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Dann hatte er sich die Latexmaske vom Gesicht gepellt.

Er war zum Ruderhaus gegangen und hatte das Funkgerät eingeschaltet.

»Portland, Salem, Bend«, wiederholte er, »sende- und empfangsbereit.«

Auf der Oregon griff Hanley nach dem Mikrofon, um zu antworten. »Hier ist die Oregon, identifizieren Sie sich.«

»Sechs, elf, neunundfünfzig.«

»Mark«, fragte Hanley, »was machst du am Funkgerät?«

»Das war ein verwegener Plan«, sagte George Adams, während er den Helikopter durch die Dunkelheit lenkte, »den Emir von Katar durch ein Double zu ersetzen.«

»Wir wussten, dass Al-Khalifa schon seit längerer Zeit vorhatte, sich des Emirs zu bemächtigen«, sagte Cabrillo, »und der Emir hat bei unserer Operation bereitwillig mitgespielt. Er will ebenso wie wir, dass Al-Khalifa von der Bildfläche verschwindet.«

»Hast du schon gegessen?«, fragte Adams. »Ich habe Sandwiches, Kekse und Milch mitgebracht. Du findest alles in einer Tasche auf dem Rücksitz.«

Cabrillo nickte und fasste nach hinten auf den Sitz neben Ackerman. Dann öffnete er eine Kühltasche und holte ein Sandwich heraus. »Hast du zufällig auch Kaffee an Bord?«

»Ein Pilot ohne Kaffee?«, fragte Adams grinsend. »Das wäre genauso wie ein Angler ohne Würmer. Hinten auf dem Boden steht eine Thermosflasche. Mein italienisches Lieblingsgebräu.«

Cabrillo holte die Thermosflasche nach vorn und schenkte sich einen Becher voll ein. Er trank zwei Schlucke, dann stellte er den Becher zwischen seine Füße auf den Boden und biss ein Stück von seinem Sandwich ab.

»Demnach war von Anfang an geplant, dass der falsche Emir entführt werden sollte?«, fragte George Adams.

»Das nicht gerade«, gab Cabrillo zu. »Wir nahmen an, wir könnten Al-Khalifa schnappen, ehe er zuschlägt. Das einzig Positive ist: Wir sind sicher, dass Al-Khalifa nicht die Absicht hat, den Emir zu töten — er will lediglich dafür sorgen, dass der Al-Khalifa-Clan den Thron übernimmt. Deshalb müsste unser Mann so sicher sein wie eine Kuh auf einer Konferenz von Vegetariern, jedenfalls solange er nicht als Fälschung entlarvt wird.«

Cabrillo nahm einen zweiten Bissen von seinem Sandwich.

»Juan«, sagte Adams, »eins würde ich aber doch gern wissen …«

»Nur zu«, sagte Cabrillo, schob sich den Rest seines Sandwiches in den Mund und bückte sich nach seinem Kaffeebecher.

»Was zum Teufel hat dich nach Grönland verschlagen — und wer ist dieser Halbtote auf dem Rücksitz meines Hubschraubers?«

»Al-Khalifa und seine Männer haben sich aus dem Staub gemacht«, meldete Mark Murphy, der Waffenexperte. »Soweit ich erkennen kann, bin ich das einzige lebende Wesen an Bord.«

»Das ergibt keinen Sinn«, sagte Hanley. »Siehst du irgendwo den Helikopter, der zum Schiff gehört?«

»Er stand auf dem Achterdeck«, sagte Murphy.

»Und du hast die gesamte Jacht überprüft?«

»Klar. Es ist, als hätte es die Leute nie gegeben.«

»Warte einen Moment«, sagte Hanley und wandte sich zu Stone um.

»Achtunddreißig Minuten, Max«, beantwortete Eric Stone die unausgesprochene Frage.

»Murph«, sagte Hanley jetzt, »wir sind in einer guten halben Stunde dort. Sieh zu, was du bis dahin noch rauskriegen kannst.«

»Wird gemacht«, erwiderte Murphy.

»Wir sind gleich bei dir«, versprach Hanley, »und dann können wir überlegen, was hinter dieser Geschichte steckt.«

»Ich habe einen Anruf von unserem Kontaktmann bei der CIA erhalten«, berichtete Cabrillo. »Als wir in Reykjavik waren, hat Echelon eine E-Mail aufgefangen, die sich auf einen Meteoriten bezog, der aus Iridium besteht. Die CIA machte sich Sorgen, er könnte in die falschen Hände geraten, und bat mich, hinzufliegen und ihn an mich zu bringen. Dieser Gentleman« — er deutete nach hinten auf den Rücksitz — »hat ihn entdeckt.«

