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»Was ist mit der Spinnerei?«, fragte Hanley.

»Berichte Fleming, was wir rausgefunden haben«, sagte Cabrillo, »und überlass die weiteren Maßnahmen seinen Leuten.«

»Das klingt, als würden wir das Spielfeld wechseln«, stellte Hanley fest.

»Richtig«, bestätigte Cabrillo. »Jetzt spielt die Musik in Saudi-Arabien.«

Der Kopilot von Hickmans Hawker 800XP wartete im Terminal.

»Der Pilot hat getankt, die Flugvorbereitungen abgeschlossen und seine Startanweisungen bereits erhalten«, meldete der Kopilot, während er Hickman zum Rollfeld brachte. »Wir können gleich aufbrechen.«

Die beiden Männer eilten zur Hawker und stiegen ein. Drei Minuten später rollten sie zur Nord-Süd-Piste. Drei weitere Minuten, und sie befanden sich in der Luft. Sobald der Ärmelkanal unter ihnen lag, öffnete der Pilot die Cockpittür.

»Sir«, sagte er, »bei der Fluggeschwindigkeit, die Sie angeordnet haben, verbrauchen wir massenweise Sprit.«

Hickman lächelte. »Holen Sie alles aus den Triebwerken raus«, sagte er, »jetzt geht es um Tempo.«

»Wie Sie wünschen«, sagte der Pilot und schloss die Tür.

Hickman spürte, wie die Leistung der Triebwerke zunahm und das Flugzeug beschleunigte. Laut Flugplan sollte die Hawker Frankreich entlang der belgischen Grenze überqueren, dann über die Schweiz nach Zürich fliegen. Nach dem Sprung über die Alpen sollte es entlang der Ostküste von Italien, dann über Griechenland, Kreta und Ägypten weitergehen. Nach dem Überqueren des Roten Meeres würden sie am frühen Morgen in Riad, Saudi-Arabien, eintreffen.

Sobald Hanley durchrief, trafen Richard Truitt und die anderen die Vorbereitungen zum Aufbruch. Nachdem sie alles ausgiebig fotografiert hatten, pappten sie Klebeband quer über die Türen und Fenster und ließen handgeschriebene Schilder zurück, auf denen vor einem Betreten des Hangars gewarnt wurde.

Danach schwangen sie sich wieder auf den altersschwachen Lastwagen und fuhren zurück zum Fluss, wo das Wasserflugzeug wartete.

Am Waldrand erschien ein junger Rotfuchs und verließ mit vorsichtigen Schritten sein Versteck im Unterholz. Er sog witternd die Luft ein und schickte sich an, den Hof vor den Laderampen auf der Rückseite der Fabrik zu überqueren. Warme Luft wehte aus der Fabrikhalle durch die offenen Tore der Laderampen nach draußen. Er hob die Schnauze und spürte die Wärme. Langsam schlich er weiter und blieb vor dem mittleren Tor hocken.

Dann, als er nichts Bedrohliches wahrnahm, drang er in das Gebäude ein.

Da er in der Nähe der Menschen aufgewachsen war, wusste er, dass ihre Anwesenheit Nahrung bedeutete.

Mit menschlichen Gerüchen in der Nase machte er sich auf die Suche nach etwas Fressbarem. Dabei lief er durch eine seltsame schwarze Substanz auf dem Boden, die an seinen Pfoten kleben blieb. Dann wanderte er weiter, die klebrige schwarze Schicht nahm Spuren des Virus auf.

In diesem Augenblick schalteten sich die Heizgebläse an der Hallendecke ein: Der Lärm erschreckte ihn. Er rannte zurück zum Rampentor. Als nichts weiter geschah, beschloss er, sich auf den Boden zu legen und abzuwarten. Er hob eine Pfote und leckte die schwarze Masse ab.

Schon nach wenigen Minuten verkrampfte sich sein Körper. Blut quoll aus seinen Augen, Speichel rann aus seiner Schnauze. Am ganzen Körper zuckend, als stünde er unter Strom, versuchte er, aufzustehen und wegzurennen.

Doch seine Beine gehorchten nicht, und weißer Schaum drang aus seiner Schnauze.

Der Fuchs streckte sich auf dem Boden aus, um zu sterben.

Das auf- und abschwellende Heulen der Sirenen drang in jeden Raum der Oregon.

Die Besatzungsmitglieder nahmen eilig ihre Positionen ein, im gesamten Schiff herrschte plötzlich eine hektische Betriebsamkeit. »Die Leinen sind los, Max«, meldete Stone.

»Dann zieh sie vom Pier weg«, gab Hanley per Intercom ans Ruderhaus durch.

