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«Nicht übel. «Er wollte das Thema wechseln.»Du vernachlässigst deine Pflicht. Wie heißt unser Gast?»

«Mr. Pullen«, erwiderte Adam betreten.»Von der Admiralität.»

Der Mann hatte einen knochigen Händedruck.»Unterwegs nach Malta, Sir Richard. «Es hörte sich an, als lächelte er.

«Bitte nehmen Sie Platz. Allday, geh Ozzard holen. «Er wußte, daß Adam ihn anstarrte, um die Schwere seiner Verletzung abzuschätzen.

«Und was führt Sie hierher, Mr. Pullen?»

Der Mann machte es sich bequem. Er war ganz in Schwarz wie eine Krähe, fand Bolitho und kehrte dem Licht den Rücken zu, da er wußte, daß sie so nur seinen Verband zu sehen bekamen und sonst nichts.

«Ich habe mich in Malta im Auftrag von Admiral Sir Hayward Sheaffe um gewisse Angelegenheiten zu kümmern, Sir Richard.»

Bolitho rang sich ein Lächeln ab.»Geheime Angelegenheiten, nicht wahr?»

«Gewiß, Sir Richard. «Als Ozzard mit einem Tablett herbeigeeilt kam, sagte er:»Vielen Dank, Wein mit Wasser genügt mir.»

«Ich hätte dich gern gesprochen, Onkel«, sagte Adam.

Bolitho entnahm seinem Ton, daß etwas nicht stimmte.»Kann das nicht warten?«fragte er.»Ich bin sehr beschäftigt.»

Pullen zog einen Umschlag hervor und legte ihn auf den Tisch. Bolitho starrte ihn an, fühlte sich in die Enge getrieben, denn er konnte nicht lesen.»Darf ich auch Sie um Geduld bitten?»

Der Mann zuckte die Achseln.»Ich kann mir vorstellen, daß Sie alle Hände voll zu tun haben, Sir Richard. Schließlich haben Sie ein Gefecht hinter sich, auch wenn man das dem Schiff kaum ansieht.»

Bolitho unterdrückte eine jähe Gereiztheit.»Wir haben einen französischen Zweidecker versenkt. «Mehr sagte er nicht.

«Vorzüglich. Sir Hayward wird sich freuen. «Pullen musterte sein Glas mit verdünntem Wein.»Ich belästige Sie nur ungern, Sir Richard. Aber die Angelegenheit ist wichtig. Man hat mich ersucht, Ihren Flaggkapitän aufzufordern, in Malta umgehend vor einem Untersuchungsausschuß zu erscheinen.»

Kein Wunder, daß Adam versucht hatte, ihn zu warnen.»Zu welchem Zweck?«fragte Bolitho gelassen.

«Aus zwei Gründen, wie ich höre, Sir Richard«, meinte Pullen selbstgefällig.»Er verhielt sich unklug, indem er einen Verbannungsbefehl mißachtete und eine Frau — «, er betonte das Wort, als sei es eine Obszönität —»aus dem Gewahrsam entfernte. Ich nehme an, daß er für seine Handlungen, wie fehlgeleitet sie auch sein mögen, eine Erklärung hat, muß aber darauf hinweisen…»

«Wer hat diese Anschuldigung erhoben?»

Pullen seufzte.»Es ging eine schriftliche Anzeige ein, Sir Richard. Aber Ihnen sollte die Angelegenheit keinen Anlaß zur Sorge bieten. Es handelt sich nur um einen lästigen Zwischenfall.»

«Sie sind impertinent, Sir«, sagte Bolitho leise.»Diese Frau wurde mißhandelt und ausgepeitscht! Kapitän Keen tat nur seine Pflicht.»

«Das ist nicht von Belang, Sir Richard.»

Bolitho starrte ihn an und erwiderte:»Wir sind hier auf einem Schlachtfeld, Mr. Pullen, nicht in einem sicheren und bequemen Büro. Hier habe ich die Befehlsgewalt. Wenn ich Sie ergreifen und halb totpeitschen lassen würde, dürfte niemand meinen Befehl in Frage stellen. «Er hörte, wie der Mann scharf Luft holte.»Es könnte Monate dauern, bis mich jemand zur Rechenschaft zieht. Würden Sie auch das als einen >lästigen Zwischenfall bezeichnen?»

Pullen schluckte.»Ich wollte Sie nicht beleidigen, Sir Richard.»

«Das haben Sie aber getan! Glauben Sie vielleicht, ich sehe tatenlos zu, wie der Name eines mutigen Offiziers wegen dieser Absurdität in den Schmutz gezogen wird?»

Pullen beugte sich vor. Sein Selbstvertrauen kehrte zurück.»Dann ist an der ganzen Sache also nichts Wahres dran?»

«Darauf brauche ich nicht zu antworten.»

Pullen erhob sich und stellte sein noch volles Glas auf den Tisch.»Nicht mir, Sir. Aber Sie werden dem Befehl entnehmen, daß Sie zusammen mit Ihrem Flaggkapitän vorgeladen sind.»

