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Die Versammlung faßte folgenden Beschluß:

„Die Aufnahme von Mitgliedern ist zu beschränken. Jeder Antragsteller muß einen Probemonat durchmachen. Dann wird er mit den Empfehlungen von drei Mitgliedern für einen Monat Kandidat, und schließlich muß er sich vor der endgültigen Aufnahme noch einen dritten Monat im Politunterricht vorbereiten.“

Aus Ärger über ihre Niederlage stimmte die Minderheit dagegen. Dann kletterten alle drei auf die Fensterbank, zogen Zigaretten aus der Tasche und weigerten sich, an der Versammlung weiterhin teilzunehmen.

„Das ist verkehrt! Das ist eine Schwächung der Zelle, eine gewaltsame Einengung!“ protestierte Jankel. Er verlor vor Wut beinahe die Nerven, biß ein Stück von seiner Zigarette ab und spuckte es direkt auf die Straße. Dse und Ljonka pflichteten ihm bei. Anschließend wurde über eine Theateraufführung am Tage der Oktoberrevolution diskutiert. Nachdem alle ihre Meinung dazu gesagt hatten, machte Japs einen Versuch, die Minderheit zu versöhnen.

„He, ihr da auf dem Fensterbrett! Was denkt ihr über den Abend?“

„Wir enthalten uns jeder Meinung“, brummte Ljonka. „Und raucht lieber?“

„Allerdings.“

Japs versuchte, sich seinen Zorn nicht anmerken zu lassen. „Übrigens glaube ich“, sagte er scheinbar gleichgültig, „daß man sich einmal überlegen sollte, ob im 'Junkom' geraucht werden darf, ob die Mitglieder unserer Organisation nicht überhaupt das Rauchen lieber lassen sollten.“

„Ach, du Idiot!“ Jankel kicherte höhnisch. „Raucht selbst nicht und will es uns abgewöhnen. Der Trick zieht nicht. Entscheidet meinetwegen, wie ihr wollt — wir rauchen trotzdem.“

„Ja, wir werden eine Entscheidung treffen“, versetzte Japs gedehnt. Jankel riß die Geduld. Er verließ den Raum. Ljonka folgte ihm. Dse blieb einen Augenblick unentschlossen stehen, trat seinen Zigarettenstummel dann mit dem Absatz aus und setzte sich an den Tisch. Die Rauchfrage wurde auf die Tagesordnung gesetzt. Ein Mehrheitsbeschluß bestimmte, daß im Raum des „Junkom“ nicht geraucht werden dürfe.

„Also Rauchverbot! Na gut, dann werden wir im 'Junkom' eben nicht rauchen“, knurrte Ljonka wütend, als er das Protokoll der Versammlung an der Wandzeitung gelesen hatte.

„Das geht speziell gegen uns. Japs will seinen Einfluß deutlich machen und uns einschüchtern“, brummte Jankel.

Beide ärgerten sich dermaßen über die Entschließung, daß sie vor lauter Wut ihre „Idee“ vergaßen.

„Dagegen muß man sich zur Wehr setzen. Sie sollen erkennen, daß wir ein Recht haben, unseren Mund aufzumachen. Wir werden ihnen beweisen, daß sie im Unrecht sind“, rief Jankel hitzig. „Richtig!“ pflichtete ihm Ljonka bei. „Wir müssen den Mund aufmachen. Und seine Meinung überlegt und nachdrücklich vertreten kann man nur durch ein Presseorgan, folglich…“

„Na?“

„Folglich…“

Jankel wurde aufmerksam.

„Folglich muß man eine Zeitung herausgeben, in der wir uns mit dem 'Junkom' auseinandersetzen, wolltest du sagen?“

„Ja, mein Freund, du hast recht!“ Ljonka lächelte herablassend. Jankel kratzte sich nachdenklich die Nasenwurzel, dann versuchte er zu protestieren.

„Und die Zeitung 'Junkom'? Die gebe ich doch heraus. Folglich…“

„Ja, wieder folglich… Folglich muß man die Zeitung 'Junkom' entweder sausen lassen oder noch eine herausgeben. Was machst du dir Gedanken? Du schaffst doch beide. Und wir brauchen unbedingt ein neues Presseorgan.“

„Ja, du hast recht.“

Am Abend saßen beide in der Klasse, abseits von den anderen, und schrieben wie wild.

Niemand achtete auf die still in der Ecke hockenden Blutsbrüder. Nur Japs, der ihren Charakter kannte, wurde unruhig. Er witterte Unheil. Mehrfach versuchte er herauszubekommen, was die Opposition im Schilde führte, aber vergebens. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als abzuwarten und seine Gesinnungsgenossen vorsorglich zu warnen.

