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»Schicken Sie ihn rein«, erwiderte Overholt.

Die Empfangsdame erhob sich, ging hinüber zu Overholts Bürotür und öffnete sie. Overholt saß hinter seinem Schreibtisch. Er klappte einen Aktenordner zu, drehte sich um und schob den Ordner in die freie Lücke eines Safes hinter seinem Schreibtisch.

»Okay«, sagte er, »kommen Sie herein.«

Dwyer schlängelte sich an der Empfangsdame vorbei und schloss die Tür.

»Ich bin TD Dwyer«, stellte sich der Besucher vor. »Ich wurde mit der wissenschaftlichen Analyse des Meteoriten betraut.«

Overholt kam um seinen Schreibtisch herum und schüttelte Dwyer die Hand, dann geleitete er ihn mit einladender Geste zu einer Sitzgruppe. Sobald sie beide Platz genommen hatten, ergriff er das Wort.

»Was haben Sie herausgefunden?«

Dwyer war in seinem Vortrag noch keine fünf Minuten weit gekommen, als Overholt ihn unterbrach.

Er ging zum Schreibtisch und schaltete die Sprechanlage ein. »Julie, wir müssen veranlassen, dass Mr. Dwyer mich zu der Konferenz im Weißen Haus begleiten kann.«

»Würden Sie ihn bitte nach seiner Unbedenklichkeitseinstufung fragen, Sir?«, fragte Julie.

»Eins-A-Geheimnisträger«, antwortete Dwyer.

»Dann können wir vorne reingehen«, sagte Overholt zu Julie, »wie geplant.«

»Ich rufe dort an, Sir.«

Overholt kehrte zu seinem Sessel zurück und setzte sich.

»Wenn wir an der Reihe sind, möchte ich, dass Sie Ihre Erkenntnisse ohne große Dramatik darlegen. Zählen Sie nur die Fakten auf, so wie sie Ihnen bekannt sind. Wenn Sie um eine persönliche Meinung gebeten werden — und das werden Sie höchstwahrscheinlich –, dann äußern Sie sie, aber machen Sie sie auch als solche deutlich.«

»Ja, Sir«, sagte Dwyer.

»Gut.« Overholt nickte zufrieden. »Und jetzt, nur unter uns, lassen Sie mich den Rest hören, auch die verrücktesten Theorien, alles.«

»Im Kern sind alle Theorien ähnlich: Es besteht die Möglichkeit, dass — wenn die molekulare Struktur des Meteoriten verletzt wird — ein Virus freigesetzt werden könnte, und zwar mit ernsten Konsequenzen.«

»Wie ernst … schlimmstenfalls?«

»So ernst, dass es das Ende jeglichen Lebens auf der Erde bedeuten würde.«

»Wissen Sie«, sagte Overholt, »jetzt kann ich wohl ohne zu übertreiben feststellen, dass Sie mir den Vormittag verdorben haben.«

Im Kontrollraum der Oregon beobachtete Eric Stone aufmerksam einen Monitor. Sobald er die Position des Meteoriten bestimmt hatte, schien dieser sich zu bewegen. Indem er alle möglichen festen Punkte zu Hilfe nahm, versuchte Stone, den Kurs des Objekts zu bestimmen. Dann gab er über die Computertastatur weitere Befehle ein und blickte auf einen anderen Bildschirm. Stone benutzte Speicherplatz, den die Corporation auf einem kommerziellen Satelliten gemietet hatte.

Das Bild füllte den Monitor, doch das Meer lag unsichtbar unter einer dichten Wolkendecke.

»Juan«, sagte er zu Cabrillo, »wir brauchen eine KH-30er-Aufnahme. Gegen diese Wolkenmassen richten wir nichts aus.«

Der KH-30 war der jüngste streng geheime Satellit des Verteidigungsministeriums. Er konnte durch Wolken blicken, sogar bis tief ins Wasser. Trotz wiederholter Versuche hatte es Stone noch nicht geschafft, sich in dieses System zu hacken.

»Wenn ich Overholt das nächste Mal spreche, frage ich ihn«, versprach Cabrillo. »Vielleicht kann er das National Reconnaissance Office per Überrumpelungstaktik dazu bringen, ihm Computerzeit zur Verfügung zu stellen. Trotzdem gut gemacht, Eric.«

Hanley betrachtete die schematische Peilkarte auf einem anderen Monitor. Die Oregon flog regelrecht durchs Wasser, doch das andere Schiff hatte einen ansehnlichen Vorsprung. »Wir können sie auf jeden Fall weit vor Schottland einholen, wenn sie die jetzige Geschwindigkeit beibehalten.«

Cabrillo warf ebenfalls einen Blick auf den Monitor. »Es sieht aus, als wollten sie zu den Faröern.«

»In diesem Fall«, meinte Hanley, »erreichen sie einen Hafen, ehe wir sie einholen können.«

Cabrillo nickte und ließ sich das durch den Kopf gehen.

