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Weniger als zwei Minuten waren verstrichen, seit Al-Khalifa begonnen hatte, seinen Plan in die Tat umzusetzen.

Nur noch ein paar weitere Minuten, und er wäre mit seiner Beute unterwegs.

»Alles klar«, sagte Pete Jones.

Die Einsatzteams der Corporation waren mit kleinen Hochleistungslampen ausgestattet, die an ihren Gürteln befestigt waren. Acht dünne Lichtstrahlen erhellten den Flur vor der Tür zur Suite des Emirs.

»Das grüne Licht hat gebrannt«, rief Bob Meadows, nachdem er eine zusätzlich vorbereitete Schlüsselkarte durch den Schlitz des Lesegeräts an der Tür des Emirs gezogen hatte, »aber die Tür lässt sich nicht öffnen!«

»Halis«, rief Jones, »fahr mit Lincoln in die Garage runter und blockiert die Ausfahrt.«

Beide Männer machten sich eilends auf den Weg.

»Monica, Cliff«, fügte er hinzu, »macht den Hotelausgang dicht.«

»Und jetzt, Bob, zurück«, befahl Pete Jones. »Ich sprenge die Tür auf.«

Er holte eine runde Metallscheibe aus der Tasche, entfernte den Schutzstreifen von der Klebefläche, klatschte die Scheibe auf die Tür und legte einen kleinen Schalter am Außenrand um.

»Sir«, rief er gegen die Tür, »gehen Sie in Deckung, wir kommen jetzt rein.«

Pete Jones und Bob Meadows zogen sich ein Stück in den Korridor zurück und warteten darauf, dass die Ladung explodierte. Sobald sie losgegangen war, kam Jones wieder angerannt und warf sich durch die zersplitterten Reste der Tür. Er eilte zum Schlafzimmer und richtete den Lichtstrahl seiner Lampe auf das Bett. Es war leer. Als er den Raum absuchte, entdeckte er das Loch im Fußboden. Daraufhin hakte er sein Walkie-Talkie vom Gürtel und rief die Oregon.

»Alarmstufe Rot«, meldete er, »die Hauptperson wurde entführt.«

Während er auf Antwort wartete, unterzog Pete Jones das Schlafzimmer einer flüchtigen Inspektion. »Bob, sieh mal nach, wie es da unten aussieht.«

Meadows kletterte durch die Öffnung.

»Was läuft bei euch, Pete?«, fragte Hanley, nachdem er sich gemeldet hatte.

»Sie haben sich unseren Mann geschnappt«, antwortete Jones schnell.

»Also das«, sagte Max Hanley langsam, »gehörte nicht zu unserem Plan.«

»Hier ist die Treppe zu Ende«, sagte Al-Khalifa zu seinem mit Klebeband geblendeten Begleiter.

Al-Khalifa trug noch immer sein Nachtsichtgerät, doch soweit er erkennen konnte, machte Seine Exzellenz keinen sonderlich furchtsamen Eindruck. Er gehorchte Al-Khalifas Befehlen und folgte ihm, als hätten ihm seine Sicherheitsleute eingebleut, auf keinen Fall Widerstand zu leisten.

»Hier entlang«, sagte Al-Khalifa, öffnete die Tür zur Garage und zog den Emir am Arm hinter sich her.

Esky erschien im gleichen Moment im Nachtsichtgerät, in dem Al-Khalifa von oben Schritte auf der Treppe hörte.

»Öffnen Sie die Hecktür des Vans und holen Sie das Motorrad heraus!«, brüllte er.

Esky rannte zum Kleinbus, riss die Hecktür auf und zog eine Rampe heraus. Dann stieg er in den Van und schob das Motorrad die Rampe hinunter. Die stählernen Spikes, die in die Reifen des Motorrads eingelassen waren, klickten wie Heuschrecken auf der stählernen Rampe. Al-Khalifa hatte es mittlerweile geschafft, den Emir bis zum Van zu zerren. Er beugte sich ins Heckabteil und holte ein AK-47 Sturmgewehr heraus. Während er den Emir mit einer Hand am Hemd festhielt, drehte er sich um und zielte mit dem Gewehr auf die Tür. Sobald Hali Kasim, gefolgt von Franklin Lincoln, das Treppenhaus verließ und durch die Tür herauskam, eröffnete er das Feuer. Gleichzeitig betätigte Esky den Anlasserknopf. Der Motor der Seitenwagenmaschine, einer BMW 650, erwachte brüllend.

Kasim wurde am Arm getroffen, schaffte es jedoch, sich rechtzeitig bäuchlings auf den Boden zu werfen und unter den nächsten Wagen zu rollen. Lincoln hatte mehr Glück, konnte einem Treffer entgehen, kauerte sich neben seinen Partner und zog die Pistole. Er konnte jedoch nur wenig damit ausrichten, da sich der Emir in seinem Schussfeld befand.

