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Al-Sheik betrachtete das Klemmbrett auf seinem Schreibtisch. Dass die Gebetsteppiche ausgerechnet jetzt eintreffen würden, passte ihm ganz und gar nicht. Er hatte nämlich seine sämtlichen Lastwagen für andere Aufgaben verplant und im Einsatz. Ein Weitertransport der Gebetsteppiche wäre frühestens am 7. Januar durchführbar. Er wollte dafür sorgen, dass man sie am 8. mit Pestizid behandelte und sie einige Stunden lang auslüften könnten und am 9. an Ort und Stelle gebracht würden.

Damit hätte er noch immer ein Zeitpolster von vierundzwanzig Stunden bis zum offiziellen Beginn des Haddsch. Al-Sheik stellte einen riskanten Zeitplan auf, doch er hatte keine andere Wahl. Er musste sich um eine Million Dinge kümmern und hatte nur eine eng begrenzte Zeitspanne, um das Unmögliche zu vollbringen.

Alles würde am Ende gutgehen, dachte er, während er sich erhob, um sein Arbeitszimmer zu verlassen und das Bett aufzusuchen — irgendwie gelang es immer. Inshallah — so Gott will. Während er im Bett lag, ging Al-Sheik tausenderlei durch den Kopf. Als ihm nach einiger Zeit klar wurde, dass an Schlaf nicht zu denken war, stand er wieder auf und begab sich in die Küche, um eine Kanne Tee zu kochen.

Die Challenger 604 befand sich über dem Mittelmeer, als der Pilot die Tür zum Cockpit aufriss und etwas nach hinten rief.

»Mr. Cabrillo«, sagte er, »Saudi-Arabien verweigert uns die Landeerlaubnis, solange wir keine ordnungsgemäßen Einreisepapiere haben. Wir müssen schnellstens entscheiden, was zu tun ist.«

Cabrillo überlegte kurz. »Weichen Sie aus nach Katar, ich setze mich in zwei Minuten mit dem Botschafter des Emirs in Verbindung. Keine Sorge, er wird unser Ersuchen befürworten.«

»Dann auf nach Katar«, rief der Pilot und schloss die Tür.

Die Sonne ging gerade auf, als Hickmans Hawker hinter dem Roten Meer die Grenze von Saudi-Arabien überflog und ihren Weg über die Wüste nach Riad fortsetzte. Nachdem er ohne Komplikationen gelandet war, lenkte der Pilot die Maschine zum Jet-Terminal und stoppte.

»Tanken Sie die Kiste auf und halten Sie sie startbereit«, wies ihn Hickman an.

Sobald die Tür aufglitt, ging er hinaus, die Treppe hinunter und betrat saudi-arabischen Boden. Unterm Arm trug er dabei den Behälter mit dem Meteoriten.

»Das ist also das Land, das ich ruinieren werde«, murmelte er, während er sich umsah und die von der Sonne ausgedörrte Gebirgslandschaft in der Nähe des Flughafens betrachtete, »das geistige Zentrum des Islam.«

Er spuckte aus, und sein Mund verzerrte sich zu einem bösartigen Grinsen.

Dann überquerte er das Flugfeld und ging auf eine wartende Limousine zu, die ihn ins Hotel bringen sollte.

Hickman hatte sich längst eingecheckt und schlief in seinem Hotelbett, ehe die Challenger über dem Indischen Ozean einen weiten Bogen flog, die Straße von Hormuz überquerte und dem Persischen Golf nach Katar folgte. Der Emir hatte seinen Einfluss nachhaltig geltend gemacht. Sein Botschafter hatte alles Notwendige für eine ungehinderte Einreise in die Wege geleitet. Auf Juan Cabrillo und sein Team warteten mehrere Hotelzimmer. Cabrillo würde mit dem Emir gegen Mittag zusammentreffen. Vorher wollte er ein paar Stunden Schlaf nachholen, um dem arabischen Herrscher später das Problem persönlich in allen Details darzulegen.

Der Pilot öffnete noch einmal die Tür zum Cockpit und rief: »Der Tower hat uns das Okay zur Landung gegeben, Sir.«

Cabrillo blickte durch das Fenster hinunter auf die azurblaue Fläche des Golfs. Daus, jene seltsam geformten Boote, die seit Jahrhunderten Fischer und alle möglichen Lasten transportieren, glitten friedlich durch das Wasser. Als sein Blick nach Norden wanderte, konnte Cabrillo in der Ferne die Umrisse eines riesigen Öltankers auf südlichem Kurs erkennen. Die von den massigen Schrauben des Tankers aufgewühlte Linie des Kielwassers zog sich als kilometerlange Spur quer durch den Ozean.

