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Neben Valera wohnte ein Ehepaar aus Usbekistan, Jusuf und Larissa, die brachte einen kleinen Hund der Rasse Toy Terrier mit, namens Tjawa. Es war eigentlich streng verboten, Tiere im Wohnheim zu haben, ungeachtet davon, dass Jusuf und Larissa alle notwendige Papiere hatten und dem Hund wurde ein Chip implantiert. Das Ehepaar versuchte Tjawa zu verstecken, aber alle wussten Bescheid. Tjawa war ein sehr freundlicher Hund, der kläffte selten und hatte nur einen Makel – er war niemals satt. Einmal ließen die Besitzer vier Päckchen des Hackfleisches auftauen, gingen zum Deutschkurs und sperrten Tjawa mit dem Fleisch zusammen im Zimmer ein. Als sie zurückkamen, fanden sie winselnder Tjawa, der auf dem Fleisch lag. Der fleißige Hund aß das Fleisch die ganze Zeit der Abwesenheit von Besitzer, konnte aber alles nicht auffressen und das versetzte ihn in den Zustand des Weltschmerzes. Tjawa würde gern heulen, aber überfüllter Bauch hinderte den Hund genug Luft aufzuatmen.

Von Zeit zu Zeit besuchten das Wohnheim Vertreter der verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen. Jusuf und Larissa versteckten erfolgreich Tjawa jedes Mal von ihnen. Aber einmal passierte solch ein Besuch während jemand in der Küche Wiener Würstchen aß. Bei diesem Geruch konnte nichts und niemand Tjawa im Versteck halten. Der Hund befreite sich, rannte in die Küche und hatte seinen Anspruch auf ihm zustehenden Anteil der Würstchen geltend gemacht. Die Damen von Wohltätigkeitsorganisation waren echt schockiert. Fast hysterisch hielten sie eine Rede vor Jusuf, Larissa und noch einigen ihren Nachbarn. Leider konnte ihre Rede niemand verstehen. Dann holten die zornigen Damen den Wohnheimleiter und zwangen ihn zu übersetzen, dass in solcher unmenschlichen Umgebung keinen Hund existieren könnte. Der muss geschwind ins Tierheim, wo man ihm den notwendigen Lebensstandard ermöglichen würde. Die Damen waren sehr empört, als ihre Zuhörer vom Lachen kaum auf den Beinen stehen konnten. Danach begannen die Damen zusammen mit dem Wohnheimleiter Tjawa zu fangen. Die Aufgabe war nicht gerade leicht, weil Tjawa klein und flink war, was man über die Damen nicht sagen könnte. Der Hund rannte hin und her und beschimpfte seine Verfolger so laut, wie er nur konnte. Letzten Endes wurde Tjawa gefangen, was aber gefiel Jusuf nicht so sehr. Er kam zu Dame, die Tjawa in der Hand hielt, und begann die hinteren Pfoten den Hund zu sich zu ziehen. Die Dame drückte den Hund an die Brust. Jusuf zog kräftiger, genau so machte die Dame. Tjawa schrie von Schmerzen, aber, gepresst an der Brust, konnte der Hund nur seltsames Glucksen vor sich geben. Jusuf zog noch kräftiger. Das war für Tjawa zu viel. Er drehte sich wie eine Schlange und biss die Dame in den Daumen. Die Dame schrie und ließ den Hund fallen. Jusuf schrie, ließ den Hund fallen und brach zusammen. Tjawa fiel auf den Boden hin und schrie vor Wut und Schmerzen wie ein Ferkel.

In einer Stunde fuhren vom Wohnheim drei Autos hin. In einem lag Jusuf mit der Diagnose Myokardinfarkt. In anderem lag die Dame von Wohltätigkeitsorganisation mit dem blutenden Daumen. Das dritte Auto transportierte Tjawa ins Tierheim.

In einem Jahr bekam Valera die Erlaubnis eigene Wohnung zu mieten. Danach besorgte er sich einen Computer vom Schrott und begann ganz gemütlich nach Arbeit im Internet zu suchen. Es gab nicht so viele passende Arbeitsplätze, aber ihm gelang es, fünf oder sechs Bewerbungen pro Monat abzuschicken. Er bekam die höflichen Antworten fast auf alle seine Briefe. Vielleicht lag es daran, dass er am meisten an den Unis schrieb. Man teilte ihm mit, dass die Sache zugunsten der anderen entschieden wurde. Private Unternehmen würdigten ihn mit der Antwort eher selten. Was Valera wunderte, war folgendes – niemand wollte ihn zu einem Vorstellungsgespräch einladen.

