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«Überanstrengen Sie das rechte Auge nicht, Sir, und lassen Sie das andere bedeckt«, warnte Tuson.»Wenn Sie bald richtig behandelt werden.»

Bolitho schaute ihn an. Er hatte das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben. Tuson hatte behauptet, das gäbe sich mit der Zeit.

«Ihre Behandlung war richtig«, sagte Bolitho.

Tuson ließ sich nicht ablenken.»Wenn Sie sich den Anforderungen der Geschwaderführung nicht entziehen, Sir, bin ich für die Konsequenzen nicht verantwortlich.»

Die Tür ging auf, und da stand Keen und beobachtete ihn mit dem Hut unterm Arm. Bolitho fiel auf, daß auch er seine beste Uniform trug. Der zweite Hauptdarsteller, dachte er.

«Alle versammelt, Sir.»

Bolitho blickte in den Spiegel und sah, wie er rasch mit Zenoria einen Blick tauschte. Sie legte eine Hand auf die Brust, und Keens Gesicht war zu entnehmen, daß er die Geste verstand.

Bolitho berührte seinen Verband. Er gönnte ihnen ihr Glück, ganz gleich, welche Schwierigkeiten vor ihnen lagen. Er war nicht eifersüchtig, nur ein wenig neidisch.

Er schlüpfte in die Ärmel des Rockes und ließ sich von Allday den alten Degen an den Gürtel hängen.

«Passen Sie gut auf sich auf, Sir«, murmelte Allday.

Bolitho berührte seinen muskulösen Arm und lächelte.»Vielen Dank, alter Freund. «Er sah die anderen an.»Und Ihnen allen auch. Aber jetzt wollen wir wieder an die Arbeit gehen.»

Keen lief es kalt den Rücken hinunter. Er kannte diesen Ausdruck, diese Stimme. Weder Schmerzen noch Verband konnten über die Tatsache hinwegtäuschen, daß das Feuer noch brannte.

IX Angriff

Bolitho saß ruhelos am Tisch und sah zu, wie Keen eine Berechnung auf der Seekarte anstellte und geschickt mit dem Stechzirkel hantierte.

Mehrere Male hatte sich Bolitho vorgebeugt, um nachzusehen, welche Fortschritte gemacht wurden, und zwar zunehmend verzweifelt. Er fühlte sich halb blind, und an ein Lesen der Seekarte war überhaupt nicht zu denken.

Sein kleines Geschwader, das sich erst kürzlich im Golfe du Lion zusammengefunden hatte, zerstreute sich nun mit jeder Stunde weiter. Helicon und Dispatch hatten alles Tuch gesetzt und waren ihrerseits zu den Inseln gesegelt, um Trinkwasser an Bord zu nehmen. Bolitho zog die Stirn kraus und spürte sofort Schmerz im linken Auge. Wenn die beiden Schiffe zurückkehrten, würde das Geschwader zusammenbleiben.

Inch hatte Barracouta angewiesen, alle Küstenschiffe, die sie traf, zu stoppen und zu durchsuchen, und von einem dieser Händler war in Erfahrung gebracht worden, daß zwei große französische Kriegsschiffe in spanischen Gewässern gesichtet worden waren, weniger als zweihundert Meilen südwestlich von Toulon. Kein Wunder, daß Nelsons Blockadegeschwader vor dem großen Hafen nur so wenige französische Schiffe ausgemacht hatte. Zu viele waren noch draußen.

Bei der Kommandantenbesprechung hatte Bolitho anfangs Zweifel, wenn nicht Ungläubigkeit gespürt, doch dann fühlte er, daß sie ihm mit zunehmender Aufmerksamkeit zuhörten.

Spanien war nach wie vor mit Frankreich verbündet, denn Bonaparte ließ ihm praktisch keine andere Wahl. Er hatte Subventionen von sechs Millionen Francs im Monat und andere wichtige Hilfeleistungen verlangt. Wenn Spanien sich diesem unerhörten Ultimatum entziehen wollte, mußte es England erneut den Krieg erklären. Ging es auf keine dieser Alternativen ein, würde es von Frankreich angegriffen werden.

Wenn Inchs Meldung zutraf, dann befuhr Jobert mit Instruktionen von höherer Stelle in Paris die spanischen Gewässer: ein weiterer Schachzug, um die Spanier in den Konflikt hineinzuziehen.

Leutnant Stayt trat ein.

«Kapitän Lapish ist bereit, seine Befehle entgegenzunehmen, Sir.»

«Gut. «Keen warf Bolitho einen Blick zu und legte den Stechzirkel hin. Er wußte, wie ungern Bolitho seine einzige Fregatte freigab. Doch wenn es zum Kampf kam, mußte sich jedes Schiff so lange wie möglich selbst versorgen können. Proviant ließ sich rationieren, aber ohne Wasser konnte man nicht überleben.

