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Allmählich kam er zu der Überzeugung, dass er wohl den Präsidenten um Hilfe bitten müsste.

Was Overholt am meisten verwirrte, war die Tatsache, dass die Corporation, als sie die Maidenhead Mills durchsuchte, keinerlei Spuren vom Meteoriten oder irgendwelche Hinweise darauf gefunden hatten, dass er auf die Art und Weise bearbeitet worden war, wie sie anfangs angenommen hatten.

In diesem Augenblick klingelte das Telefon.

»Ich habe die Satellitendaten, die Sie angefordert haben, Sir«, teilte ihm ein Angestellter der National Security Agency mit. »Ich schicke sie jetzt rüber.«

»Tun Sie das«, erwiderte Overholt, »aber verraten Sie mir schon jetzt, wohin die Hawker geflogen ist.«

»Nach Riad, Saudi-Arabien, Sir«, antwortete der Mann.

»Heute früh ist sie dort gelandet und hat sich bis jetzt nicht vom Fleck gerührt. Wir haben eine Aufnahme von der Maschine auf der Landebahn und die Angaben über ihren Kurs — das sind die Informationen, die ich Ihnen schicke.«

»Vielen Dank.« Overholt legte auf.

Dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück, griff in eine Schreibtischschublade und holte einen Tennisball heraus. Diesen warf er gegen die Wand und fing ihn auf, immer wieder. Nach ein paar Minuten unterbrach er diese Tätigkeit, nickte mit dem Kopf und richtete sich auf.

Er nahm den Telefonhörer ab und wählte eine Nummer.

»Dokumentation und Recherche«, meldete sich eine Stimme.

»Ich brauche eine kurz gefasste Darstellung des Islam und eine Übersicht über seine heiligen Orte in Mekka.« Overholt konnte sich vage erinnern, vor Jahren während des Geschichtsunterrichts etwas von einem Meteoriten und seiner Bedeutung für den Islam gehört zu haben.

»Wie detailliert und wie schnell?«, fragte die Stimme.

»Eher grob und innerhalb einer Stunde«, antwortete Overholt, »und suchen Sie mir im Haus einen islamischen Experten und schicken Sie ihn in mein Büro.«

»Jawohl, Sir.«

Während Overholt wartete, setzte er sein Spiel mit dem Tennisball fort. Werfen, auffangen … werfen, auffangen … Er versuchte zu denken wie ein Vater, dem sein toter Sohn nicht aus dem Kopf gehen will. Wie weit würde er sich treiben lassen, um seinen Tod zu rächen? Wie konnte er die Bestie, die die Mörder schützte, am besten mitten ins Herz treffen?

Der Palast des Emir, der auf einem Hügel mit Blick auf den Persischen Golf stand, war ein Prachtbau. Umgeben von einer hohen Steinmauer, innerhalb derer sich ein Hof mit Garagen, eine parkähnliche Wiesenlandschaft und mehrere Teiche befanden, vermittelte die Palastanlage einen überraschend freundlichen, heiteren Eindruck — nicht zu vergleichen mit den langweiligen und tristen Regierungsbauten, die man in großer Zahl in England und Europa antreffen kann.

Als die Limousine durch das Tor fuhr und in die runde Auffahrt zum Eingang des Palastes einbog, wurden mehrere Pfauen und ein Flamingopaar aufgescheucht. Ein Stück entfernt war ein Mechaniker in einem khakifarbenen Overall damit beschäftigt, einen Lamborghini Geländewagen mit Autoshampoo zu reinigen, während zwei Gärtner die Früchte eines Pistazienbaums ernteten.

Die Limousine stoppte vor dem Eingang, und ein Mann, mit einem westlichen Straßenanzug bekleidet, kam heraus.

»Mr. Cabrillo«, sagte er, »ich bin Akmad Al-Thani, der persönliche Assistent des Emir. Wir haben vorhin miteinander telefoniert.«

»Mr. Al-Thani«, sagte Cabrillo, ergriff die ausgestreckte Hand des Mannes und schüttelte sie, »es ist mir eine aufrichtige Freude, Sie endlich auch einmal persönlich kennen zu lernen. Dies hier ist mein Geschäftspartner, Peter Jones.«

Jones schüttelte Al-Thani ebenfalls die Hand und lächelte.

»Wenn Sie bitte hier entlang kommen würden«, sagte Al-Thani und ging zur Tür, »der Emir erwartet Sie im Salon.«

Cabrillo folgte al-Thani mit Peter Jones im Schlepptau.