Die Oregon entfernte sich langsam von ihrem Anlegeplatz und nahm nach und nach Tempo auf.

»Hast du schon den Kurs berechnet?«, wollte Hanley von Stone wissen.

»Bin gerade damit fertig, Max«, antwortete Stone und deutete auf den großen Monitor an der Wand.

Dort war eine Karte mit Teilen von Europa und Afrika zu sehen, auf der eine dicke rote Linie den Kurs anzeigte. Entlang dieser Linie befanden sich verschiedene Zeitangaben.

»Wie lange brauchen wir günstigstenfalls bis ins Rote Meer?«, fragte Hanley.

»Am vierten Januar gegen elf Uhr vormittags müssten wir am Ziel sein«, sagte Stone.

»Stimm doch mal das Treffen mit Michaels im Wasserflugzeug ab und hol George Adams zurück an Bord«, bat Hanley, »und dann teil den Wachdienst für die weitere Reise ein.«

»Wird sofort erledigt, Max«, sagte Stone.

Hanley griff zum Telefon.

Das Beharren darauf, dass die Ladung Gebetsteppiche als aus Frankreich kommend deklariert wurde, half der einen Seite und schadete der anderen. Die 747 der Global Air Cargo erhielt schnell die Landeerlaubnis. Nach weniger als einer Stunde auf dem Boden war die Fracht umdeklariert worden, und die Maschine befand sich wieder in der Luft.

Gunderson und das Team in der Gulfstream sollten nicht so viel Glück haben. Sie erhielten, kaum dass sie gelandet waren, von französischen Zollbeamten Besuch an Bord. Hickman hatte eine Liste mit allen Privatflugzeugen zusammengestellt, die zum Zeitpunkt des Einbruchs in sein Penthouse auf dem McCarran Airport in Las Vegas gestanden hatten. Danach brauchte er nur noch Flugpläne zu suchen, um die Maschine zu identifizieren, die kurze Zeit später nach England geflogen war.

Die Gulfstream war die einzige gewesen.

Hickman hatte daraufhin anonym bei Interpol angerufen und behauptet, die Maschine transportiere Drogen. Es sollte zwei ganze Tage dauern und zahlreiche Telefongespräche von Hanley und anderen kosten, ehe seine Leute freigelassen wurden. Es konnte manchmal verdammt schwierig sein, sich mit den Franzosen zu verständigen.

Cabrillo hatte mehr Glück. Die Challenger 604 verließ Heathrow mit ihm und Jones an Bord innerhalb von einer halben Stunde nach Hickmans Start. Der Pilot nahm sofort Kurs auf Riad, die Hauptstadt. Mit der Höchstgeschwindigkeit von 548 Meilen in der Stunde und einer Flughöhe von 37000 Fuß raste die Maschine ihrem Ziel entgegen.

Mit einer halben Stunde Vorsprung war Hickmans Hawker 800XP mittlerweile über Frankreich mit 514 Meilen pro Stunde unterwegs. Die Challenger war deutlich schneller und hätte eigentlich früher am Ziel sein müssen, aber das schaffte sie nicht. Hickman kannte sein Ziel schon seit Längerem — Cabrillo hatte erst kürzlich davon erfahren.

Selbst an einem guten Tag ist es schwierig, ein Besuchsvisum für Saudi-Arabien zu erhalten. Das Verfahren ist schleppend und mühsam. Außerdem wird der Tourismus nicht nur in vielfältiger Weise behindert, sondern ist sogar gesetzlich verboten. Mehrere von Hickmans Firmen machten Geschäfte mit dem Königreich, also war er dort eine prominente Persönlichkeit. Seinem Antrag auf Gewährung eines Besuchsvisums wurde innerhalb weniger Stunden stattgegeben.

Cabrillo sollte nicht so viel Glück haben.

Am frühen Morgen des 1. Januar wurde Saud Al-Sheik durch das Zwitschern des Computers in seinem Arbeitszimmer geweckt. Soeben war eine E-Mail eingegangen. Die Fabrik in England meldete, dass die Gebetsteppiche, auf die er so dringend wartete, vom Zoll abgefertigt und in Paris zwischengelandet waren. Sie befanden sich zurzeit in einer 747 unterwegs nach Riad.

Sobald sie auf dem Frachtflughafen in Riad einträfen, müssten sie per Lkw quer durch Saudi-Arabien nach Mekka transportiert werden. Dort würden die Container geöffnet und die Teppiche mit einem Schädlingsbekämpfungsmittel besprüht werden. Anschließend würden sie einen Tag lang zum Auslüften liegen bleiben, ehe man sie im Stadion verteilen konnte.