Als sich der Flaggleutnant wieder zurückzog, sagte Keen:»Lapish weiß, was er zu tun hat. Ich sprach mit ihm, als er an Bord kam. «Er lächelte schief.»Offenbar will er unbedingt beweisen, daß er sich gebessert hat.»

Als Lapish eintrat, sagte Bolitho:»Kehren Sie so bald wie möglich auf diese Station hier zurück. «Er sah ihn nicken, aber seine Augen brannten vor Überanstrengung, und er konnte den Ausdruck des jungen Kommandanten nur undeutlich erkennen.»Wissen Sie, was Sie zu tun haben?»

Lapishs Antwort klang, als rassle er eine auswendig gelernte Lektion herunter.»Ich soll mein Schiff in einen Zweidecker verwandeln, ehe ich mich zum Blockadedienst zurückmelde, Sir. «Sein Tonfall verriet zwar keinen Zweifel, aber Bolitho vermutete, daß der Mann seinen Admiral nicht nur für halb blind, sondern auch für geistesgestört hielt.

Bolitho lächelte.»Aye. Benutzen Sie dazu alle Ersatzsegel und Hängemattsdecken. Wenn Sie die an den Gangways aufspannen und braun mit schwarzen Quadraten als Stückpforten anmalen, wird auf die Entfernung niemand den Unterschied merken. «Er fügte heftig hinzu:»Und wenn Ihnen jemand zu nahe kommt, entern oder versenken Sie ihn.»

Bolitho wußte, daß die kleine Fregatte in der Lage sein würde, die beiden Linienschiffe einzuholen, Trinkwasser an Bord zu nehmen und dennoch vor ihnen die französische Küste zu erreichen. War sie erst einmal auf Station, würde man sie als zum Geschwader gehörig betrachten. Bolitho behielt auf diese Weise seine volle Stärke. Ausguckposten, ob Freund oder Feind, sahen gewöhnlich, was sie erwarteten.

Rapid hatte nun eine noch wichtigere Funktion: sie war sein einziger Aufklärer.

Nachdem Lapish von Keen zu seiner Gig gebracht worden war, setzte Argonaute Segel und ging zusammen mit Icarus auf Südwestkurs. Die beiden Schiffe segelten mit großem Abstand in Querlinie und erweiterten so das Sichtfeld ihrer Ausguckposten. Rapid lag so weit vor ihnen, daß sie selbst vom Krähennest kaum auszumachen war.

Keen kehrte zurück an den Kartentisch und erklärte:»Die Franzosen wurden bei Kap Creus gesichtet, Sir, einem idealen, nur knapp zwanzig Meilen von der Grenze entfernten Ankerplatz. Sollen wir sie angreifen, falls sie noch dort sind?»

Bolitho spielte mit dem Stechzirkel.»Das könnte Spanien provozieren. Andererseits würde es den Dons zeigen, daß wir uns um ihre scheinheilige Neutralität nicht scheren. Und zur Abwechslung könnte es Jobert mal in die Defensive treiben. «Je länger er darüber nachdachte, desto ferner rückten Alternativen. Bisher hatte Jobert alle Eröffnungszüge gemacht und dabei beinahe Bolithos Geschwader angeschlagen. Er mußte auf die hohe See gelockt werden. Der Winter stand vor der Tür, dann würde das Wetter den Feind begünstigen und nicht die Schiffe im Blockadedienst.

Für die nächste Woche wurde ein britischer Geleitzug nach Malta erwartet, und es war damit zu rechnen, daß der Feind davon erfuhr. Sobald die Versorgungsschiffe vor Gibraltar ankerten, würden feindliche Spione ihre Ankunft und womöglich auch ihre Ladung weitermelden.

Bolitho massierte sich das Auge. Was, wenn sie auf eine spanische Patrouille trafen? Sollten sie dann kämpfen oder sich zurückziehen?

«Landfall ist morgen, Val«, sagte er grimmig.

«Jawohl, Sir. «Wenn Keen sich angesichts der Möglichkeit eines Gefechts um Zenoria sorgte, so ließ er sich das wenigstens nicht anmerken.

Nachdem Keen gegangen war, trat Allday ein und fragte:»Brauchen Sie etwas, Sir?»

Bolitho hörte sofort die Teilnahmslosigkeit in seiner Stimme.»Was ist los?»

Allday starrte zu Boden.»Nichts, Sir.»

Bolitho ließ sich in seinen Sessel fallen.»Raus damit, Mann.»

«Das behalte ich lieber für mich, wenn Sie nichts dagegen haben, Sir«, erwiderte Allday trotzig.