Sie betraten ein großzügiges Foyer mit Marmorfußboden und zwei geschwungenen Treppen auf beiden Seiten, die zu den oberen Etagen führten. Mehrere Marmorstatuen waren geschmackvoll um einen großen auf Hochglanz polierten Mahagonitisch aufgestellt worden, in dessen Mitte sich ein großzügiges Blumenarrangement befand. Zwei Zimmermädchen in klassischer Tracht eilten geschäftig umher, und in einer Nische gab ein Butler in schwarzem Frack einem Arbeiter Anweisungen, der soeben einen Spotscheinwerfer justierte, der ein Gemälde — allem Anschein nach war es ein echter Renoir — beleuchtete.

Al-Thani ging weiter durch einen Flur, der in einen Raum führte, dessen eine Wand vollständig verglast war und auf das Wasser hinausging. Die Grundfläche des Raums betrug knapp tausend Quadratmeter, auf denen sich mehrere Sitzgruppen verteilten, die durch grüne Topfpflanzen teilweise vor neugierigen Blicken abgeschirmt wurden. Mehrere Plasmabildschirme waren in der Halle aufgestellt worden, und sogar ein Konzertflügel gehörte zur Einrichtung.

An diesem Flügel saß der Emir und hörte sofort auf zu spielen, als die Männer hereinkamen.

»Vielen Dank für Ihren Besuch«, sagte er, während er sich erhob.

Er kam mit ausgestreckter Hand auf Cabrillo zu. »Juan«, sagte er, »es ist mir stets ein Vergnügen, mit Ihnen zusammenzutreffen.«

»Euer Exzellenz«, erwiderte Cabrillo ebenfalls lächelnd und drehte sich halb zu Jones um, »mein Geschäftspartner, Peter Jones.«

Jones ergriff die Hand des Emir und schüttelte sie kräftig. »Sehr angenehm«, sagte der Emir und deutete auf einige Sofas in der Nähe. »Nehmen wir dort Platz.«

Die vier Männer ließen sich nieder, und wie durch einen geheimen Zauber tauchte plötzlich ein Kellner auf.

»Tee und Gebäck«, verlangte der Emir.

Der Kellner verschwand so schnell, wie er erschienen war.

»Wie ging denn nun die Sache in Island aus?«, fragte der Emir.

Cabrillo berichtete ihm die Einzelheiten. Der Emir nickte.

»Wenn Sie und Ihre Männer nicht dort gewesen wären und den Austausch durchgeführt hätten«, sagte der Emir, »wer weiß, wo ich jetzt wäre.«

»Al-Khalifa ist tot, Euer Exzellenz«, sagte Cabrillo, »damit sind Sie eine Sorge los.«

»Trotzdem«, sagte der Emir, »möchte ich, dass die Corporation eine gründliche Bewertung meiner Sicherheit und der Gefahren für meine Regierung vornimmt, und zwar so bald wie möglich.«

»Das tun wir gern«, sagte Cabrillo, »aber im Augenblick gibt es eine viel dringlichere Angelegenheit, über die wir reden müssen.«

Der Emir nickte. »Bitte, tun Sie sich keinen Zwang an.«

Und Cabrillo begann mit seinen Ausführungen.

47

Die drei mit vergifteten Gebetsteppichen gefüllten Frachtcontainer standen am Rand des Frachtterminals des Riyadh Airport hinter einem Maschendrahtzaun, der eine Fläche von mehreren Fußballfeldern umschloss. Wäre die Zeit bis zum Beginn des Haddsch nicht so knapp gewesen, wären die Teppiche längst weitertransportiert und ausgeladen worden. Da sie jedoch zu spät eingetroffen waren, mussten sie mit einem weitaus ungünstigeren Platz auf der Prioritätenliste vorlieb nehmen. Solange sie sich am Tag vor dem Beginn des Haddsch in der Nähe der Kaaba befanden, betrachtete Al-Sheik diesen Punkt als erfolgreich erledigt.

Im Augenblick war der Planer mit weitaus dringenderen Angelegenheiten beschäftigt. Es gab da noch fast eine Million Plastikflaschen mit Mineralwasser, die verteilt werden mussten, zehntausend tragbare Toiletten zur Ergänzung derer, die bereits auf dem Gelände aufgestellt worden waren, sechs vollständige in Zelten untergebrachte Erste-Hilfe-Stationen, die den äußersten Ring um das Gelände bildeten, und zehntausend tragbare Mülleimer.

Kartons mit bedruckten Flugblättern und Souvenirs, kostenlose Koran-Exemplare und Postkarten und Kartons voller Tuben mit Sonnencreme warteten auf Paletten auf ihre weitere Verwendung. Lebensmittel für die Pilger, sechstausend Besen für die Arbeiter, um den täglich anfallenden Schmutz zu entfernen, tragbare Schirme für den Fall, dass es regnete. Und schließlich zwölf große Kisten mit Ventilatoren, die zur Belüftung an entsprechenden Stellen innerhalb der Großen Moschee aufgestellt werden sollten.