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Als der Pilot aus dem Cockpitfenster schaute, gewahrte er eine schwarze Limousine, die über die Rollbahn kurvte und am Fuß der Rampe vorfuhr. Vier Personen stiegen hinten aus. Zwei eilten schnell die Stufen hinauf, während die beiden anderen die Blicke übers Flughafengelände schweifen ließen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht beobachtet wurden. Als ihnen nichts Derartiges auffiel, rannten auch sie die Treppe hinauf und schlossen die Tür des Jets hinter sich.

Ein Angehöriger des Bodenpersonals trennte die Dieselgeneratoren von der 737, schob dann die Rampe zurück und wartete ab, während der Pilot die Triebwerke startete. Nachdem er den Tower um die Starterlaubnis gebeten hatte, rollte er mit der Maschine hinaus zur Startbahn und brachte sie in Position. Eine Zwischenlandung in Spanien — zum Auftanken — eingerechnet, würden sie ihr Ziel in vierzehn Stunden erreichen.

Sobald die Maschine abgehoben hatte, neigte der Mann vom Bodenpersonal den Kopf zu dem kleinen Mikrofon, das an seinem Parka neben der Kapuze befestigt war.

»Sie sind gestartet«, war alles, was er sagte.

»Verstanden«, antwortete Hanley.

Seit seinem Gespräch mit Hanley hatte Cabrillo die Schneekatze fast eine Stunde lang bergauf gesteuert. Er hielt an, schloss sorgfältig seinen Parka und verließ das Führerhaus. Nachdem er die Lampen auf dem Dach so ausgerichtet hatte, dass er die Bergflanke überblicken konnte, stapfte er nach vorne, um vom Kühlergrill Eis zu schlagen. Er war gerade im Begriff, wieder einzusteigen, als er glaubte, in der Ferne ein dumpfes Dröhnen zu hören. Er griff ins Führerhaus, drehte den Zündschlüssel um und brachte den Motor der Thiokol zum Verstummen. Dann lauschte er noch einmal.

Das Geräusch wurde vom Wind getragen, brandete auf und flaute wieder ab. Schließlich konnte Cabrillo es identifizieren, daraufhin kletterte er in die Führerkanzel der Raupe und angelte sich das Telefon vom Beifahrersitz.

»Max«, sagte er hastig, »hier ist gerade ein Helikopter im Anflug. Hast du jemanden losgeschickt?«

»Ganz sicher nicht, Juan«, antwortete Hanley. »Was deinen schnelleren Transport betrifft, daran arbeiten wir noch.«

»Kannst du irgendwie in Erfahrung bringen, was hier los ist?«

»Ich versuche mal, mich in einen DOD-Satelliten zu hängen und rauszukriegen, wer es ist. Aber das kann fünfzehn bis zwanzig Minuten dauern.«

»Ich würde schon gerne wissen, wer da meine Party stören will«, sagte Cabrillo.

»Was wir bisher haben feststellen können, ist, dass sich ganz in deiner Nähe eine unbemannte Radarstation der Air Force befindet«, sagte Hanley. »Vielleicht wird sie noch in irgendeiner Form benutzt — und die Air Force hat jemanden losgeschickt, um Reparaturen durchzuführen oder etwas in dieser Richtung.«

»Seht mal zu, was ihr rauskriegen könnt«, sagte Cabrillo, während er den Zündschlüssel umdrehte und den Motor anließ. »Ich schätze, ich werde gleich bei der Höhle sein.«

»Wir gehen der Sache auf den Grund«, versprach Hanley.

Indem er den Schnee mit Hilfe eines Schlittens platt gewalzt hatte und mit ungefähr einem Dutzend Kool-Aid-Getränkekartons war es Ackerman gelungen, auf einer kleinen Hochebene nur siebzig Meter vom unteren Höhleneingang entfernt einen Landeplatz zu schaffen und mit einem großen X zu markieren. Stolz betrachtete er sein Werk. Eigentlich sollte der Helikopter darauf landen können, ohne den Berg mit den Rotorblättern zu streifen. Es war nicht ungefährlich, doch es war das Beste, was man auf der Flanke eines Berges zustande bringen konnte.

Er zog sich in den Höhleneingang zurück und beobachtete, wie sich der Hubschrauber dem Landeplatz näherte, kurz darüber verharrte und dann aufsetzte. Der Rotor wurde langsamer, blieb dann stehen, und ein Mann stieg aus der Führerkanzel.

