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Cabrillo eilte durch den Höhlengang in Richtung der Stimmen. Hinter einer großen Steinformation ging er in Deckung und lauschte den beiden Männern.

»Ich muss wohl erst mal zum Hubschrauber zurück, um etwas zu holen, womit man dieses Ding wirkungsvoll abschirmen kann«, sagte einer von ihnen gerade. Er hörte, wie sich die beiden Männer entfernten, und dann wurde es in der Höhle dunkel. Gespannt wartete er ab, was als Nächstes geschehen würde.

»Warten Sie hier«, sagte Hughes, als sie den Eingang der unteren Höhle erreichten.

Ackerman verfolgte, wie Hughes den Berghang hinunterging, neben dem Hubschrauber stehen blieb und die hintere Tür öffnete.

»Ich bin in ein paar Minuten zurück«, sagte er zu Neilsen, während er den Kasten vom Rücksitz nahm, »dann können wir sofort wieder aufbrechen.«

»Mir nur recht«, erwiderte Neilsen und deutete mit einem Kopfnicken auf das dichte Schneetreiben.

Hughes kletterte mit dem Kasten unterm Arm zum Höhleneingang hinauf. Während er die Höhle betrat, nickte er Ackerman zu. »Ich habe was mitgebracht, das Ihre Beschwerden ein wenig lindert«, sagte er. »Ich gebe es Ihnen gleich.«

Cabrillo wartete eine Minute, bis er sicher sein konnte, dass er allein war, dann holte er einen Plastikbeutel aus der Tasche und riss ihn am oberen Ende auf. Er entnahm ihm eine längliche Röhre, die er in der Mitte knickte, als wolle er französisches Weißbrot durchbrechen, und sofort begann die Röhre zu leuchten. Mit Hilfe dieser Lichtquelle, die ihm half, seine Umgebung zu erkennen und sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, ging er langsam auf den Meteoriten zu. Er hatte den Altar schon fast erreicht, als er hörte, wie ein Schuss fiel.

Schnell griff er in eine andere Tasche seines Overalls, förderte ein in Folie eingeschweißtes Päckchen zutage, riss mit den Zähnen den oberen Rand ab und streute den Inhalt auf den Meteoriten. Dann, als schnelle Schritte näher kamen, huschte er hinter einen Felsvorsprung in der Nähe und verstaute das grün schimmernde Knicklicht in einer Tasche.

Ein hoch gewachsener Mann mit einer Laterne in der Hand ging zum Altar, hob den Meteoriten an und legte ihn in einen Kasten. Cabrillo hatte das Gewehr in der Schneekatze zurückgelassen, daher gab es nichts, was er im Augenblick tun konnte. Er musste versuchen, irgendwo im Innern der Höhle den Meteoriten in seinen Besitz zu bringen.

Indem er den Griff der Laterne zwischen die Zähne nahm, schleppte der Mann den Kasten hinaus.

Cabrillo wartete, bis das Licht der Laterne nicht mehr zu sehen war, dann benutzte er wieder seine chemische Lichtquelle, um dem Fremden durch den Höhlengang zu folgen. Er vermutete, dass die Männer den Meteoriten irgendwo anders untersuchen würden, und beschloss, aktiv zu werden, wenn er die Männer fände.

Dann prallte er gegen die Leiter und stürzte beinahe in die Öffnung im Höhlenboden.

Cabrillo lauschte aufmerksam auf eine Reaktion, die ihm anzeigte, dass sie das Geräusch gehört hatten, doch als sich nichts rührte, stieg er die Leiter hinunter. Unten angekommen, trat er auf Ackermans Körper.

16

Sobald Max Hanley im Besitz der Nachricht war, dass sich zur Zeit der Entführung des Emirs kein isländischer Privat- oder Militärhubschrauber in der Luft befunden hatte, war es ein Kinderspiel, diese Information mit den Verkehrsdaten des Hafens zu vergleichen, um festzustellen, welche Schiffe etwa um die gleiche Zeit ein- oder ausgelaufen waren.

Er brauchte nicht lange, um die Akbar als ihr wahrscheinlichstes Ziel zu identifizieren.

Nach einer Überprüfung der Satellitendaten nahm er an, dass die Akbar in nördlicher Richtung durch die Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland dampfte. Während er das sofortige Auslaufen einleiten ließ, befahl er außerdem, den magnetohydrodynamischen Antrieb einzusetzen, sobald sie sich in freiem Wasser befanden. Daraufhin erreichte die Oregon eine Geschwindigkeit von dreißig Knoten und schlängelte sich zwischen den Eisbergen hindurch wie ein Skiläufer zwischen den Slalomstangen auf einem steilen Eishang. Er versuchte abermals, Juan Cabrillos Telefon zu erreichen, hatte aber auch diesmal kein Glück.

