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Gelassen sagte Allday:»Nichts zu befürchten, Captain. Sie müssen bloß wieder gesund und kräftig werden. «Er grinste.»Diese ganze Hafenroutine war eine gute Schulung für die jungen Herren. «Er sah, daß Bolitho wieder die Augen öffnete, und fuhr fort:»Der Leutnant von der Snipe hat übernommen und die ganze Zeit als Erster Offizier Dienst gemacht. Das Flaggschiff hat zugestimmt, Captain. «Er unterdrückte ein Lächeln.»Sie brauchen nur noch zu bestätigen.»

Beruhigt sagte Bolitho:»Dann muß er ein guter Offizier sein.»

«O ja, das ist er. «Jetzt konnten Allday und Gimlett ihr Grinsen nicht mehr zurückhalten.

Bolitho starrte mit wachsender Gereiztheit von einem zu anderen.»Na? Was soll dieses verdammte Getue?«rief er; aber das strengte ihn so an, daß er erschöpft in die Kissen zurückfiel und nicht einmal Widerstand leistete, als Gimlett ihm die Stirn mit einem feuchten Tuch wischte.

Dann hörte er eine Bewegung an der Tür und Alldays gelassene Stimme:»Das wird er sein, Captain. «Er wartete nicht erst, bis Bolitho etwas sagte, sondern ging zur Tür und öffnete sie. Die Hyperion hatte an ihrem Kabel so geschwojt, daß die kleine Kajüte im Augenblick in tiefem Schatten lag. Und als Bolitho den Hals reckte, um den Mann im Türrahmen zu erblicken, glaubte er zunächst, noch im Fiebertraum zu liegen. Denn da war das weiße Dreieck wieder. Doch als er schärfer hinsah, merkte er, daß es sich weder um eine Phantasiegebilde noch um eine Alptraumszene handelte. Der Leutnant trug einen Arm quer vorm Leib in einem Dreieckstuch, das sich von seiner dunklen Gestalt tatsächlich so hell wie ein kleines Segel abhob.

Als das Schiff langsam zurückschwojte und das Licht nun voll auf des Mannes Antlitz fiel, vergaß Bolitho Fieber und Spannung. Immer noch fehlten ihm die Worte, doch er wußte, daß der andere ähnlich bewegt war.

Endlich brachte er hervor:»Um Gottes willen, sagt mir, daß ich nicht träume!»

Lachend antwortete Allday:»Das ist er, Captain, Lieutenant Thomas Herrick — oder was noch von ihm übrig ist!»

Bolitho zog die Hand aus den Decken und ergriff Herricks Rechte, die dieser ihm entgegenstreckte.»Es tut wirklich gut, Sie zu sehen, Thomas. «Er fühlte den festen, harten Gegendruck, den er von früher kannte.

Ernst blickte Herrick auf ihn herunter.»Und ich kann gar nicht sagen, wie mir zumute ist, Sir. «Er schüttelte den Kopf.»Es ging Ihnen dieser Tage ziemlich schlecht, aber bald wird alles wieder beim alten sein.»

Bolitho konnte die Hand nicht loslassen.»Jetzt wird es bestimmt besser, Thomas. «Das Wiedersehen mit Herrick hatte ihn so mitgenommen, daß er sich plötzlich ganz schlapp fühlte; doch er fragte weiter:»Wo haben Sie gesteckt? Was haben Sie gemacht?»

Allday unterbrach.»Ich glaube, Captain, Sie sollten sich eine Weile ausruhen. Später kann ich Ihnen…»

«Maul halten, verdammt!«krächzte Bolitho.»Oder ich lasse dich auspeitschen!»

Doch Herrick sagte:»Er hat recht, Sir. Liegen Sie schön ruhig, ich erzähle Ihnen schon, was es zu erzählen gibt.»

Bolitho legte sich zurück und schloß die Augen. In dem gleichen gelassenen Ton, den er so gut kannte, begann Herrick seinen Bericht. Sofort hatte Bolitho ihn wieder vor Augen, wie er damals gewesen war: der eigensinnige, idealistische Leutnant an Bord der Phalarope in den westindischen Gewässern, und später auf der Fregatte Tempest in der weiten Wasserwüste der Südsee. Und vor allem sah er ihn als das, was er in erster Linie war: ein treuer Freund, dem er vertraute.

Herrick hatte sich etwas verändert, war breiter geworden und hatte graue Strähnen im Haar. Aber sein rundes Gesicht strahlte immer noch Zuverlässigkeit aus, und die Augen, die Bolitho jetzt in seiner Koje forschend musterten, leuchteten so blau wie bei ihrem ersten Zusammentreffen.