»Halten Sie mir den Rücken frei«, befahl Al-Khalifa und reichte Esky das Gewehr.

Esky brachte die Waffe in Anschlag und begann, den Bereich vor dem Treppenhaus mit kurzen Feuerstößen zu beharken. Al-Khalifa stieß den Emir in den Seitenwagen und schwang sich auf das Motorrad. Er betätigte den Kupplungshebel, legte mit einer Fußbewegung den Gang ein, dann drehte er am Gasgriff und zog die BMW vom Van weg. Gleichzeitig verstärkte Esky das Feuer.

Al-Khalifa lenkte die Maschine zu der Rampe, die aus der Tiefgarage herausführte, und kurvte zur Straße hoch.

Franklin Lincoln hielt das Mikrofon an seinem Revers an die Lippen und rief die Oregon.

»Die Hauptperson befindet sich im Beiwagen eines Motorrads«, rief er.

Mit seinem unversehrten Arm brachte Kasim die Pistole in Anschlag. Er zielte sorgfältig und feuerte drei Kugeln ab. Die erste Kugel traf Esky in den Unterleib, die zweite ins Herz und die dritte in den Hals. Er kippte um wie ein Sack Kartoffeln, und das AK-47 landete klappernd auf dem Asphalt. Lincoln rannte hinüber zum Van, beförderte das Gewehr mit einem Fußtritt in sichere Distanz und beugte sich über den Sterbenden. Der Motorenlärm der BMW entfernte sich und wurde leiser und leiser.

Am Ende der Rampe und auf Straßenniveau stieg das Vorderrad der BMW auf Grund der rasanten Beschleunigung leicht in die Luft. Al-Khalifa warf sich mit seinem gesamten Körpergewicht nach vorne, um das Rad auf die Straße zu drücken, und schoss aus der Tiefgarage auf die Straße vor dem Hotel. Er wandte sich nach rechts, fuhr die Steintun Strato hinunter und folgte ihr einige Blocks weit, bis sie die Saebraut kreuzte, wo er nach Osten abbog und in Richtung Hafen jagte. Die vierspurige Schnellstraße führte aus der Stadt hinaus, es herrschte kein nennenswerter Verkehr.

Al-Khalifa streifte den Emir im Beiwagen mit einem irritierten Blick — der Mann machte einen merkwürdig unerschrockenen Eindruck.

Nachdem sie durch die Hotelhalle gerannt und durch den Hotelausgang gestürmt waren, erhaschten Monica Crabtree und Cliff Hornsby einen letzten Blick auf das davonbrausende Motorrad. Sie begaben sich eilends zu ihrem schwarzen Geländewagen, den sie vor dem Hotel geparkt hatten.

»Okay, Leute«, meldete sich Max Hanley per Funk aus dem Kontrollraum auf der Oregon, »unsere Hauptperson ist mit einem BMW-Motorrad unterwegs.«

Cliff Hornsby öffnete die Zentralverriegelung des Geländewagens und schwang sich auf den Fahrersitz. Monica Crabtree griff nach dem Walkie-Talkie, während sie sich auf den Beifahrersitz schob.

»Sie sind nach Osten abgebogen und fahren zum Hafen«, meldete sie. »Wir nehmen die Verfolgung auf.«

Al-Khalifa drehte am Gasgriff und beschleunigte die BMW auf der schneebedeckten Straße auf hundertzwanzig Stundenkilometer. Nachdem sie drei Abzweigungen unbehelligt passiert hatten, fuhren sie über eine Hügelkuppe und waren von Reykjavik aus nicht mehr zu sehen. Indem er sich auf den Straßenrand konzentrierte, entdeckte er eine Fahrspur, wo er am Tag zuvor Schnee mit einem gemieteten Schneemobil aufgehäuft hatte. Er bog auf den schmalen Streifen festgestampften Schnees ein und fuhr über einen weiteren kleinen Hügel. Ein kleiner Fjord, auf dessen Oberfläche sich eine dünne Eisdecke gebildet hatte, reichte fast bis zum Fuß des Berges. Plötzlich schien die Zivilisation unendlich weit entfernt zu sein.

Dort, auf einer kleinen Fläche festgedrückten Schnees wartete ein Kawasaki-Helikopter.

Cliff Hornsby bremste den Geländewagen leicht ab, während sie die erste Abzweigung passierten, und hielt im Schnee Ausschau nach verräterischen Spuren. Da er nichts dergleichen fand, gab er gleich wieder Gas und kontrollierte die nächste Abzweigung. Ständig bremsen zu müssen, um die Nebenstraßen zu überprüfen, war zwar zeitraubend, Cliff Hornsby und Monica Crabtree hatten aber keine Wahl. Das BMW-Motorrad war nirgendwo zu sehen.