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Schura war ein geselliger Junge und begegnete jetzt vielen Mädchen, dennoch ein relevantes konnte er nicht finden. Seine Eltern waren in großen Sorgen. Herr Gott hörte ihre Gebete und eines Tages schickte er der Familie ein Geschenk in Gestalt eines Mädchens aus Moskau. Das Mädchen war die Tochter des ganz hohen Eisenbahntiers, der es an die philosophische Fakultät der Moskauer Uni unterbrachte. Das Mädchen war genauso schön wie dumm. Das ganz hohe Eisenbahntier war offensichtlich nicht so hoch, um die guten Noten seine Tochter zu beeinflussen und die Uni exmatrikulierte sie. Der ganz hohe Eisenbahntier wusste nicht, wohin mit dem Spross. Den Ausweg fanden Nogilewskijs Eltern, gute Freunde des ganz hohen Eisenbahntiers: das Mädchen musste nach Rostow, in Obhut Nogilewskijs Familie und sie könnte an Rostower Uni weiter lernen.
Das Mädchen namens Lena kam nach Rostow und vermisste zuerst das ganze Halbjahr das schöne moskauer Leben mit lauten Partys und guten Bars. Dann gewöhnte sie an ehe prosaische Existenz in Provinz, doch die lumpigen Klamotten ihrer neuen Kommilitonen irritierte sie ständig. Diese Paysans hatten überhaupt keinen Geschmack. Kommilitonen zahlten ihr mit derselben Münze zurück. In Russland bezeichnet man Bewohner von Moskau als Personen der moskauer Nationalität, die frech, arrogant und hochmütig seien sollen. Diese Personen verachten die restliche russische und nicht russische Bevölkerung, weil die nicht so viele Privilegien haben, als die Personen der moskauer Nationalität. Das Fakt, dass man für diese Privilegien das ganze Land ausbeuten muss, interessiert sie nicht.
Da waren die Zeiten! Jeder, der nach Moskau dienstlich reiste, schleppte auf dem Weg nach Hause bergeweise die Vorräte von Toilettenpapier für seine Familie, Familie von Nachbarn und – nach russischem Knigge - einige Rollen für gute Bekannten und ihren Familien mit...
Was Lenas Studium betraf, so war das in Rostow in trockenen Tüchern, weil hiesige Professoren meistens Männer waren und aus Mitleid verziehen sie hübschem Püppchen albernes Gerede bei den Prüfungen. XXXXX XXX XX XXXXXXX XXXXXXX XXXXXXXXX XXXX XXXXXX XXX XXXXXX XX XXX.
Der Ansicht der Schuras Eltern nach war Lena ein richtiges Mädchen für ihren Sohn. Es war unerträglich süß, die beiden nebeneinander zu sehen: Schura war groß, mit rotem Haar und Lena klein, dunkelhaarig, schlank. Die Optik war aber nicht entscheidend, sondern die guten Beziehungen Lenas Vaters. Mit ihm in Hintergrund könnte Schura mal nach Moskau umziehen und dort Karriere machen. Nogilevskij Eltern besprachen die Sache mit ihrem Sohn, der nichts dagegen hatte. Lena war ihm nicht widerlich und er wollte nach Moskau. Das Mädchen hatte auch nichts dagegen – der Junge war groß, hatte Manieren und könnte sie nach Moskau zurückbringen. Moskauer Vater widersprach auch nicht, der Schwiegersohn aus Provinz sollte nicht so frech sein, wie moskauer Laffen und würde ihm ewig dankbar, wenn er ihn nach Moskau brächte. Die Heiratsfrage wurde abgewickelt. XX XXX XXX XXX XXXXXX XXXXXXX XX XXX XXXXX XXXX XXXXX XX.
Es begann die Vorbereitungen zur Heirat. Schura bereitete sich auch vor, hauptsächlich theoretisch, indem er viele Bücher über weibliche Anatomie, Physiologie, Psychologie und Geschlechtsverkehrstechnik las, doch die Hauptsache für ihn war, wie man Verhütungsmittel verwendet. Eigentlich weigerte Schura sich fortzupflanzen nicht – solch außerordentliche Gene sollten doch nicht einfach verlorengehen, aber alles zu seiner Zeit! Nach einigen Wochen, die er in der Bibliothek verbrachte, fühlte Schura sich als Experte im Gebiet der Verhütung. Er wagte sogar zu denken, dass er die praktischen Schritte unternehmen könnte, umso mehr, weil seine Zukünftige solche Schritte schon seit langem von ihm verlangte. So kamen sie zur Sache. Zuerst hielt Schura einen vierzigminütigen Vortrag vor Ausgewählte und klärte sie auf, mit welchem Mittel man sich verhüten kann. Er persönlich zog folgende Methoden vor: Methode von Knaus-Ogino, Kondome und Temperatur-Test. Er erläuterte Pro und Kontra dieser Methoden. Der Temperatur-Test war von Braut abgelehnt. Die Methode war vielleicht die sicherste, aber auch die komplizierteste. Was die Kondome betraf, so waren die sehr seltene Handelsartikel in der Sowjetunion. Man konnte sie nicht einfach in einer Apotheke oder im Laden kaufen, sondern musste wieder gute Beziehungen haben, um sie zu bekommen. So kam nur die Knaus-Ogino-Methode in Frage. Junge Leute nahmen die Kalender und markierten passende Tagen. Der erste Termin sollte in einer Woche stattfinden.
