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Um Auberginenikra zu produzieren, braucht man keinen Fisch, sondern Auberginen, die man dann backt und danach von Schalen befreit. Das gebackene Auberginenfleisch muss noch zerkleinert werden, und echte Profis beharren darauf, dass man das nur mit Hilfe des Messers aus Holz tun soll, weil Messer aus Eisen Auberginenfleisch dunkel macht(und das Auberginenikra wird quasi tischunfähig). Danach muss man Tomaten braten (nicht vergessen Zucker dazu zuzugeben), genauso wie Zwiebel und geschnittene Süßpaprika. Wenn das alles fertig ist, abrundet man Auberginenfleisch mit einer Prise Salz und Pfeffer und gärt je nach Geschmack noch einige Minuten. Nichtsdestoweniger das Hauptgeheimnis besteht darin, dass die richtige  Auberginenikra gebratenes ungefiltertes Sonnenblumenöl braucht und es wird nur im Südrussland hergestellt und verkauft. Dieses Öl besitzt ein unvergleichbares Aroma und Geschmack. Es macht Auberginenikra so köstlich.

Baby protestiert entscheidend gegen Galinas Wahl. Er weist Galina an, dass man vernünftig essen soll und das Vernünftigste wäre es Fleisch zu verspeisen. Galina gibt ihm ein Würstchen. Nach der kurzen Untersuchung zeigt Baby, dass Fleischanteil im Würstchen nicht mit gesetzlich vorgesehenen Normen übereinstimmt. Kater fühlt sich gekränkt und verlangt nach Satisfaktion in Form ein gutes Fleischstück. Er frisst es hastig, springt auf Galinas Knien, wäscht sich die Schnauze, dann schnurrt er und endlich schlieft ein.

Wenn Galina am nächsten Tag zur Arbeit kommt, ist Baby noch nicht zu Hause: Nachbarn haben eine neue Katze und die Pflicht ruft. Galina schenkt provisorisch etwas Wiskas ins Katers Näpfchen und schließt das Tor. Sie geht zu Fuß menschenleere Straßen entlang bis zur Straßenbahnhaltestelle Plostschad Druschinnikow und nimmt Straßenbahnlinie fünfzehn bis zum Alten Basar. Unterwegs denkt sie, dass sie mit ihrem Job ziemlich zufrieden ist. Galina arbeitet als Buchhalterin in einem seltsamen Unternehmen, das Inhibitoren des Pflanzenwachstums verkauft. Das schert sie nicht im Geringsten. Diese Stoffe sind für sie nur Reihen der Ziffern im Computer.

Eigentlich ist Galina eine ökonomische Kybernetikerin von Beruf. Man ließ Studenten diesen exotischen Beruf mit hegender Hoffnung studieren, dass Wirtschaft mal so was brauchen würde. Umsonst. Die Studenten studierten etwas von Ökonomie, etwas von Programmierung, aber nicht genug von beiden. Nach der Uni musste man sich selbständig entweder als Ökonom, oder als Programmierer weiterentwickeln. Weil Galinas Vater ein großes Tier bei Eisenbahn war, bekam sie einen Platz in Rechenzentrum der Eisenbahnverwaltung. Doch Programmierung interessierte sie nicht besonders und so wurde sie zum Chef der Informationseingabeabteilung. Sie hatte zehn Untergebenen - Mädchen, die Perforiermaschinen bedienten. Der Gehalt war gut, Mädchen waren kommunikationsfreudig. Man trank Tee und besprach verschiedene spannende Ereignisse des Familienlebens jedes Kollektivmitglieds. Galinas Vater war zufrieden, Galina war zufrieden und ihr Mann auch. Sie bekamen zwei Kinder und das Leben war perfekt. Aber dann stach IBM ihr gerade einen Dolch ins Herz mit neuem Rechner – man brauchte Perforiermaschinen nicht mehr! Der Vater wurde zu Rentner und Galina – zu Arbeitslosen. Weil es damals in Russland überhaupt kein Arbeitslosengeld gab, überging sie schnell zur Idee sich als Buchhalterin umschulen lassen und sie bereut diese Entscheidung bis heute nicht. Das Kollektiv ist sehr gesellig, die Arbeit fordert gewisse Aufmerksamkeit, doch der Kopf bleibt frei. Sie legen Pausen ein, trinken Tee und besprechen verschiedene spannende Ereignisse des Familienlebens jedes Kollektivmitglieds. Das Leben nimmt wieder einen normalen Lauf.