Nach zwei Jahren Bewerbungsschreiben wollte Valera endlich die Ursache untersuchen. Er rief die Uni an, von der Valera die jüngste höfliche Antwort bekam und praktisch zwang sich zum Vorstellungsgespräch einzuladen. Eine Woche später saß er gegen einen gut aussehenden alten Mann, der sich als Lehrstuhlleiter vorstellte. Valera fragte gleich, warum er keine Arbeit an dieser Uni bekommen konnte. Der Lehrstuhlleiter wurde etwas von Valeras Geradheit betroffen, aber er überwältigte sich und antwortete mit genauso großer Offenheit. Er sagte, dass Valera mehr als überqualifiziert für diesen Job war– Valera bewarb sich um den Platz des wissenschaftlichen Mitarbeiters. Zweitens, er war zu alt. Der Lehrstuhlleiter sagte, dass er am liebsten junge Doktoranden als wissenschaftliche Mitarbeiter nahm. Drittens, sagte er, Valera wäre nicht nur für diesen Job überqualifiziert, sondern für den Lehrstuhlleiter selbst, und, so gesehen, dazu zu jung. Jetzt war Valera etwas verwirrt und sah den Lehrstuhlleiter fragend an. Der Letzte erklärte, dass er nicht gerade so jung war, aber er wollte noch eine gewisse Zeit als Lehrstuhlleiter arbeiten. Momentan hatte er keine Konkurrenz und war seiner Zukunft sicher. Wiederum könnte Valera für ihn eine Konkurrenz darstellen. Man sollte sich doch nicht selbst zusätzliche Probleme aussuchen! Valera fragte, ob es eine Rolle spielte, dass er ein Ausländer war. Der Professor zögerte etwas, dann sagte er, dass das bestimmt eine große Rolle spielte und dass die Liebe zu Russen schon seit langem verging.

XXXXXXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXXXXXXX XXXXX XXXXX XXX XX XX XXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXX XXXXX XXXXXX XXXXXX XXX XX XXXXX XXXXXX XXXXX. Valera schrieb seine Bewerbungen weiter, aber mit etwas weniger Hoffnung, weil er sich in die Zeit schickte und die Mißgunst der Verhältnisse wahrnahm. Nach drei Jahren wurde er zur zuständigen Fallmanagerin eingeladen, die seine Bewerbungen las und stellte fest, dass Valera Deutsch überhaupt nicht konnte. So wurde er zum zweiten Mal zum Deutschkurs geschickt. Er wollte seinerseits nicht unnötig Porzellan zerbrechen und ging zum Kurs, wo er wieder kein Herzblatt der Lehrerin war. Nach dem Kurs schrieb er seine Bewerbungen weiter.

Es verging noch zwei Jahren und er wurde zur zuständigen Fallmanagerin eingeladen, die seine Bewerbungen las und stellte fest, dass Valera gar keine Bewerbungen schreiben konnte und er wurde zum Bewerbungskurs geschickt. Nach dem Kurs schrieb er seine Bewerbungen weiter.

Zwei Jahre später wurde Valera zur zuständigen Fallmanagerin eingeladen, die seine Bewerbungen las und stellte fest, dass Valera Deutsch überhaupt nicht konnte. So wurde er zum dritten Mal zum Deutschkurs geschickt. Nach dem Kurs schrieb er seine Bewerbungen weiter. Zwischen diesen Kursen belegte Valera noch andere, kleinere Kurse – Computerkurs für Anfänger, Fundraisingskurs, Vorstellungsgesprächskurs. Valera begann in verschiedenen freiwilligen Organisationen zu arbeiten, aber nicht als Physiker.

Valera kam zu sich in einem hellen Zimmer. Man legte ihm einen Verband um den Kopf an. Er fühlt sein linkes Bein nicht. Er sieht, dass das Bein geschient wurde. Ein Mädchen in blauem Kittel kommt ins Zimmer. Es begrüßt Valera freundlich. Valera denkt, dass sie Krankenschwester sein soll. Er fragt sie, was passiert ist. Die Krankenschwester erklärt ihm, dass es einen Unfall war. Sie teilte ihn mit, dass bald ein Arzt kommt und alle seine Fragen beantwortet. Dann verabschiedet sie sich und er schläft ein.

Valera wacht wieder auf. Er fühlt, dass es noch jemand im Zimmer gibt. Er öffnet seine Augen. Ein Mann im weißen Kittel steht ihm gegenüber. Hinter ihm scheint die Sonne, so sieht Valera nur seine Kontur. Er nimmt an, dass der Mann der Arzt sein soll und fragt ihn nach seinen Verletzungen. Der Arzt antwortet, dass Valera sich vor nichts fürchten soll. Er kommt näher und jetzt sieht Valera ihn ganz deutlich. Der Arzt kommt ihm irgendwie bekannt vor. Er fragt den Arzt, ob sie sich schon mal irgendwo begegneten. Der Arzt sieht ihn fröhlich zu und sagt Bestimmt kennen wir uns, Genosse Pawlowskij. Jetzt erkennt Valera ihn. Das ist Löscha Inow. Wann hast du Arztausbildung gemacht? fragt er. Hab nie gemacht antwortet der Mann in weißem Kittel. Mach dir keine Sorgen, deinem Bein passiert nichts. Genauer gesagt, du wirst dich nicht mehr dafür interessieren. Als er spricht, kommt er nah zum Valeras Bett und nimmt ihm das Kissen weg. Du solltest nicht auf einem Kissen liegen, sagte er. Deine Kopfwunden ertragen das nicht. Valera merkt nun, dass aus unbekannten Gründen sie beide Deutsch sprechen.