Изменить стиль страницы

Befehl Nr. 2,

Erteilt vom Chef der Reichsmiliz und Generalkommissar der Kolonialtruppen.

Angesichts der Kriegserklärung verkündet das militärische Generalkommando des Reiches in Gestalt des Chefs der Miliz und des Generalkommissars die Mobilmachung. Sämtliche Bürger Hooliganiens — die Bewohner von Hooliganstadt, von Schlammanien, Sumpfonien und Dschungelinien — werden zum Wehrdienst eingezogen. Meldestelle ist der Stab der Kolonialarmee, der dem Statthalter des Imperiums untersteht. Wer sich dem Wehrdienst entzieht, kommt vors Kriegsgericht.

Pantelejew, Chef der Miliz und Generalkommissar der Armee.

Befehl Nr. 3,

Betrifft Hooliganstadt. Erteilt vom Chef der Miliz und vom Stadtmagistrat.

In Hooliganstadt wird der Kriegszustand erklärt. Das Verlassen und Betreten der Stadt ist nur mit einem Passierschein, der im Magistrat beim Bürgermeister ausgestellt wird, gestattet.

K. Genialinski, Bürgermeister, L. Pantelejew, Chef der Miliz.

In Hooliganstadt ging die Mobilmachung diszipliniert, ohne Ausschreitungen, vonstatten. Zwölf Mann erschienen im Generalstab. Sie wurden in die Meldelisten eingetragen und erhielten eine „Uniform“ — ein Pappabzeichen mit dem Reichswappen und einen Papierhelm mit Kokarde. Beides war von dem auf Rüstungsproduktion umgestellten Gaswerk des Millionärs Schädelbrecher geliefert worden. Die von der Regierung subventionierten „Nachrichten“ veröffentlichten einen unwahren Bericht vom Verlauf der Mobilmachung: Sie fälschten zwölf Mann in zwölftausend um.

Im Gegensatz zum reibungslosen Verlauf der Mobilmachung in Hooliganstadt gab es in den Kolonien Schwierigkeiten. Jankel, der Volkskommissar für Heer und Marine, hatte mit Pantelejew, dem Chefkommandierenden, eine Geheimbesprechung, auf derbeschlossen wurde, für die Kolonialstaaten Statthalter zu ernennen. Sie stellten folgende Liste zusammen: „Hühnchen“ für Schlammanien, „Hammel“ für Sumpfonien und „Beere“ für Dschungelinien. Die Liste wurde dem Diktator zur Bestätigung überreicht. Er zeichnete sie ab. Durch den Volkskommissar für Post und Verkehr wurden die Statthalter telegrafisch herbeigerufen. Sie trafen gleichzeitig in Hooliganstadt ein. Der Diktator empfing sie liebenswürdig, setzte ihnen Tee mit Sacharin und Schwarzbrot vor und bevollmächtigte sie, in ihrem Heimatland die Mobilmachung durchzuführen und für den Feldzug zu agitieren. Die Statthalter reisten ab.

Nach einiger Zeit meldeten sie, daß die Mobilmachung auf Schwierigkeiten stieße. „In Schlammanien steht es schlecht“, schrieb Statthalter Hühnchen.

„Die Rekruten desertieren von der Truppe oder kommen gar nicht erst zur Meldestelle. Von dreiundzwanzig Rekruten können im Ernstfall nur zehn als zuverlässig angesehen werden.“ Von Statthalter Hammel kam ein ähnliches Telegramm: „Miserable Situation. Fast alle Rekruten sind desertiert. Provokationen der Propheten wurden festgestellt.“ Der Statthalter von Dschungelinien telegrafierte: „Bitte, mich nicht mehr als Statthalter zu betrachten. Bin verdroschen.“ Derartige Meldungen waren kaum geeignet, Hooliganien zu erfreuen. Doch die Hooliganier erfuhren nichts von der Situation in den Kolonien. Ein Geheimbefehl des Rats der Volkskommissare verbot den „Nachrichten“, darüber zu berichten. Deshalb herrschte in Hooliganien noch zuversichtliche, patriotische Stimmung. Als die hooliganische Armee sich eines Tages gerade zum Exerzieren auf dem Radauplatz versammelt hatte, traf der Volkskommissar für Heer und Marine ebenfalls dort ein.

„Freunde“, sagte er, „wir müssen eine Truppe zur Unterdrückung des Aufstandes in den Kolonien bilden. Wer meldet sich dazu?“ Die Mitteilung wirkte wie ein Donnerschlag. Trotzdem flogen unzählige Hände empor. Der Volkskommissar war gerührt. „So viele brauchen wir nicht“, meinte er. „Fünf Mann genügen.“ Fünf Mann erhielten die Bezeichnung „Straftrupp“ und rückten unter Leitung des Generalkommandierenden Pantelejew persönlich in Dschungelinien ein.

