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«Jedenfalls«, Cairns lehnte sich zurück und blickte Bolitho an,»hat der Captain klar zum Ausdruck gebracht, daß er lieber Sie als Begleiter beim Admiral haben will als unseren Zechbruder, den Zweiten Offizier!»

Bolitho lächelte. Es war erstaunlich, daß Probyn sich noch immer halten konnte. Gewiß, er hatte Glück, daß die Trojan nach ihrer Rückkehr kaum wieder auf See gewesen war. Zwei kurze Patrouillen zur Unterstützung der Armee und, mit dem Flaggschiff zusammen, eine Schießübung in Sichtweite von New York, das war alles. Denn noch ein paar heftige Stürme auf See, und Probyns Schwäche wäre offenbar geworden.

Bolitho stand auf.»Dann ist es wohl besser, wenn ich mich jetzt umziehe.»

Cairns nickte.»Sie sollen sich am Ende der ersten Hundewache* beim Kommandanten melden. Er ist zur Zeit nicht in Stimmung, auch nur die kleinste Nachlässigkeit durchzulassen, das kann ich Ihnen versichern.»

*Sechs Uhr nachmittags

Pünktlich um vier Glasen trat Kapitän zur See Pears aus der Kajütstür, in großer Uniform, den Degen an der Seite. Das glitzernde Gold auf dunkelblauem Grund und die weiße Kniehose ließen ihn jünger und größer erscheinen.

Bolitho, ebenfalls in seiner besten Uniform, den Degen statt des im Alltag üblichen Dolches am Gürtel, erwartete ihn am Fallreep.

Er hatte Boot und Besatzung bereits inspiziert und alles in Ordnung befunden. Es war ein prächtiges Boot, dunkelrot mit weißem Dollbord, der Name Trojan leuchtete in Goldbuchstaben am Bug, die Hecksitze waren mit roten Kissen ausgelegt. Die Crew in rotweiß karierten Hemden und schwarzen Hüten hielt die Riemen hoch, genau ausgerichtet in zwei schnurgeraden Reihen. Gut genug für einen Kaiser, dachte Bolitho.

Cairns eilte herbei und sagte etwas zum Kommandanten, was Bo-litho nicht verstand. Da jedoch Molesworth, der nervöse Zahlmeister, ebenfalls in der Nähe des Fallreeps wartete, nahm er an, daß Cairns an Land fahren wollte, um den Handel mit dem Proviantlager abzuschließen.

Hauptmann d'Esterre musterte kurz seine Wache und kommandierte:»Präsentiert das Gewehr!»

Die aufgepflanzten Bajonette der hochschnellenden Musketen berührten mit ihren Spitzen fast das Sonnensegel, und Bolitho sah im Geiste wieder die Marineinfanteristen vor sich, wie sie mit derselben Präzision die Enterer auf der Faithful niedergemäht hatten.

Pears schien Bolitho zum ersten Mal zu sehen.»Ah, Sie sind es. «Er ließ den Blick über Bolithos Erscheinung wandern, über den neuen Hut, den frischgebügelten Rock mit leuchtend weißen Aufschlägen, und sagte anerkennend:»Ich dachte, ich hätte einen neuen Offizier an Bord.»

Bolitho lächelte.»Danke, Sir.»

Pears nickte ihm zu.»Weitermachen!»

Bolitho lief die Fallreepstreppe hinunter zum Boot, wo Hogg, der stämmige Bootssteurer, bereitstand, den Hut unterm Arm.

Die Bootsmannsmaatenpfeifen trillerten, dann bekam das Boot unter Pears Gewicht Schlagseite, als er an Bord stieg und zum Hecksitz balancierte.»Absetzen! Riemen bei!«Hogg war sich der beobachtenden Fernrohre auf den umliegenden Kriegsschiffen bewußt.»Ruder an!»

Bolitho saß steif da, den Degen zwischen den Knien. Es war ihm unmöglich, sich in Gegenwart des Kommandanten zu entspannen, deshalb beobachtete er intensiv die Trojan, ihre sich nach unten verjüngenden Linien, die lustlos über die Heckreling baumelnde Flagge, das Glitzern der Goldbronze und polierten Messingbeschläge.

Alle Stückpforten standen offen, um die schwache, ablandige Nachmittagsbrise einzulassen. Aus jeder Öffnung blickte die schwarze Mündung einer Kanone, so sauber und blank wie d'Esterres Silberknöpfe.

Bolitho betrachtete verstohlen Pears grimmiges Profil. Die Neuigkeiten vom Kriegsschauplatz waren schlecht: bestenfalls Pattsituation, Verluste auf beiden Seiten. Doch was Pears auch von der augenblicklichen und künftigen Lage halten mochte, eins war sicher: Nie würde er auf seinem Schiff die geringste Schlamperei dulden.