Durch das offene Fenster hörte Cabrillo den Helikopter landen, hatte jedoch wegen des Schneetreibens und der herrschenden Dunkelheit nicht beobachten können, wie er aufsetzte. Jedenfalls befand er sich in nächster Nähe — wenigstens das wusste er mit Sicherheit. Er wickelte Nylongamaschen um die Beine seiner Daunenhose und holte ein Paar Schneeschuhe von der Ladepritsche. Mit seinen Stiefeln schlüpfte er in die Bindungen und befestigte sie. Dann nahm er den Pappkarton von der Ladefläche. Darin befand sich die Attrappe, die Kevin Nixon, das technische Genie der Corporation, gebastelt hatte.

Nun brauchte er nur noch unbemerkt in die Höhle einzudringen und den Austausch vorzunehmen.

»Der Boss hat mich hergeschickt«, sagte Clay Hughes zu John Ackerman, nachdem er zum Höhleneingang hochgestiegen war, »damit ich mir Ihren Fund ansehe.«

Ackerman lächelte voller Stolz. »Es ist ein Prachtstück«, sagte er, »höchstwahrscheinlich die bedeutendste archäologische Entdeckung dieses Jahrhunderts.«

»So viel habe ich auch schon gehört«, sagte Hughes und drang in die Höhle vor. »Und ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass Sie angemessen belohnt werden.«

Ackerman hielt eine bereits brennende Laterne hoch und war schon dabei, Hughes in die Höhle zu führen.

»Sehe ich es richtig, dass Sie für die Public Relations zuständig sind?«

»Dafür und für andere Bereiche«, entgegnete Hughes bewusst vage und blieb unter der Öffnung in der Höhlendecke stehen. Ein paar Tage zuvor hatte Ackerman die Holzleiter aus der oberen Höhle herangeschafft und sie durch die Öffnung heruntergelassen. Sie erleichterte den Zugang.

»Wir sollten raufsteigen, damit ich Sie herumführen kann«, schlug Ackerman vor.

Die beiden Männer kletterten in die obere Höhle hinauf.

Clay Hughes spielte seine Rolle weiter, während Ackerman wortreich von dem sensationellen Fund berichtete. In Wahrheit hatte er aber nur einen einzigen Plan. Sobald er diesen ausgeführt hätte, würde er umgehend verschwinden.

Juan Cabrillo stapfte suchend auf der Bergflanke umher, bis er auf eine Stelle stieß, wo der Schnee teilweise geschmolzen war. Er bückte sich und entdeckte eine kleine Öffnung im Berghang, die durch zahlreiche Steine markiert war, die im Schnee lagen und aussahen, als seien sie durch den Eingang hinausgeworfen worden. Warme Luft drang aus dem Innern des Berges heraus und taute den Schnee in der Nähe der Öffnung. Nachdem er das Geröll so weit weggeräumt hatte, dass er in den Berg eindringen konnte, gelangte er in den Gang der oberen Höhle, wobei er den Karton hinter sich her zog.

Er stellte fest, dass er hier aufrecht stehen konnte.

Sofort marschierte er los, um in Erfahrung zu bringen, wohin dieser Gang führte.

Eiskalt, wie er war, fand Hughes die Höhle und den Saal im Innern des Berges trotzdem beeindruckend. Ackerman stand neben dem Meteoriten auf seinem Altar und streckte wie der Quizmaster einer Fernsehshow die Arme aus, als wolle er den Kandidaten und Zuschauern den ersten Preis präsentieren.

»Wunderschön, nicht wahr?«, schwärmte er.

Hughes nickte, dann holte er einen tragbaren Geigerzähler aus der Tasche. Er schaltete ihn ein und hielt ihn an den Meteoriten. Die Werte, die er aufzeichnete, lagen weit außerhalb der Messskala. Zwei Stunden lang dieser Strahlung ausgesetzt, und er wäre verseucht und würde schwere Schäden davontragen. Er begriff, dass er den Fund für die Rückkehr nach Kangerlussuaq sorgfältig abschirmen müsste.

»Haben Sie viel Zeit in nächster Nähe dieses Objekts zugebracht?«, wollte Hughes von Ackerman wissen.

»Ich hab das Ding von allen Seiten untersucht«, antwortete Ackerman.

»Haben Sie sich danach irgendwie schlecht gefühlt? Sind Ihnen irgendwelche Veränderungen bei sich aufgefallen?«

»Ich hatte mehrmals Nasenbluten«, gab Ackerman zu. »Doch das lag wohl an der trockenen Luft in der Höhle.«

»Ich denke, Sie leiden unter einer leichten Strahlenkrankheit«, sagte Hughes. »Ich muss wohl erst mal zum Hubschrauber zurück, um etwas zu holen, womit man dieses Ding wirkungsvoll abschirmen kann.«