In diesem Augenblick betrat Michael Halpert den Kontrollraum. »Sie haben die Besitzverhältnisse gezielt verschleiert«, sagte er, »deshalb war uns der Kahn nicht verdächtig.«

»Und wer ist nun der wahre Eigentümer?«, wollte Hanley wissen.

»Die Hammadi-Gruppe.«

»Al-Khalifa«, sagte Max Hanley. »Wir wussten, dass er es auf den Emir abgesehen und entsprechende Pläne vorbereitet hatte. Hätten wir allerdings auch gewusst, dass im Hafen eine Jacht liegt, die unter seinem Befehl steht, wäre die ganze Geschichte vielleicht völlig anders gelaufen.«

Eric Stone schwang in seinem Drehsessel herum. »Max«, sagte er, »ich habe die von dir gewünschte Verbindung hergestellt. Das Helikoptersymbol ist auf dem Schirm zu sehen. Es handelt sich um einen Eurocopter Modell EC-130B4. Ich lasse gerade die Registrierung überprüfen.«

Hanley warf einen Blick auf den Bildschirm. »Warum haben wir zwei Blips?«

Stone starrte auf das Bild, dann vergrößerte er den entsprechenden Ausschnitt. »Das zweite Echo ist gerade erst auf dem Schirm erschienen«, sagte er. »Es ist zwar nur eine Vermutung, aber ich würde sagen, mittlerweile ist noch ein zweiter Helikopter in der Gegend unterwegs.«

Cabrillo hielt sein grünes Knicklicht hoch, bückte sich und legte einen Finger auf Ackermans Hals. Er spürte einen schwachen Puls. Dann bewegte sich der Archäologe und wachte auf. Seine Augen waren wässrig, seine Haut zeigte ein gespenstisches Grau, und seine Lippen bewegten sich kaum.

»Sie sind nicht …«, flüsterte er.

»Nein«, sagte Cabrillo, »ich bin nicht der Mann, der auf Sie geschossen hat.«

Cabrillo schob Ackermans Jacke zur Seite, holte ein Messer aus der Tasche und schnitt damit Ackermans Hemd auf. Die Wunde sah schlimm aus. Arterielles Blut wallte aus der Öffnung wie Brunnenwasser aus einer zu starken Pumpe.

»Haben Sie einen Erste-Hilfe-Kasten?«, fragte Cabrillo.

Ackerman deutete mit einer matten Geste auf einen Nylonsack neben einem Klapptisch, der in der Nähe stand. Cabrillo holte den Sack, öffnete seinen Reißverschluss und angelte dann das Notfallpaket heraus. Es entpuppte sich als ein Plastikkasten, dem er nun mehrere Mullkompressen und Heftpflasterstreifen entnahm. Er riss die Verpackungen auf, während er zu Ackerman zurückkehrte. Dann legte er einen Stapel Kompressen auf die Wunde und klebte sie in dieser Position fest. Anschließend ergriff er Ackermans Hand und legte sie behutsam auf die Wunde.

»Behalten Sie Ihre Hand genau dort«, sagte Cabrillo, »ich bin gleich zurück.«

»Der Geist«, flüsterte Ackerman, »der Geist hat das getan.«

Cabrillo machte auf dem Absatz kehrt und spurtete zum Höhleneingang. Aus der Finsternis drang der Lärm der anlaufenden Turbine des Eurocopters zu ihm. Ein paar Schritte später konnte er auch den Widerschein der blinkenden Positionslampen auf seinem Rumpf erkennen.

Dann erschien in der Ferne eine zweite Gruppe blinkender Lichtquellen.

Al-Khalifa war ein hervorragender Hubschrauberpilot. Zu verdanken hatte er dies einem gefälschten Studentenvisum und 100000 Dollar an Schmiergeldern sowie dem Unterricht an der Flugschule in Südflorida, die er ein Jahr lang besucht hatte. Aufmerksam inspizierte er durch die Windschutzscheibe das Terrain am Mount Forel. Er hatte soeben eine orangene Schneekatze auf etwa halber Höhe des Berghangs entdeckt, als der andere Hubschrauber auftauchte.

Das Glück ist ein launischer Geselle — wäre er nur fünf Minuten später gekommen, seine große Chance wäre ihm entgangen.

Innerhalb von Sekunden überblickte Al-Khalifa die Situation und entwickelte sofort einen Plan.