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Die Matrosen halfen ihren Verwundeten, warfen die Waffen der Piraten über Bord und stiegen wieder in ihre Boote. Halb wahnsinnig über ihre unerwartete Niederlage, fielen einige der übriggebliebenen Piraten über andere her, die Herrick für Franzosen von der Narval hielt, während der Schoner mit jedem heftigen Überholen noch höher auf das Riff geworfen wurde.

Um das Maß voll zu machen, feuerte Millers Kutter die

Drehbasse auf das Wrack ab.

Herrick schrie ihm zu:»Zum Schiff! Rudert an!»

Ihm stockte der Atem, als sich fast unter dem Bug der

Barkasse eine breite, von Muscheln dicht bewachsene

Schulter des Riffs aus dem Wasser hob. Er wartete auf den Zusammenprall, das einströmende Wasser, doch als das Boot dann klarkam, wandte er sich seinen Leuten zu. Der arme Gwynne. Ein Freiwilliger, aber nur für so kurze Zeit. Er sah zu Nielsen, dem jungen Dänen, hinüber, der hin und her schwankte, das Gesicht aschfarben vor quälenden Schmerzen. Er hatte sein Entermesser fallenlassen, und einer der Piraten hatte ihn mit dem Degen bedroht. Nielsen hatte die Klinge mit beiden Händen gepackt und auch noch dann festgehalten, als der Angreifer die rasiermesserscharfe Waffe durch seine Handflächen und Finger zurückriß. Grant, der alte Geschützmaat, zeigte in einem müden Grinsen seine tabakfleckigen Zähne.»Wir haben es geschafft, Sir. Einer weniger. «Er drehte sich zu dem Schoner um, der in einem Schauer Sprühwasser kenterte.»Jetzt kommt der nächste.»

«Aye. «Herrick blickte über das Boot hinweg, teilte den Schmerz und den Stolz seiner Leute.»Gut gemacht. «Er dachte an Bolitho und das, was er sagen würde. Es war erst der Anfang, aber sie hatten gezeigt, was sie leisten konnten.

XVIII Das ist der Tag

Bolitho bemühte sich, völlig ruhig dazustehen, als Herrick nach achtern auf ihn zugeeilt kam. Die Übelkeit kam und ging, und mehrmals hatte er geglaubt, er würde zusammenbrechen. Dennoch war ihm klar bewußt, was um ihn herum geschah, als könne er sehen, ohne selbst gesehen zu werden. Als wäre er bereits tot.

Selbst seine Stimme schien ihm aus weiter Ferne zu kommen.»Gott sei Dank, Sie sind in Sicherheit, Thomas. «Er sah zur Gangway hinüber, wo das Kommando des Bootsmanns den verwundeten und erschöpften Seeleuten aus den Booten half.

Herrick berichtete:»Sie haben sich sehr gut gehalten. Sobald der Rauch sich verzogen hat, werden Sie nichts als ein paar Sparren auf dem Riff sehen. Aber ich habe drei gute Leute verloren…«Er brach ab, weil er bemerkte, daß Lakey versuchte, ihm ein Zeichen zu geben. Doch erst, als er die Erschöpfung und Wut des Kampfes überwunden hatte, konnte er Bolitho genauer ansehen. Er sagte:»Ich — ich bedaure sehr, Sir. Ich dachte nur an mich selbst. «Er wußte nicht, wie er fortfahren sollte.»Sie müssen nach unten, auf der Stelle. «Er bemerkte Bolithos entschlossenes Kinn. Wie bei einem Mann, der sich darauf vorbereitet, daß der Chirurg sein Messer ansetzt. Von der Back kamen laute Rufe. Überrascht und verwirrt drehte Herrick sich danach um und sah ihre anderen Boote vom Ufer langsam näherkommen. Sie waren bis an die Grenze ihrer Tragfähigkeit mit Menschen beladen, hatten nur noch wenige Zoll Freibord, und über den Riemen und den Dollborden hingen die Leute wie Getreidesäcke.»Was hat das zu bedeuten?»

Borlase erwiderte mit heiserer Stimme:»Sträflinge. Er läßt sie rekrutieren.»

«Ja. «Bolitho ging langsam zur Reling, um zu beobachten, wie das erste Boot anlegte.

Die Tropfen, die der Arzt ihm gegeben hatte, hatten ihm eine gewisse Erleichterung gebracht, und Alldays Brandy brannte ihm wie Feuer in der Kehle. Er mußte ein paarmal blinzeln, um klar zu sehen, wie die Sträflinge unbeholfen durch die Netze kletterten. Sie unterschieden sich nur wenig von seinen eigenen Leuten, fand er. Plötzlich packte ihn unwiderstehlich der Drang zu handeln. Er mußte mit den Leuten sprechen, es ihnen sagen. Er sah Keen auf sich zukommen und wartete, um ihn zuerst sprechen zu lassen. Er mußte mit jedem Atemzug sparsam umgehen. Bei jeder kleinen Anstrengung brach ihm am ganzen Körper der Schweiß in Strömen aus.