Unter ihren Vierkant gebraßten Rahen mit den sorgfältig festgemachten Segeln, glänzend in Schwarz und Lederfarbe, war die Trojan wirklich ein Anblick, der auch das verzagteste Herz höher schlagen ließ.

Pears fragte plötzlich:»Haben Sie von Ihrem Vater gehört?«Bolitho erwiderte:»In letzter Zeit nicht. Er ist kein eifriger Schreiber.»

Pears blickte ihn voll an.»Es tat mir leid, vom Tode Ihrer Mutter zu hören. Ich habe sie einmal in Weymouth gesehen, Sie selbst waren damals auf See. Eine so reizende und hübsche Dame.

Ich komme mir alt vor, wenn ich mich an sie erinnere.»

Bolitho blickte starr achteraus. Kein Wunder, daß Pears sich alt vorkam. Angenommen, die Trojan hätte wirklich zu kämpfen, und zwar mit einem Schiff ihrer eigenen Größe und Feuerkraft, welche Offiziere würde Pears dann in die Schlacht führen? Probyn wurde von Tag zu Tag schwieriger und mürrischer. Dalyell war fröhlich und freundlich, aber kaum imstande, seine neuen Aufgaben als Vierter Offizier voll zu erfüllen. Der arme Quinn, schmal geworden und noch ständig unter Schmerzen leidend, war nur bedingt einsatzfähig und vorläufig höchstens zu leichter Tätigkeit unter Aufsicht des Arztes freigestellt. Dann hatten sie jetzt noch Libby, diesen Jungen in Offiziersverkleidung. Pears machte sich mit gutem

Grund Sorgen, dachte Bolitho. Es mußte ihm manchmal vorkommen, als habe er ein Korps von Schuljungen an Bord.

«Wieviele Leute haben Sie heute aufgetrieben?»

Bolitho erstarrte. Pears wußte alles, selbst über seine heutige Mission an Land war er im Bilde.

«Vier, Sir. «Das klang noch dürftiger, wenn man es laut aussprach.

«Hm. Vielleicht haben wir mehr Glück, wenn der nächste Konvoi eintrifft. «Pears rückte ein wenig auf seinem roten Kissen.»Verdammte Memmen, diese Handelsschiffmatrosen, die sich hinter der Ostindischen Kompanie oder einem verfluchten Regierungserlaß verstecken! Hölle und Teufel, man könnte meinen, es sei ein Verbrechen, für sein Land zu kämpfen! Aber ich werde ein paar von ihnen schnappen, Erlaß oder nicht. «Er lachte in sich hinein.»Bis Ihre Lordschaften davon erfahren, haben wir sie längst zu Seeleuten des Königs gemacht!»

Bolitho wandte den Kopf, als das Flaggschiff jetzt hinter einem anderen Ankerlieger sichtbar wurde.

Es war die Resolute, ein Zweidecker mit bereits fünfundzwanzig Jahren Dienstzeit, bestückt mit neunzig Geschützen. Schon lagen mehrere Boote an ihrer Backspier, woraus Bolitho schloß, daß es eine ziemlich große Versammlung werden würde. Er blickte zu der schlaff vom Kreuztopp hängenden Flagge empor und versuchte sich vorzustellen, was für ein Mensch wohl ihr Gastgeber war. Konteradmiral Graham Coutts, Befehlshaber des Küstengeschwaders, hatte das Geschick der Trojan seit ihrer Ankunft in New York gelenkt. Bolitho hatte ihn noch nie gesehen und war neugierig: vielleicht ein zweiter Pears, standfest wie ein Fels und unerschütterlich?

Er lenkte seine Aufmerksamkeit wieder der Routine ihrer Ankunft zu: die Seesoldaten an der Pforte, der Glanz von Stahl, das geschäftige Hin und Her von Blau und Weiß, gedämpfte Kommandoworte… Pears saß wie vorher, aber Bolitho bemerkte, daß seine sehnigen Fäuste sich um seine Degenscheide aus Haifischleder krampften, das erste Zeichen von Erregung, das er je bei ihm gesehen hatte. Es war ein prächtiger Degen und mußte ein Vermögen gekostet haben, eine Ehrengabe, Pears wohl für persönliche Tapferkeit oder für einen Sieg über Feinde Englands verliehen.

«Auf Riemen!«Hogg beugte sich etwas vor, seine Finger schienen die Pinne zu liebkosen, als er jetzt zum Anlegen ansetzte.»Die Riemen — hoch!»

Wie eine Wand standen im selben Augenblick die Riemen mit den tropfenden Blättern in zwei genau ausgerichteten Reihen nach oben; Wasser rieselte ungehindert auf die Knie der Ruderer.

Pears nickte der Bootscrew zu und stieg dann gelassen das Fallreep hinauf, wo er unter dem schrillen Seitepfeifen und dem üblichen Zeremoniell beim Anbordkommen eines Kommandanten seinen Hut abnahm.