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Ackerman lag unter einer elektrischen Heizdecke auf einem Untersuchungstisch.

»Er hat versucht zu reden«, berichtete Julia Huxley. »Ich habe alles mitgeschrieben, auch wenn es bis vor ein paar Minuten nur zusammenhangloses Zeug war.«

»Und was dann?«, fragte Cabrillo und blickte auf Ackerman hinab, dessen Augenlider jetzt zuckten. Ein Auge öffnete sich einen winzigen Spalt.

»Er erzählte irgendwas von dem Geist«, sagte sie, »nicht von einem Geist, sondern von dem Geist, als sei es ein Spitzname.«

In diesem Moment begann Ackerman noch einmal zu reden. »Ich hätte dem Geist niemals vertrauen dürfen«, murmelte er mit nachlassender Stimme. »Er hat die Uni … versi … tät gekauft und be … zahlt …«

Ackerman bäumte sich auf. Er zitterte nun am ganzen Körper.

»Mom«, hauchte er matt.

Und dann starb er.

Egal wie intensiv Julia Huxley ihn mit Elektroschocks bearbeitete, sein Herz wollte nicht wieder zu schlagen beginnen. Es war kurz nach Mitternacht, als sie ihn für tot erklärte. Cabrillo streckte die Hand aus und schloss behutsam Ackermans Augen, dann zog er die Decke über sein Gesicht und schaltete sie aus.

»Du hast getan, was du tun konntest«, sagte er zu Julia.

Danach verließ er das Lazarett und stieg zum Deck der Oregon hinauf.

Ackermans Worte hallten in seinem Kopf nach.

Am Heck des Schiffes traf er Max Hanley. Er betrachtete drei männliche Leichen, die aufgereiht vor ihm lagen. Er hielt den Din A4-großen Computerausdruck eines Bildes in der Hand.

»Ich habe das Foto mit einem Computer bearbeitet und das Gesicht ein wenig verzerrt, um seine Schwellung zu berücksichtigen, die durch den Aufenthalt im Wasser entstanden ist«, erklärte er, sobald Cabrillo neben ihm stand.

Cabrillo nahm Hanleys Computerausdruck, beugte sich zur ersten Leiche hinab und hielt das Bild neben das Gesicht des Toten. Er betrachtete es eingehend und verglich es mit dem Foto.

»Al-Khalifa«, sagte er schleppend.

»Er muss mit Gewichten beschwert und über Bord geworfen worden sein«, stellte Max Hanley fest. »Was die Mörder nicht wussten, ist, dass in dieser Gegend auf dem Meeresgrund zahlreiche geothermale Kamine existieren. Das heiße Wasser hat dafür gesorgt, dass sich die Leichen aufblähten und so viel Auftrieb bekamen, dass sie von den Gewichten nicht mehr gehalten wurden. Wäre das nicht passiert, hätten wir sie wahrscheinlich nie gefunden.«

»Hast du die anderen identifiziert?«, fragte Cabrillo.

»Bisher habe ich noch keine diesbezüglichen Aufzeichnungen gefunden«, antwortete Hanley, »außerdem kommen immer mehr von ihnen hoch. Wahrscheinlich waren sie nur Al-Khalifas Lakaien.«

»Keine Lakaien«, korrigierte Cabrillo, »sondern Irre.«

»Stellt sich die Frage …«, sagte Hanley.

»… wer so irre ist«, sagte Cabrillo, »dass er andere Irre bestiehlt.«

22

Langston Overholt IV. saß in seinem Büro und ließ einen roten Gummiball auf einem Holzschläger herumhüpfen. Mit der Schulter drückte er den Telefonhörer an sein Ohr. Es war kurz vor acht Uhr morgens, doch er arbeitete bereits seit mehr als zwei Stunden in seinem Büro.

»Ich habe zwei Techniker an Bord zurückgelassen«, erklärte Cabrillo. »Wir nehmen das Bergerecht für uns in Anspruch.«

»Guter Fang«, sagte Overholt.

»Wir haben bestimmt irgendeine Verwendung für das Schiff«, stimmte ihm Juan Cabrillo zu.

»Wie ist eure derzeitige Position?«, fragte Overholt.

»Nördlich von Island mit Kurs nach Osten. Wir folgen den Peilsendern auf dem Meteoriten. Derjenige, der Al-Khalifa gekillt und den Meteoriten gestohlen hat, muss sich an Bord eines anderen Schiffs aufhalten.«

»Seid ihr ganz sicher, dass der Tote, den ihr geborgen habt, Al-Khalifa ist?«, fragte Overholt.

