat Nabelmann mit Anatomie zu tun.“

„Nabelmann? Ach so, Nabel…“

„Ja, du bist eben blöd.“

„Ich glaube, das ist bloß Unfug. Da macht sich jemand einen Witz, sonst nichts.“

„Wir werden ja sehen.“

Bis zum Freitag blieben die Schkider im unklaren. Am Freitag abend strömten einige schon vor sieben Uhr in den Weißen Saal. Er war nur notdürftig beleuchtet. Vor der Bühne hing ein dunkler Vorhang, hinter den einstweilen niemand schauen durfte. Wenn jemand versuchte, ihn ein wenig zu lüften und die Nase auf die Bühne zu stecken, rief Ljonka, der irgendwo in den Kulissen hockte, ärgerlich: „Wo willst du hin? Du kannst wohl nicht warten, was? Hau ab!“ Punkt acht Uhr trat Jankel vor den Vorhang.

„Genossen!“ sagte er. „Ich bitte um Aufmerksamkeit. Ihr seht jetzt den Film 'Nabelmann bei den Räubern', die erste Auf führung der genossenschaftlichen Firma 'Schkidkino'. Wir bitten um Ruhe, denn wir haben Vikniksor nicht benachrichtigt, und er ist bekanntlich nur zwanzig Meter von hier entfernt. Unser Filmtheater befindet sich zur Zeit auf der Bühne. Bitte, kommt herauf.“

Nach diesen Worten hob Jankel den Vorhang an. Die Zuschauer kletterten auf die Bühne. Dort war es stockfinster. Hinter den Kulissen hämmerte und fluchte Ljonka.

„Was ist das für Quatsch?“ flüsterte einer. „Wo ist denn hier die Leinwand?“

Ein anderer zweifelte die Existenz eines Kinos überhaupt an, und ein dritter nörgelte: „Fangt doch endlich an!“

In diesem Augenblick leuchtete ein etwa zehn Zentimeter großes Quadrat an einer Bühnenwand auf. Die Schkider reagierten mit erfreutem Stimmengewirr. „Guck mal!“ „Tatsächlich! Da brennt was!“