„Falls etwas Besonderes passieren sollte, müssen wir das schädliche Element nach revolutionärer Taktik mit der Wurzel ausrotten.“

„Klar!“ piepste Falke.

„Richtig!“ bestätigte auch Sascha. Dann runzelte er die Stirn und fügte zögernd hinzu: „Aber schade ist es, Japs, es sind tüchtige Burschen.“

„Kann sein, aber wenn sie uns stören, müssen wir sie unschädlich machen“, beharrte Japs finster, und seine kleine Gestalt sprühte vor so viel Entschlossenheit, daß Sascha trotz seiner Sympathie für die beiden Aufrührer nicht mehr die Kraft zu einem ernsthaften Protest aufbrachte.

Am nächsten Morgen erschien die neue Zeitung „Der Tag“. In ihrem Leitartikel wurde mitgeteilt, daß sie nicht regelmäßig herauskommen würde, sondern nur dann, wenn genügend Material vorhanden sei. Dennoch würde sie ihre Linie genau einhalten. Jeder könne die Schulmaßnahmen im „Tag“ erörtern oder kritisieren.

„Alle sollen sich in unserer Zeitung frei äußern“, hieß es nachdrücklich im Leitartikel. „Der 'Tag' wird alles beobachten und kommentieren.“ Darunter stand ein Artikel, dessen Inhalt den gesamten „Junkom“ in helle Aufregung versetzte. Er enthielt mehrere scharfe Angriffe gegen die Führung des „Junkom“. Überhaupt war die ganze Nummer mit geringen Ausnahmen dem „Junkom“ gewidmet, selbst die Karikatur. Sie verspottete die Manie des „Junkom“-Sekretärs, Protokolle zu schreiben. Sie stellte Sascha Pylnikow dar, der in einer Hand eine Zigarette, in der anderen einen Packen Protokolle hält und sich fragt: „Was ist schädlicher — das Rauchen oder das Protokollschreiben?“

Diese Schärfe des oppositionellen Angriffs empörte den „Junkom“, besonders das „Baby“ Sascha, der sich schrecklich ärgerte. Am unerhörtesten fand die Zelle, daß unter der Zeitung stand: „Redakteur Pantelejew, Herausgeber Tschornych.“ Das war eine offene Herausforderung.

Noch niemals waren Mitglieder des „Junkom“ gegen ihr Kollektiv aufgetreten, deshalb war die Überraschung desto größer. Die Jungkommunarden beschlossen, ein erweitertes Plenum einzuberufen. Angesichts der Wichtigkeit der Frage mußte der Arbeitssamstag abgesagt werden. Eine heftige Auseinandersetzung stand bevor. „Seht euch vor, Jungens, haltet den Nacken steif!“ mahnte Japs aufgeregt, als sich die gewählten Delegierten versammelt hatten. „Unser Vorbild ist der Komsomol. Wir müssen bolschewistisch entscheiden. Entweder dafür oder dagegen. Damit basta.“

Das Plenum war bereits vollzählig. Es bestand aus sieben Personen. Nur Ljonka und Jankel fehlten noch. Man ließ sie rufen. Kurz darauf kamen sie mit finsteren Gesichtern ins Zimmer und setzten sich. Japs eröffnete die Sitzung und nahm das Wort.

„Genossen! Wir waren heute überraschend gezwungen, eine Sitzung einzuberufen, weil zwei Genossen aus dem ZK ohne unser Einverständnis die Zeitung 'Der Tag' herausgegeben haben. Diese Zeitung hat offensichtlich das Ziel, die Autorität des 'Junkom' zu untergraben. Dadurch wurde eine sehr gefährliche Situation geschaffen. Wir wollen offen miteinander reden. Der 'Tag' könnte unsere Organisation zersetzen-wenn auch nicht ganz, so doch zur Hälfte — denn, ich muß das wiederholen, es sind Jungkommunarden, Mitglieder des ZK, die sich gegen den Junkom' wenden. Wir wissen natürlich, was Ljonka und Jankel für ZK-Mitglieder sind, wir haben ihre heiteren Orgien mit Kutscher nicht vergessen, aber die Massen wissen es nicht. Die Massen werden ihnen glauben, denn die Presse ist ein äußerst wirksames Kampfmittel, und wir müssen Jankel und Ljonka zugestehen, daß sie die begabtesten Journalisten der Schkid sind.“ Japs hielt inne, um die Wirkung seiner Worte festzustellen. Er erkannte, daß die Situation hoffnungslos war. Seine Schmeichelei hatte nicht gefruchtet. Die Blutsbrüder dachten offensichtlich nicht daran, zu Kreuze zu kriechen. Sie saßen gelassen da und beobachteten ihre Gegner mit dreisten Augen.

Da holte Japs zum Schlage aus.

SCHKID. Die republik der strolche i_046.png

Also, Genossen!