»Wir faxen dir Fingerabdrücke und Digitalfotos von der Leiche«, versprach Cabrillo, »damit deine Leute ihn eindeutig identifizieren können. Aber ich bin mir zu neunundneunzig Prozent sicher.«

»Nachdem du mich heute Morgen geweckt hast, habe ich einige meiner Männer angewiesen, etwas über die Identität des Eurocopterpassagiers in Erfahrung zu bringen. Es ist nichts dabei herausgekommen. Ich schicke ein Team nach Grönland, damit sie die Leichen einsammeln. Ich hoffe, wir erfahren dabei etwas mehr.«

»Mein nächtlicher Anruf tut mir Leid, aber ich dachte, du solltest die Neuigkeit so bald wie möglich erfahren.«

»Kein Problem. Ich kriege wahrscheinlich ohnehin viel mehr Schlaf als du.«

»Ich habe mich, nachdem wir die Akbar verlassen haben, für ein paar Stunden aufs Ohr legen können«, gab Cabrillo zu.

»Was sagt denn dein Bauchgefühl, alter Freund?«, wollte Overholt wissen. »Wenn Al-Khalifa tot ist, dürfte sich die Bedrohung durch eine schmutzige Atombombe doch erheblich verringern. Der Meteorit mag ja radioaktiv sein, aber ohne einen Katalysator ist die Gefahr doch bei weitem nicht mehr so groß.«

»Das stimmt wohl«, räumte Cabrillo zögernd ein, »aber die fehlende ukrainische Atombombe geistert noch immer irgendwo da draußen rum, und wir wissen nicht, ob Al-Khalifa nicht von mehreren seiner eigenen Leute getötet wurde und diese jetzt auf eigene Faust versuchen, die Mission durchzuziehen.«

»Das würde einiges erklären«, sagte Overholt, »zum Beispiel, wie die Mörder so einfach auf die Akbar gelangen konnten.«

»Wenn es nicht Al-Khalifas eigene Leute waren, dann haben wir es mit einer anderen Gruppe zu tun. In diesem Fall sollten wir wachsam sein. Die Leute, die die Akbar angegriffen haben, waren jedenfalls bestens ausgebildet und so gefährlich wie gereizte Klapperschlangen.«

»Eine andere Terroristengruppe?«

»Das bezweifle ich«, erwiderte Cabrillo. »Die Operation trägt nicht die Handschrift religiöser Fanatiker. Das Ganze kommt mir eher wie ein militärisches Kommandounternehmen vor. Absolut emotionslos und uhrwerksmäßig — eine klinisch saubere und perfekt getimte Eliminierung des Gegners.«

»Ich höre mich mal um«, sagte Overholt, »und sehe zu, was ich zutage fördern kann.«

»Dafür wäre ich dir dankbar.«

»Nur gut, dass du es geschafft hast, den Meteoriten mit Peilsendern auszustatten«, fügte Overholt hinzu.

»Das ist unser einziger Trumpf«, räumte Cabrillo ein.

»Sonst noch was?«

»Kurz bevor er starb, erzählte der Archäologe irgendetwas von dem Geist«, sagte Cabrillo, »so als sei dieser Geist ein Mensch aus Fleisch und Blut und nicht nur eine körperlose Erscheinung.«

»Auch darum kümmere ich mich«, sagte Overholt.

»Das Ganze entwickelt sich wie so ein Suchspiel«, sagte Cabrillo. »Finde heraus, wer der Geist ist, und schon ist das Ding gelöst.«

»Ich wüsste nicht, dass es mal ein Suchspiel um eine verloren gegangene Atombombe gegeben hat«, wandte Overholt ein.

»Die Zeiten ändern sich«, sagte Cabrillo, ehe er die Verbindung trennte, »diese Welt ist um einiges gefährlicher geworden.«

Die Free Enterprise dampfte mit Kurs auf die Faröer durch die eisigen Fluten. Die Mannschaft entspannte sich allmählich — wenn sie den Meteoriten erst einmal abgeliefert hätten, könnten sie sich eine längere Pause gönnen. Sobald ihr Schiff in Calais läge, würden sie einfach abwarten, bis sie wieder gebraucht würden. Die Stimmung an Bord war gelöst.

Sie hatten keine Ahnung, dass ihnen ein Jagdhund der Weltmeere, getarnt als altersschwaches Frachtschiff, auf den Fersen war.

Ebenso wenig vermuteten sie, dass sich sowohl die Corporation als auch die Regierung der Vereinigten Staaten schon bald gegen sie verbünden würden. Sie befanden sich in einem Zustand seliger Unwissenheit.

»Es ist wichtig«, erklärte TD Dwyer der Empfangsdame.

»Wie wichtig?«, fragte sie. »Er bereitet sich gerade auf eine Konferenz im Weißen Haus vor.«

»Sehr wichtig«, antwortete Dwyer.

Die Empfangsdame nickte und betätigte den Summer von Overholts Sprechanlage. »Hier ist ein Thomas Dwyer, ein Spezialist für theoretische Anwendungstechnologien. Er erklärt, es müsse Sie dringend sprechen.«