»Wo stehen unsere Jets zurzeit?«

Hanley schaltete eine Weltkarte auf den Bildschirm.

»Dulles, Dubai, Kapstadt und Paris.«

»Welche Maschine in Paris?«

»Eine Challenger 604«, antwortete Hanley.

»Dirigiere sie nach Aberdeen in Schottland«, sagte Cabrillo. »Die Rollbahn des Flughafens auf den Faröern ist nicht lang genug, und Aberdeen ist die nächste größere Stadt. Die Maschine soll aufgetankt werden und sich für den Fall bereithalten, dass wir sie brauchen.«

Hanley nickte und setzte sich an einen freien Computer, um entsprechende Instruktionen einzugeben. Die Tür des Kontrollraums öffnete sich, und Michael Halpert kam herein. Er hatte einen Dokumentenordner in der Hand. Er trat zur Kaffeemaschine, schenkte sich eine Tasse ein und kam dann zu Cabrillo.

»Juan«, sagte er und zuckte hilflos die Achseln, »ich habe sämtliche Datenbanken durchforstet. Es gibt keinen einzigen Terroristen oder Kriminellen, der unter dem Spitznamen ›der Geist‹ bekannt ist.«

»Hast du sonst irgendwen gefunden?«

»Einen Hollywoodschauspieler, der sich als offiziellen Repräsentanten der Unterwelt bezeichnet, einen Autor von Vampirromanen, einen Großindustriellen und viertausenddreihundertzweiundachtzig der verschiedensten E-Mail-Identitäten.«

»Den Schauspieler und den Autor können wir mit Sicherheit ausschließen«, entschied Cabrillo. »Alle von denen, die ich in meinem Leben kennen gelernt habe, sind zu dämlich, um ein Mittagessen für zwei Personen zu organisieren, geschweige denn einen Angriff auf ein Terroristenschiff. Wer ist der Industrielle?«

»Ein gewisser Halifax Hickman«, sagte Halpert nach einem Blick in den Ordner, »so ein steinreicher Howard-Hughes-Typ mit einer Vielzahl geschäftlicher Interessen.«

»Such alles zusammen, was du über ihn rauskriegen kannst«, sagte Cabrillo. »Ich will alles über ihn wissen, angefangen bei der Farbe seiner Unterwäsche.«

»Wird gemacht«, sagte Halpert, während er den Kontrollraum verließ.

Es sollte zwölf Stunden dauern, bis Halpert wieder aus seinem Büro zum Vorschein kam.

Allerdings würde die Corporation dann eine ganze Menge mehr wissen als im Augenblick.

Falls TD Dwyer behauptet hätte, nicht nervös zu sein, hätte er gelogen.

Die Gruppe, die sich um den Konferenztisch versammelt hatte, bestand aus den Siegern des nationalen Machtkampfs. Nicht gerade wenige von ihnen waren allabendlich in den Nachrichtensendungen zu sehen, und die meisten wären von jedem Wesen, das nicht in einer Höhle lebte, erkannt worden.

Die Versammelten waren Regierungsbeamte, der Außenminister, der Präsident und seine Berater sowie eine Reihe Vier-Sterne-Generäle und Geheimdienstleute aus der Führungsebene. Als Overholt mit seinem Vortrag an der Reihe war, lieferte er einen kurzen Überblick über die augenblickliche Lage und stellte dann Dwyer als denjenigen vor, der alle Fragen würde beantworten können.

Die erste Frage kam von Seiten des absoluten Schwergewichts im Raum.

»Wurde diese Möglichkeit jemals in einem Labor durchgespielt?«, wollte der Präsident wissen.

»Man geht davon aus, dass Heliumisotope in Bucky Balls nachgewiesen wurden, die man in Gesteinsfragmenten sowohl im Meteoritenkrater in Nordarizona als auch an einem unterseeischen Einschlagsort in der Nähe von Cancun, Mexiko, fand. Jedoch wurden diese Studien von Universitätslaboren durchgeführt, und die Ergebnisse waren nicht ganz schlüssig.«

»Demnach ist das alles reine Theorie«, stellte der Außenminister fest, »und nicht wissenschaftlich gesichert.«

»Mr. Secretary«, sagte Dwyer, »diese Forschung ist noch ziemlich neu. Das Gebiet als solches gibt es erst seit 1996, als der Nobelpreis in Chemie drei Wissenschaftlern verliehen wurde, die im Zuge ihrer Arbeit Bucky Balls entdeckten. Seitdem wurde auf Grund von Ausgabenkürzungen und anderweitigen Einsparungen auf diesem Gebiet vorwiegend von Interessengruppen geforscht, die eher eine kommerzielle Nutzung des Phänomens im Auge haben.«