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Eine tiefgefrorene Pizza zuzubereiten hätte erheblich länger gedauert als der Überfall auf die Akbar.

Sobald das Einsatzteam wieder an Bord eingetroffen war, wurde das Schlauchboot aufs Deck gehievt, und der Kapitän der Free Enterprise legte sein Schiff neben die Akbar. Der Nebel hatte sich ein wenig aufgelockert, und die Lichter der Akbar wurden von den schwarzen Fluten des Ozeans reflektiert. Die Jacht schaukelte auf der Stelle wie ein Boot, das über einem Riff ankerte. Der Unterschied aber war, dass das Wasser in dieser Region viel zu kalt war, um darin zu tauchen — außerdem war bis auf eine Person niemand mehr an Bord, der hätte herauskommen können.

Die Free Enterprise zog an der Jacht vorbei, dann beschleunigte der Kapitän stetig die Fahrt.

18

George Adams blieb mit dem Robinson-Hubschrauber über dem Mount Forel stehen, dann erzeugte er mit dem Außenlautsprecher einen lauten Hupton. Er wartete einige Minuten und gewahrte schließlich den Schimmer eines grünen Leuchtens tief unter sich. Er flog ein Stück auf das Leuchten zu, dann ließ er den Hupton abermals erklingen, um Juan Cabrillo zu warnen, damit er in sicherer Entfernung vom Landeplatz blieb. Anschließend brachte er den Hubschrauber auf die Schneedecke hinunter. Sobald der Rotor stehen blieb, stieg er aus.

»Hey, Juan«, sagte er, während Cabrillo auf ihn zukam, »bin ich froh, dass ich dich gefunden habe. Hier draußen ist es so dunkel wie in einem Kohlensack.«

»Sind alle unversehrt aus Island rausgekommen?«

»Alles ist planmäßig verlaufen«, sagte Adams.

»Das ist ja immerhin ein Lichtblick.« Cabrillo nickte zufrieden. »Aber jetzt was ganz anderes — wie sieht es gewichtsmäßig für uns aus?«

»Mit uns beiden und dem Sprit können wir immer noch ein paar hundert Pfund zusätzlich mitnehmen. Warum fragst du?«

»Wir haben noch einen Passagier«, sagte Cabrillo.

»Wen?«

»Einen Zivilisten, der angeschossen wurde«, klärte ihn Cabrillo auf. »Ich denke, er ist das typische Beispiel dafür, dass jemand zur falschen Zeit am falschen Ort war.«

»Ist er tot oder lebendig?«

»Ganz sicher bin ich mir nicht, aber es sieht gar nicht gut aus«, sagte Cabrillo und deutete zum Höhleneingang. »Geh in die Höhle und trag ihn dann raus zum Hubschrauber. Ich bringe die Schneekatze her und fange mit dem Auftanken an.«

Adams nickte und stieg den Berghang hinauf. Am Eingang zur Höhle blieb er stehen und blickte nach Norden. Am Horizont flackerten blaue und grüne Lichterscheinungen und tanzten und flatterten wie lange schleierartige Stoffbahnen in einem pulsierenden Licht. Das Plasma, das das berühmte Nordlicht erzeugte, führte sein geheimnisvolles Schauspiel auf, das Adams mit seinem überirdischen Zauber eine Gänsehaut über den Rücken jagte.

Nur mühsam riss er sich von diesem Anblick los und betrat die Höhle.

Cabrillo stieg in die Schneekatze und lenkte sie zum Helikopter. Er begann mit dem Umfüllen des Treibstoffs, indem er eine von Hand zu bedienende Pumpe auf dem Reservetank benutzte. Er hatte den zweiten Tank des Robinson schon beinahe gefüllt, als Adams mit Ackerman auf der Schulter, der immer noch in seinem Schlafsack steckte, aus der dunklen Höhlenöffnung trat. Behutsam bettete er den Archäologen auf den Rücksitz, sicherte ihn mit dem Sitzgurt und kam dann zu Cabrillo.

»Ich habe zwei Container Octane-Booster mitgebracht, der hinzugefügt werden muss«, sagte er.

»Gib sie her, ich kippe das Zeug in den Tank. In der Zwischenzeit bitte ich dich, Julia Huxley anzufunken und sie zu fragen, ob wir irgendetwas für unseren Passagier tun können. Erklär ihr, dass er eine böse Schussverletzung abgekriegt und sehr viel Blut verloren hat.«

Adams nickte, dann griff er in ein Gepäckabteil, holte zwei flaschenförmige Behälter voll Kraftstoffveredler heraus und reichte sie Cabrillo. Daraufhin schlängelte er sich in den Pilotensessel und schaltete das Sprechfunkgerät ein. Er kam wieder heraus, sobald er sein Anliegen losgeworden war und angelte sich eine zusammenklappbare Schneeschaufel aus dem Abteil. Während Cabrillo den letzten Rest Treibstoff in den Hubschraubertank pumpte, fing Adams an, Schnee in Ackermans Schlafsack zu schaufeln.