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Nach der Arbeit geht Galina zuerst zum Alten Basar. Morgen kehrt ihre Familie zurück und sie will etwas Köstliches kaufen. Sie erreicht die Fischabteilung. Sie weiß nicht, wo sie hinsehen soll. Es gibt so viele Fischarten! In Sowjetzeiten versuchte man der Donbevölkerung das Meeresfischessen beizubringen, was aber misslang. Tunfisch, frische Hering, Kabeljau – man kaufte so was nicht. Wozu denn, wenn man zu Stör, Wels, Brachsen, Rybez, Zander u.s.w. gewönnt. Nur ein Meeresfisch wurde gegessen – Pentazeger, den man aus unerkannten Gründen Prostipoma nannte. (Die älteren Menschen fanden diesen Namen unanständig und genierten sich so was unanständiges während des Kaufs beim Namen nennen). Genau so schief gingen Versuche mit Meereskrabben – man fand, dass Süßwasserkrabben – „Raki“ auf Russisch, viel köstlicher sind.

Das alles ist eng mit südrussischer Tradition des Biertrinkens verbunden. Dort kann man das sich nicht vorstellen, Bier ohne Fisch zu trinken. Wenn es um alltäglichen Bierverbrauch geht, dann benötigt man gedörrte und gesalzte Donplötze, die kann bis 25 cm groß sein und ist unter Namen Taranka bekannt. Wenn Anlass etwas bedeutender ist, besorgt man gedörrte und gesalzte Brachsen, Rybez, oder kocht Raki mit Dill, Salz und Bier. Wenn Anlass aber ganz besonders ist, dann kauft man Balyk, gedörrte und gesalzte Rückenmuskelfleisch von Stör oder Wels. Balyk ist außerordentlich lecker und äußerst kostspielig.

Galina will also Balyk kaufen. Kinder trinken Bier noch nicht, aber sie mögen Balyk. Galina geht weiter zur Fruchtabteilung und kauft noch Feijoa. Dann fährt sie nach Hause. Sie öffnet das Hoftor und gleichzeitig sieht sie Baby. Der Kater rennt ihr zu mit herzzerreißender Miau. Baby macht Kreisen um ihre Füße, sein Fell ist zerzaust, die linke Pfote mit Blut beschmiert. Er lässt sie nicht ins Haus kommen. Was ist passiert, Baby? - fragt Galina und versucht den Kater zu streicheln. Doch Baby ist zu erregt, um Liebkosen zuzulassen. Mit enormen Schwierigkeiten nähert sie dem Haus zu und noch vor der Tür riecht den schweren Geruch des Gases. Es stinkt nach Schwefelwasserstoff. Das heißt – es gibt ein Leck in Gasleitung.

Galina dankt in Gedanken dem Genossen Breschnev, der begann Gas an Westen zu verkaufen und befahl dabei, Gas ohne Schwefelwasserstoff und dementsprechend ohne Geruch nach Westen und Moskau zu transportieren, alle andere bekamen stinkendes Gas. Beim Gebrauch dieses Stoffes bekommt man Kopfschmerzen, doch wenn es ein Leck in Gasleitung gibt, merkt man das gleich dank dem fauligen Eiergeruch. Ohne Rücksicht auf Babys Einwände öffnet Galina Haustür, kommt ins Haus, macht alle Fenster auf und läuft fast bewusstlos nach draußen. Sie schnappt nach frischer Luft, nimmt ihr Handy und meldet sich bei Havarie Dienst. Gute Gasleute kommen in einer Stunde, untersuchen Tatort und finden eine schwache Dichtung. Sie sagen, dass die von jemandem gelöst wurde, weil üblicherweise die Mutter nicht von selbst dreht. Sie schauen Galina zweifelnd an, schweigen eine Minute und fahren fort.

Galina sitzt kraftlos vor dem Haus, streichelt jetzt friedlich schlafenden Kater und weiß nicht, woran sie denken soll. Sie selbst zerstörte diese Dichtung bestimmt nicht. Sie kann auch keinen Verdacht gegen Baby hegen. Von selbst löst Dichtung auch nicht. Sie und Kater lassen keine Fremde ins Haus. Doch wie könnte so was passieren? Und was ist mit Babys Pfote? Sie untersucht vorsichtig und aufmerksam die Pfote. Galina kann keine Wunde finden. Das Blut gehört Baby nicht. Sie fühlt sich überfordert. Sie befragt die Nachbarn, aber gerade heute haben Babuschkas nichts bemerkt. Galina komm in die Küche und schneidet ein dünnes Scheibchen des Balyks für mutigen Kater und noch ein für sich.

Am nächsten Tag, wie immer pünktlich, fährt Galina zur Arbeit. Einige Plätze vor ihr sieht sie einen sitzenden Mann, deren Rücken kommt ihr bekannt vor. Eine Hand des Mannes ist mit einer Binde bedeckt. Dann kommt ein Mann von Verkehrskontrolle auf sie zu und verlangt nach Fahrkarte. Der Schöpfer sparte an Fleisch und Fett beim Kontrolleur nicht, so kann Galina den Mann mit verbundener Hand nicht mehr sehen. Wenn Kontrolleur endlich weg geht, ist der Mann nicht mehr da. Vielleicht stieg er schon aus. Das ist nichts von Bedeutung und Galina vergisst den Mann gleich.