Am gesagten Tag kamen sie in Lenas Wohnung und begannen zu praktizieren. Lena war schon mit der Prozedur vertraut, für Schura war das alles zum ersten Mal, aber er war theoretisch ausgezeichnet vorbereitet. Schuras Sturm und Drang, genauso wie Vergänglichkeit diesen Sturm und Frequenz der Friktionen waren fürs Mädchen etwas erstaunlich. Lena hegte aber die Hoffnung, dass mit der Zeit alles nicht so heftig würde. (Wenn Sie hier einige Szenen aus Fufzig Schänden of Grey zu finden hoffen – da werden Sie enttäuscht sein.)
Das junge Paar übte für das zukünftige Eheleben pflichtbewusst alle abgehakten im Kalender für diesen und nächsten Monat Tage. Kurz danach stellte Lena fest, dass sie schwanger war. Mit den Reklamationen meldete sie sich bei Schura an. Er prüfte die Methode nach und konstatierte, dass er empfängnisgünstige Tage mit empfängnisungünstigen Tagen bloß verwechselte. Nicht umsonst nennt man diese Methode „katholisches Roulette“! Lena wollte keine Abtreibung, weil sie wusste, dass Studentinnen mit Kindern auf noch größeres Mitleid der Professoren zählen könnten, und nicht nur männliches, sondern auch weibliches Geschlechts. Dazu sollte noch ein Jahr des Schwangerschaftsurlaubs kommen. Unter diesen Umständen bereiteten die Eltern schnellstmöglich die Hochzeit vor.
Für Schura war die Ehefrau sein einziges Sexualabenteuer. Mehr wollte er nicht, die Konsequenzen waren zu schwerwiegend und er begrenzte seine Ehepflicht bis zu einem Mal pro Monat – sicher ist sicher! Als zusätzlicher Preis für freiwilliges Halbzölibat bekam er mehr Zeit, um zu lernen. Er absolvierte die Uni mit „rotem“ Diplom, das heißt, nur mit ausgezeichneten Noten. Nun jetzt kam die Karrierefrage. Die beiden Elternfamilien waren sich einig, dass Schura die ersten Arbeitserfahrungen in Rostow sammeln musste, um später Konkurrenz in Moskau zu überwältigen. In Provinz konnte man Krallen und Zähnen mit größerem Komfort schärfen und dann sie auf Mitarbeiter ausprobieren, als in der Hauptstadt. Die Väter erfanden für Schura einen Arbeitsplatz im Rostower Institut für Eisenbahnverkehr. Das war eigentlich nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern eine Abteilung für Koordination der „interwissenschaftlichen“ Mitarbeit, wo Schura als Leiter installiert wurde.
Was genau diese „interwissenschaftliche“ Mitarbeit bedeuten sollte, wusste niemand. Schura hatte drei Untergebenen, mit denen er den ganzen Arbeitstag prächtig amüsierte. Sie spielten Pingpong, gingen durch das grandiose Gelände des Instituts spazieren, besprachen alle möglichen aktuellen wissenschaftlichen und politischen Themen (niemand in der ganzen Welt spricht mehr über Politik, als Russen. Sogar russische Scherze, die man Anekdote nennt, sind bis zu neunzig Prozenten politisch). Nach einiger Zeit wurde Schura seine Arbeit etwas zu langweilig. Er dachte daran, was er unternehmen soll, um das professionelle Leben interessanter zu machen, und entschied sich zu einer Dienstreise in naheliegende Stadt Schachty. Er wusste nicht genau, was er in Schachty tun musste, aber vielleicht sollte diese Reise ihn irgendwie ermuntern.
Schura durchsuchte alle Buchläden in Schachty. Wie gesagt, gute Bücher waren damals seltene Dinge, aber in kleineren Städten konnte man noch Glück haben, ungeachtet davon, dass Schachty mit vierhundert tausend Bewohner gar nicht so richtig klein war. Für Schura war Buchsammlung ehe eine Art von der Jagd. Besonders scharf war er auf eine Zeitschrift namens „Inostrannaja Literatura“ (Ausländische Literatur). Diese Zeitschrift veröffentlichte literarische Werke, die nirgendwo sonst zu haben waren. In sechziger Jahren konnte man dort sogar Ionesko, Beckett, Camus und Marcel Proust finden. Für die intellektuelle Elite war es sehr prestigevoll, alle Ausgaben der Zeitschrift zu besitzen.