»Er ist in die Höhle eingedrungen und hat ihn ausgegraben?«

»Nicht ganz«, sagte Cabrillo. »Du hast dich an Ort und Stelle leider nicht umsehen können. Über dem Gang, in den du vorgedrungen bist, befand sich ein zweiter — geheimer — Gang, der sich zu einem regelrechten Heiligtum erweiterte. Sehr aufwendig das Ganze. Irgendjemand muss den Meteoriten vor langer Zeit gefunden und entschieden haben, dass es sich dabei um ein religiöses oder spirituelles Artefakt handelt. Der Knabe hinter uns ist ein Archäologe, der irgendwo einen Hinweis darauf fand und den Ort suchte.«

George Adams warf einen Blick auf die Anzeigeinstrumente, dann sprach er in sein Mikrofon: »Oregon, hier ist Air One. Wir sind nur noch zwanzig Minuten weit entfernt.«

Nachdem er von Eric Stone im Kontrollraum Antwort erhalten hatte, fuhr er fort: »Die ganze Angelegenheit erscheint ziemlich seltsam. Selbst wenn der Meteorit irgendeine historische Bedeutung haben sollte, ich kann mir nicht vorstellen, dass sich rivalisierende Archäologen wegen eines solchen Fundes nach dem Leben trachten. Durchaus möglich, dass der eine oder andere schon mal an so was gedacht hat, aber tatsächlich passiert ist das noch nie.«

»Im Augenblick«, sagte Cabrillo, »sieht es so aus, als hätten Al-Khalifa und die Hammadi-Gruppe die E-Mail abgefangen und den Meteoriten wegen des Iridiums geborgen. Offensichtlich haben sie die Absicht, eine schmutzige Bombe damit zu bauen.«

»Wenn das wirklich der Fall sein sollte«, sagte Adams, »dann müssen sie längst eine funktionierende Bombe haben, um sie als Katalysator einzusetzen. Anderenfalls verfügen sie nur über den Brennstoff, aber nicht über Feuer.«

»Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.«

»Wenn unsere Leute den Meteoriten also in die Finger kriegen, müssen wir immer noch die Trägerbombe suchen.«

»Wenn wir Al-Khalifa schnappen«, sagte Cabrillo, »holen wir die Information aus ihm heraus, wo sich die Waffe befindet. Dann können wir unsere Leute hinschicken, um sie unschädlich zu machen, und die Angelegenheit ist erledigt.«

Cabrillo wusste es noch nicht, doch Al-Khalifa lag zu diesem Zeitpunkt bereits auf dem Grund des Meeres.

Und zwar in nächster Nähe einer ganzen Reihe von geothermalen Kaminen.

19

Thomas Dwyer war ein Name, der seriös und gediegen klang. Sogar Dwyers Titel — Spezialist für theoretische Physik — weckte die Vorstellung von einem Pfeife rauchenden Akademiker. Von einem Eierkopf oder einem Mann, der ein konventionelles, in jeder Hinsicht geregeltes Leben führte. Nichts konnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Dwyer war der Kapitän seines Darts-Teams in seiner Stammkneipe, nahm an Wochenenden an Rallyes teil und machte mit einer Leidenschaft Jagd auf ledige Frauen, die seine vierzig Lebensjahre kein bisschen bremsten. Dwyer hatte entfernt Ähnlichkeit mit dem Filmschauspieler Jeff Goldblum, kleidete sich eher wie ein Filmproduzent denn als ein Wissenschaftler und las täglich fast zwanzig Tages-Zeitungen und Illustrierte. Er war hochintelligent, fantasievoll — mit einem Hang zum Unkonventionellen und stets up-to-date, was die politische Weltlage sowie aktuelle Trends betraf. Außerdem galt er als ein stilsicherer Modeexperte.

Seine offizielle Berufsbezeichnung ließ jedoch eine weitaus ernstere Seite an ihm erkennen. Auf seiner Visitenkarte war zu lesen: Thomas W. Dwyer (TD), Central Intelligence Agency, Leitender Wissenschaftler für theoretische Anwendungstechnologien. Man konnte Dwyer auch einfach als Geheimwissenschaftler bezeichnen.

Im Augenblick hing er mit dem Kopf nach unten in einem Paar Gravity Inversion Boots, so genannten Hängeschuhen. Sie waren an einer Stange befestigt, die zwischen den Pfosten der Tür verkeilt war, die zu seinem Büro führte. Er streckte seinen Rücken und dachte nach.

»Mr. Dwyer«, sagte ein jüngerer Wissenschaftler schüchtern.

Dwyer blickte in Richtung der Stimme. Er konnte ein Paar abgewetzter brauner Lederschuhe über weißen Frotteesocken erkennen, die unter den Beinen einer Hose verschwanden, die ein wenig zu kurz war. Indem er den Rücken ein wenig krümmte, hob Dwyer den Kopf gerade hoch genug, um den Sprecher erkennen zu können.