Gelassen berichtete Herrick:»Als die Tempest im Jahr 1791 abgerüstet wurde, hatte ich die feste Absicht zu warten, bis ich wieder unter Ihnen anmustern konnte. Ich nehme an, Sie wußten das. «Er seufzte.»Aber als ich nach Hause, nach Rochester kam, war mein Vater tot, und das Geld reichte gerade zum Überleben. Mein Vater war Schreiber; ihm gehörte nicht einmal das Haus, in dem wir aufgewachsen waren. Und ich war auf Halbsold; da mußte ich nehmen, was ich kriegen konnte. Ich heuerte auf einem Ostindienfahrer an. Früher hatte ich mir geschworen, das niemals zu tun, aber jetzt war es noch ein Glück für mich — große Teile der Kriegsmarine waren abgerüstet, und die Leute lungerten beschäftigungslos an Land herum. Ich dachte, bis ich wieder nach England zurückkam, wären Sie vielleicht gesund. Aber da hatten wir schon Krieg.»

Mühsam warf Bolitho ein:»Ich habe versucht, Sie zu finden, Thomas. «Er öffnete die Augen nicht, merkte aber, daß Herrick sich aufrichtete.

«Tatsächlich, Sir?»

«In Rochester. Ich habe mit Ihrer Mutter gesprochen und mit Ihrer Schwester, die Sie in all den Jahren unterstützt haben. Ich wußte gar nicht, daß sie gelähmt ist.»

Herrick war tief betroffen.»Sie hat mir nie davon erzählt.»

«Ich hatte sie darum gebeten. Sie waren auf See, und da ich Sie gut genug kenne, dachte ich, Sie würden Ihre sichere Stellung sofort aufgeben, wenn Sie glaubten, ich hätte Ihnen ein Schiff anzubieten. Und das war damals nicht der Fall.»

Wieder seufzte Herrick.»Es waren schwierige Zeiten, Sir. Aber ich bekam eine Stelle auf der Snipe und stach mit dem Sträflingskonvoi von Torbay aus in See. In Gibraltar erhielten wir neue Segelorder, und das andere wissen Sie ja.»

Bolitho öffnete die Augen und blickte Herrick aufmerksam ins Gesicht.»Aber Tudor, Ihr Kommandant, war doch in Gibraltar bei mir an Bord. Er wußte, daß ich einen erfahrenen Ersten brauchte. Er muß es Ihnen doch gesagt haben.»

Herrick wandte den Blick ab.»Hat er auch. Aber ich habe Sie verlassen, als die Tempest außer Dienst gestellt wurde. Nun wollte ich nicht eine alte Freundschaft ausnutzen, um mir neue Vorteile zu verschaffen.»

Bolitho lächelte melancholisch.»Sie haben sich nicht verändert, Thomas. Immer noch so stolz! Aber der Verlust der Snipe war ein harter Schlag für Sie. Der Krieg weitet sich immer mehr aus, und bei dem erhöhten Bedarf müßten Sie eigentlich in kurzer Zeit Kapitän werden. Dann wären Sie auch bald Fregattenkapitän geworden und hätten das erreicht, was Sie voll und ganz verdienen. «Er bemerkte die plötzliche Verwirrung in Herricks Miene und fuhr rasch fort:»Wenn wir St. Clar eingenommen haben, wird ein dienstälterer Leutnant als Kommandant der Schaluppe Fairfax benötigt — falls es sie dann noch gibt. «Er wollte sich auf die Ellbogen aufstützen, aber Herrick drückte ihn sanft ins Kissen zurück.»Sie müssen unbedingt mit Sir Edmund sprechen, Thomas«, redete Bolitho weiter.»Wenn Sie hier an Bord bleiben, werden Sie nie Kommandant!»

Herrick stand auf und richtete seine Armschlinge.»Ich habe es schon einmal verpaßt. Nun möchte ich lieber bei Ihnen bleiben, wenn Sie mich haben wollen. «Er sah, wie Bolitho den Kopf we g-drehte, und schloß mit fester Stimme:»Das entspricht nämlich genau meinen Wünschen!»

Bolitho sah ihn wieder an — er wußte nicht, was er dazu sagen sollte.

«Außerdem«, fuhr Herrick fort und lächelte, so daß er in dem halben Licht beinahe jungenhaft aussah,»außerdem weiß ich, daß ich eine bessere Prisenchance habe, wenn ich bei Ihnen bleibe. Und vergessen Sie nicht: ich war Pomfrets Dritter auf der Phalarope. Wenn er irgendwelche Vergünstigungen zu vergeben hat, dann bestimmt nicht an mich!»

«Sie können darüber scherzen, Thomas«, erwiderte Bolitho,»aber ich glaube, Sie treffen da eine Fehlentscheidung. «Er streckte den Arm aus und ergriff wieder Herricks Hand.»Aber bei Gott, es ist eine Wohltat, Sie wieder an Bord zu haben!»

Herrick ging, und Gimlett sagte:»Ich glaube, Sie sollten ein bißchen Suppe essen, Sir.»

Bestimmt erwiderte Bolitho:»Weg mit dem Zeug! Ich stehe sofort auf, und wenn auch nur, um eure ungeschickten Pfoten loszuwerden!»