Cabrillo hörte, wie die Triebwerke der Challenger ihren Ton veränderten, als der Pilot den Schub reduzierte.

Dann ging die Maschine in den Sinkflug über, um die Landung einzuleiten.

46

Zwölf Hindus teilten sich ein billiges Apartment in einem älteren Gebäude in der Innenstadt Riads. Sie waren eine Woche zuvor mit Hilfe von befristeten Visa, in denen sie als Arbeiter ausgewiesen wurden, nach Saudi-Arabien gekommen. Sobald sie die Zoll- und Einreiseformalitäten erledigt hatten, waren sie verschwunden und hatten sich nicht bei der Arbeitsagentur gemeldet, die ihre Einreise arrangiert hatte.

Nacheinander waren sie in die Wohnung gekommen, die Hickman mit Wasser, Lebensmitteln und anderen Vorräten für mehrere Wochen ausgestattet hatte. Sie sollten sie weder verlassen noch mit irgendjemandem kommunizieren, sondern abwarten, bis man sich mit ihnen in Verbindung setzte.

Die zwölf Männer waren die einzige Hilfstruppe, die Hickman in Saudi-Arabien zur Verwirklichung des Plans einsetzen würde, den er sich zurechtgelegt hatte. Was er sich ausgedacht hatte, war oberflächlich betrachtet ziemlich simpel, in der Ausführung jedoch erheblich komplizierter. Er und die zwölf Hindus wollten zuerst einmal nach Mekka reisen. Dort beabsichtige Hickman, den heiligsten Artefakt des Islam, nämlich den »Schwarzen Stein«, einen angeblich von Abraham gefundenen Meteoriten, der in der Kaaba aufbewahrt wurde, zu stehlen und gegen den auf Grönland entdeckten Meteoriten auszutauschen.

Danach würde er den Stein Abrahams an einem ganz besonderen Ort zerstören.

Hickman hatte vor, dem Islam einen Stich ins Herz zu versetzen.

Er saß in Riad in seinem Hotelzimmer und betrachtete seine Notizen.

Mekka ist das Zentrum des Islam. Die Stadt war der Geburtsort Mohammeds und der Religion, die er gegründet hatte. Rund siebzig Kilometer vom Roten Meer entfernt in einer staubigen, mit Hügeln und Bergen übersäten Ebene gelegen, war die Stadt früher eine Oase an einer Handelsroute gewesen, die die Mittelmeerländer mit Arabien, Afrika und Asien verband. Der Legende zufolge hatte Gott zweitausend Jahre vor Christi Geburt Abraham befohlen, dort einen Schrein zu erbauen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Schrein mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Im Jahr 630 übernahm der Prophet Mohammed die Macht in Mekka und entfernte sämtliche falschen Götzenbilder aus der Stadt. Mohammed ließ nur die Kaaba und den darin enthaltenen heiligen Stein an ihrem Platz. Er machte sie zum Zentrum seiner neuen Religion.

In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde der Bereich mit dem heiligen Stein mit einer Reihe von Mauern und größeren und kunstvolleren Bauwerken umgeben. Der jüngste umfangreiche Neubau, ausgeführt im zwanzigsten Jahrhundert, wurde von der Herrscherfamilie Saudi-Arabiens finanziert. Es war die Al-Haram-Moschee, die größte Moschee der Welt.

Im Mittelpunkt dieser Moschee befindet sich die Kaaba, ein kleines würfelförmiges Gebäude, das mit schwarzem Brokat bedeckt ist, in den mit goldenen Fäden Koransprüche eingestickt sind. Diese Stoffumhüllung wird jährlich ausgewechselt, zu dem wird einmal im Jahr der Fußboden um die Kaaba in einer rituellen Geste der Demut vom Herrscher Saudi-Arabiens gesäubert.

Pilger kommen in Scharen, um den heiligen Stein zu küssen und aus der Zamzam-Quelle — die in der Nähe liegt — zu trinken.

In weniger als einer Woche würden über eine Million Menschen an der Kaaba vorüberziehen.

Im Augenblick war sie jedoch wegen der Vorbereitungen zu diesem Termin geschlossen.

Hickman schaltete in seinem Hotelzimmer den Computer ein und rief die Homepage einer seiner in der Weltraumforschung tätigen Firmen in Brasilien auf. Dort hatte er seine wichtigsten Dateien gespeichert. Nachdem er die Bilder und Dokumente heruntergeladen hatte, ging er sie konzentriert durch.