Der Straftrupp war mit angespitzten Stöcken bewaffnet und wurde von Postillion Sascha Pylnikow, dem Korrespondenten der „Nachrichten“, begleitet. Eine halbe Stunde nach dem Abmarsch traf in der Redaktion die Meldung ein, der Trupp sei zwar geschlagen, habe es jedoch geschafft, den Dschungeliniern einen Schrecken einzujagen und sie zu zwingen, im Falle einer Schlacht nicht zu den Propheten überzugehen. Kurz darauf kehrte der Trupp zurück. Zwei Soldaten hatten was auf die Nase gekriegt. Ljonka Pantelejew war das Hemd zerfetzt und das Abzeichen des Chefkommandierenden abgerissen worden. Im Rat der Volkskommissare fand eine Versammlung statt. Alle Teilnehmer an der Schlacht wurden mit dem Radauorden ausgezeichnet. Der Chefkommandierende erhielt den Titel „Ritter der Reichsmacht“ und wurde zum General befördert.

Im benachbarten Schlammanien nahmen die Ereignisse inzwischen einen besonderen Verlauf. Der Diktator und der Rat der Volkskommissare ahnten nicht, daß der von ihnen ernannte Statthalter Hühnchen ein Verräter war, daß er einen Aufstand anzettelte.

Alnikpop traf in Hooliganstadt ein.

„Auf die Plätze. Der Unterricht beginnt.“

„Ich eröffne die Schlacht!“ verkündete der Diktator seinem Sekretär, dem Vicomte de Bourgelon. Dieser übermittelte den Befehl dem Rat der Volkskommissare. Eilig entsandten sie einen Kurier in die Kolonien, mit der Aufforderung, die Kolonialtruppen in Marsch zu setzen. Der Chef der Miliz mobilisierte die Zentraltruppen. Der Straftrupp mit Ljonka Pantelejew an der Spitze marschierte zu Alnikpop, und Pantelejew legte dem Propheten die Hand auf die Schulter. „Hiermit sind Sie verhaftet!“ erklärte er.

„Was?“ brüllte Alnikpop.

„Wir verhaften Sie in Ihrer Eigenschaft als Prophet und Vertreter eines feindlichen Staates.“

Alnikpop versuchte, aus der Klasse zu fliehen, aber der Straftrupp hatte ihn bereits umzingelt. Gleichzeitig rückte eine Kompanie Schlammanier mit Hühnchen an der Spitze durch das Tor „Vikniksor I.“, das in „Kriegstor“ umbenannt worden war. „Marsch zurück!“ schrie Alnikpop.

Doch schweigend zog die aus zwanzig Mann bestehende Kompanie in Hooliganstadt ein und baute sich auf dem Radauplatz auf.

„Stillgestanden!“ kommandierte Hühnchen. Dann schritt er in Begleitung eines Soldaten zum Palast des Diktators. „Ich habe die Ehre, Sie zu verhaften“, erklärte er Genialinski. Der Diktator glotzte seinen Statthalter an.

„Wie?“

„Sie sind verhaftet!“

Der gewaltige, stiernackige Kaufmann wurde auf den Platz geschleppt. Dort hatte sich die gesamte Stadtbevölkerung versammelt. Hühnchen marschierte zur Mitte des Platzes, erkletterte das Radaudenkmal, das aus zwei Schemeln bestand, und verkündete:

„Im Namen der ganzen Republik Schkid setze ich die Regierung Hooliganiens ab. Lange genug hat das Land unter dem Joch des Diktators gestöhnt. Hiermit proklamiere ich eine freie Sowjetrepublik!“

Die hooliganische Armee versuchte Widerstand zu leisten — mehrere Soldaten stürzten sich auf Hühnchen, aber die Schlammanier stellten die Ruhe sofort wieder her, ein Beweis dafür, daß Schlammanien hinsichtlich der Truppenstärke wie auch der Körperkraft mehr Autorität genoß als Hooliganien.

Der Staatsstreich war geglückt. Alnikpop erhielt seine Freiheit wieder. Die Regierungsmitglieder von Hooliganien wurden verhaftet und ins Staatsgefängnis gesteckt. Gleichzeitig bildete sich eine neue Regierung. Der erste Sowjet der Volksdeputierten wurde einberufen. Offiziell proklamierte er die hooliganische freie Sowjetrepublik. Die Verfassung — sie wurde vollständig in der neuen Zeitung „Freies Hooliganien“ veröffentlicht — legte fest, daß von nun ab alle Staaten frei seien und sich von dem ehemaligen Imperium loslösten. In der am gleichen Tage erscheinenden zweiten Ausgabe des „Freien Hooliganiens“ wurden namens des Sowjets alle verhafteten Imperialisten amnestiert. Die meisten einfachen Hooliganstädter erkannten die neue Regierung an. Das Radaudenkmal wurde abgerissen.