Bolitho starrte ihn an.»Ich soll diese Station verlassen? Wissen Sie, was Sie da sagen? Haben Sie denn keine Vorstellung von den Absichten des Feindes?»

«Für Erwägungen dieser Art bin ich nicht zuständig, Sir Richard. «Pullen verbeugte sich knapp.»Mit Ihrer Erlaubnis möchte ich mich nun zurückziehen, während Sie Ihre Entscheidung treffen.»

Lange Zeit blieb Bolitho stocksteif unterm Skylight stehen. Das Ganze war nur ein böser Traum. Wie die Schatten vor seinen Augen mußte er bald verfliegen.

Adam sagte bitter:»Ich hatte keine Ahnung davon, Onkel. Warum hast du mir nichts von dieser Frau gesagt?«Er zögerte.»Es darf keinen Klatsch geben.»

Bolitho ergriff seinen Arm.»Sie ist hier an Bord, Adam. Wenn dieser Widerling der Sache einen so unanständigen Anstrich geben konnte, ist mehr Schaden angerichtet worden, als ich dachte. Es handelt sich um ein braves, tapferes Mädchen, das wegen einer falschen Beschuldigung in die Verbannung geschickt wurde. Und das werden wir beweisen.»

Die Tür ging auf, und Keen kam mit bleichem Gesicht herein.

«Aber bis uns das gelungen ist, kommt sie in Eisen auf ein Sträflingsschiff«, sagte er und schaute Adam an.»Ich liebe sie, müssen Sie wissen. Ich liebe sie mehr als mein Leben.»

Adam schaute von einem zum anderen, spürte sofort Keens Aufrichtigkeit und das Mitgefühl seines Onkels.

«Pullen ist Kartenspieler«, meinte Adam. Beide starrten sein dunkles Gesicht an, das nun grimmig geworden war.»Ich könnte ihn des Falschspiels bezichtigen und zum Duell fordern.»

Bolitho trat zu ihm und packte ihn an den Schultern.

«Nein. Wir haben schon genug Ärger. Laß deinen Degen stecken. «Er drückte seine Schultern.»Aber du bist ein Prachtkerl.»

«Ich habe einen Brief von Lady Belinda für dich«, sagte Adam bedrückt und hielt Bolitho den Umschlag hin.»Und ich weiß, weshalb du Pullens Papiere nicht gelesen hast. «Diese Erkenntnis schien ihn zu schockieren.

«Mußt du sofort weiter?«fragte Bolitho.

«Aye. «Als Adam den Kopf senkte, fiel ihm das widerspenstige Haar in die Stirn.»Ich hörte, daß John Hallowes gefallen ist, Onkel. Er war mein Freund.»

«Ich weiß. «Gemeinsam gingen sie zur Tür.»Ausgerechnet jetzt, da ich hier am meisten gebraucht werde, muß ich wegen dieser dummen Affäre das Geschwader verlassen. Bis zu meiner Rückkehr übergebe ich Inch das Kommando. «Er schaute Keen an.»Keine Angst, ich lasse das Mädchen nicht im Stich.»

Adam folgte Keen hinaus und sah Pullen an der Pforte warten. Wer steckt hinter diesen Anschuldigungen? fragte er sich. Daß sie auf Wahrheit beruhten, fand er weniger wichtig.

Er grüßte die Ehrenkompanie und sah dann Keen an.

«Sie haben meine Loyalität, Sir. «Er berührte seinen Degen.»Und meine Waffe auch, wenn Sie sie brauchen. «Dann folgte er Pullen ins Boot.

Keen wartete, bis die Gig angerudert hatte, und ging dann hinüber zu seinem Ersten Offizier.»Wir setzen Segel, sobald der Admiral einen Brief zur Firefly geschickt hat.»

Pullen hatte offensichtlich als Beobachter bis Malta an Bord bleiben wollen, um sich dann am Ziel in einen Kerkermeister zu verwandeln. Bolithos Drohungen hatten ihn wohl umgestimmt. Nun würde er sie dort mit noch verschärfter Feindseligkeit erwarten.

«Ich finde das Ganze sehr bedauerlich, Sir. «Paget zuckte unter Keens scharfem Blick zusammen, wich aber nicht zurück.»Uns tut das allen leid. Es ist nicht fair.»

Keen senkte den Blick.»Vielen Dank. Ich glaubte, es sei genug, im Krieg tapfer zu kämpfen. Aber offenbar gibt es Leute, die meinen, es stünde uns besser an, uns gegenseitig an die Kehle zu springen.»

Ein Boot trug Bolithos hastig diktierten Brief hinüber zur Brigg, und als die Nacht hereinbrach, war Firefly bereits hinter der Kimm verschwunden.

Keen ging auf dem Achterdeck auf und ab und starrte in den roten Sonnenuntergang. Firefly hatte also doch nur schlechte Nachrichten gebracht.