Keen meldete:»Die Posten der Marinesoldaten glauben, daß der Schoner in der Nacht Spione an Land gesetzt hat, Sir. «Er blickte hilflos zu Herrick hinüber.»Sie sind nicht sicher, aber es ist möglich.»

Bolitho wartete, bis der nächste Schwindelanfall vorüber war.»Das habe ich befürchtet. Sie können sich stundenlang verstecken, tagelang. «Bitterkeit schlich sich in seine Stimme.»Sie werden unsere klägliche Tarnung bald durchschauen. «Er ging zur Reling und sah auf das Batteriedeck, die sich dort drängenden Gestalten hinunter. Herrick sagte schnell:»Überlassen Sie das mir, Sir. Ich werde ihnen erklären, was sie tun müssen.«»Nein. «Die Verzweiflung auf Herricks Gesicht bemerkte er nicht.»Ich verlange schon zu viel von ihnen, auch ohne daß… «Er schwankte und fügte hinzu:»Thomas, wenn der Feind unsere Schwäche erkennt, sind wir erledigt. Sie schlagen uns in Stücke, während wir vor Anker liegen. Wir müssen ihm auf offener See begegnen. Dazu brauchen wir Leute. Egal, woher.»

Er sah zum Himmel hinauf, zu dem flatternden Wimpel hoch über dem Deck.

«Wir haben we nig Zeit. Wenn ich mit diesen Leuten gesprochen habe, ziehen Sie die restlichen Posten von der Insel ab. «Er sprach langsam und sehr sorgfältig.»Alle von diesen Leuten, die wieder an Land wollen, bringen Sie auf die Insel zurück, ehe wir Anker lichten. Bei diesem Wind wird die Narval noch vor Mittag die Halbinsel runden. Bis dahin beabsichtige ich, in der besten Position zu sein, die ich erreichen kann.»

Er drehte sich rasch um und hob die Stimme:»Hören Sie mich an, Sie alle! Eine französische Fregatte ist auf dem Weg hierher, um gegen die Tempest zu kämpfen, und sehr wahrscheinlich wird sie durch ein weiteres Schiff unterstützt. Mir fehlen Männer, jetzt noch mehr infolge der Verluste beim Kampf gegen den Schoner der Piraten. Sie haben keinen Grund, die Autorität zu lieben, die Sie hierhergeschafft hat. Ich kann Ihnen auch nicht fest versprechen, daß ich Ihnen die Rückfahrt nach England beschaffen kann, wenn Sie das wünschen. «Er wandte sich etwas der Sonne zu, damit sie glaubten, er schließe die Augen vor dem grellen Licht und nicht, um die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken.»Aber Sie haben gesehen, was Tuke und seine Leute getan haben, und wissen, was sie noch tun werden, wenn sie dieses Schiff überwältigen. Ihre Unterstützung mag vielleicht nicht mehr bewirken, als die Niederlage hinauszuzögern. Aber ohne Ihre Hilfe wären wir jetzt schon so gut wie tot.»

Er machte eine Pause und konnte ihre widerstreitenden Gefühle beinahe körperlich spüren.

Dann rief eine Stimme:»Alles, was ich verbrochen habe, war, ein Schwein zu stehlen, Sir. Deswegen haben sie mich nach Botany Bay verbannt. Meine Familie war am Verhungern. Was konnte ein Mann da anderes tun?«Ein anderer rief voller Haß:»Meine Frau wurde von dieser Bestie Tuke abgeschlachtet, nachdem er und seine Teufel ihr Spiel mit ihr getrieben hatten. «Seine Stimme überschlug sich.»England hat mir nichts mehr zu bieten, Cap'n. Aber bei Gott, das schwöre ich Ihnen, ich werde für Sie kämpfen, wenn Sie mir sagen, was ich tun soll. «Auf dem Geschützdeck brach ein wilder Tumult aus. Matrosen und Marinesoldaten sahen gebannt zu, wie sich bei den Sträflingen Parteien bildeten, die wütend argumentierten.

Bolitho sagte schwerfällig:»Es hat nicht geklappt, Thomas. Und ehrlich gesagt, ich kann den Leuten keinen Vorwurf machen.»

Herrick befahl erbittert:»Halten Sie die Boote bereit, Mr. Keen. Mr. Fitzmaurice, geben Sie das letzte Signal an die Siedlung.»

Sie drehten sich wieder um, als ein Mann laut alle übertönte:»Wir wissen, was Sie für uns getan haben, Cap'n, und was Sie versucht haben. Wenn man nichts als Tritte und Flüche kennt, lernt man schnell erkennen, wer einem wohl will. Ja, Cap'n, ich werde für Sie kämpfen, und wenn ich morgen zur Hölle fahre.»