»Sie hat gemeint, ich solle ihn runterkühlen und seinen Herzschlag verlangsamen«, erklärte Adams, als er Cabrillos irritierten Blick bemerkte, »um eine Hypothermie zu erzeugen und ihn in einen Schlafzustand zu versetzen.«

»Wie lange brauchen wir bis zur Oregon?«

»Sie war mit Volldampf unterwegs, als ich von dort startete«, berichtete Adams, »deshalb werden wir beim Rückflug wohl einiges an Zeit einsparen. Wenn ich schätzen müsste, würde ich auf gut eine Stunde tippen.«

Cabrillo nickte und wischte sich einige Schneeflocken aus den Augenbrauen. »Ich fahre die Schneekatze zur Seite«, sagte er, »und du sorgst dafür, dass alles auf Betriebstemperatur gebracht wird.«

»Okay.«

Keine fünf Minuten später schwang sich Cabrillo in den Passagiersessel des Helikopters, dessen Rotor sich bereits im Leerlauf drehte. Kurz darauf gab Adams Gas und beschleunigte die Rotorblätter. Dann dauerte es nicht mehr lange, der Hubschrauber stieg auf und ließ die Schneewüste hinter sich.

Auf der Oregon arbeitete Hanley bereits an einem Plan für den Angriff auf die Akbar. Eddie Seng hatte sich in eine Nische des Kontrollraums zurückgezogen, wo er nun saß und sich auf einem gelben Schreibblock Notizen machte. Eric Stone kam auf Max Hanley zu und deutete auf den großen Monitor an der Wand. Dieser zeigte die Küste Grönlands, die Position der Akbar und den Kurs, auf dem die Oregon unterwegs war.

»Max«, sagte Stone und deutete auf das Diagramm, »die Akbar hat ihre Position seit einer Viertelstunde nicht verlassen. Das kann man von dem Meteoriten jedoch leider nicht behaupten. Wenn das Signal, das der Staub aussendet, korrekt und zuverlässig ist, bewegt er sich von uns weg.«

»Das ergibt keinen Sinn.« Hanley schüttelte ratlos den Kopf. »Ist es möglich, dass uns die Anzeige falsche Daten liefert?«

Stone nickte bestätigend. »Bei den lebhaften Nordlichtaktivitäten und der starken Erdkrümmung so weit im Norden könnte es zu einer ungewöhnlichen Brechung der Signale in der Ionosphäre kommen.«

»Wie lange brauchen wir noch bis zur Akbar, erkundigte sich Hanley.

»Wir waren gut eine Stunde von ihr entfernt«, sagte Eric Stone. »Nun, da sie angehalten hat, würde sich diese Zeit möglicherweise um etwa zehn Minuten verkürzen.«

»Eddie«, fragte Hanley quer durch den Raum, »kannst du dafür sorgen, dass deine Männer schon früher einsatzbereit sind?«

»Klar«, sagte Seng. »Das meiste hat sowieso nur der erste Mann an Bord zu tun. Sobald er das lähmende Gas in die Belüftungsrohre gesprüht und die bösen Buben schlafen gelegt hat, besteht der Rest nur noch aus einem Großreinemachen des Schiffs und seiner Bergung.«

Stone war an seinen alten Platz zurückgekehrt. Er studierte die Radiofrequenztabelle, die die unterschiedlichen Signalstärken anzeigte. »Wir fangen gerade etwas sehr Schwaches auf«, sagte er.

»Versuch doch mal, es reinzuholen.«

Stone fingerte an einem Einstellknopf herum, dann drückte er auf einen anderen Knopf in der Konsole, um die Empfangsempfindlichkeit zu steigern. Danach schaltete er den Lautsprecher ein.

»Portland, Salem, Bend«, sagte eine Stimme, »sende- und empfangsbereit.«

Auf der Akbar hatte es der Gefangene geschafft, ein weiteres Mal seine Hände zu befreien und nun auch seine Beine. Er hatte an der Tür seiner Kabine gelauscht, aber nichts gehört und daher die Tür einen Spaltbreit geöffnet und hinausgeschaut. Niemand war im Gang zu sehen. Daraufhin hatte er das Schiff vom Bug bis zum Heck durchsucht und festgestellt, dass es leer war.