«Also ist noch ein anderer beteiligt. «Bolitho fixierte das bronzefarbene Gesicht des Sergeanten.»Wer fehlt noch?»
Der Seesoldat holte tief Luft.»Ihr Schreiber, Sir, Ferguson.»
Bolitho wandte sich ab.»Nun ja. Ich nehme an, Sie suchen besser weiter, da Sie nun einmal hier sind. «Er blickte dem sich erleichtert entfernenden Mann nach und sagte dann gepreßt:»Es war übereilt von Mr. Vibart, alle Seesoldaten an Land zu schicken. Sollte die Phalarope vor Anker von einem feindlichen Schiff überrascht werden, reicht die Bemannung zur Abwehr nicht aus. «Er machte abrupt kehrt.»Kommen Sie, wir gehen zurück zum Ufer.»
Herrick sagte geknickt:»Ich bin ganz unglücklich, Sir. Ich habe das Gefühl, mehr Tadel denn je zu verdienen. Ich habe Allday vertraut und Ferguson ausgewählt.»
«Wie sich erwiesen hat, haben wir uns beide geirrt, Mr. Herrick«, sagte Bolitho tonlos.»Ein Unschuldiger flüchtet nicht. «Danach setzte er hinzu:»Und Mr. Vibart hätte seine Urteilsfähigkeit nicht durch seinen Zorn trüben lassen dürfen. Allday wird auf dieser Insel bestimmt umkommen. Er wird verrückt werden, wenn das Schiff fortgesegelt ist, und Ferguson für seine Rettung aus der Zelle nicht danken.»
Sie eilten über den Strand. Die dösenden Gasten in der Gig fuhren hoch, als die zwei Offiziere an Bord kletterten. Die Gig glitt langsam über das stille Wasser. Bolitho hob die Hand an die Augen und blickte zu der vor Anker liegenden Phalarope. Die Sonne kam eben über den nächstgelegenen Hügel, und die Rahen und Masttopps schimmerten wie Gold.
«Was werden Sie tun, Sir, wenn die Seesoldaten Allday fangen?»
«Diesmal werde ich ihn an die Rah hängen, Mr. Herrick. Um der Aufrechterhaltung der Disziplin willen bleibt mir gar keine andere Wahl. «Bolitho sah zum Land zurück.»Darum hoffe ich, daß sie ihn nicht finden.»
Der Buggast macht die Gig fest, und Bolitho zog sich durch die Schanzpforte.»Warum haben Sie die Gig nicht angerufen, Mann?«fragte Herrick, der ihm dichtauf folgte, ungewöhnlich barsch.
Der Matrose am Fallreep stotterte:»Entschuldigen Sie, Sir. Ich — ich. . «Er ließ den Satz fallen und starrte zum Achterdeck, wo eine dichte Gruppe Matrosen stand. Gerade als Bolitho klar wurde, was geschehen war, rückten die Matrosen vor, und die aufgehende Sonne funkelte auf ihren erhobenen Musketen.
Herrick stieß Bolitho beiseite und wollte den Degen ziehen, doch ein großer Matrose hob eine Pistole und rief:»Rühren Sie keinen Finger, Mr. Herrick. «Er deutete zum Achterdeck.»Sonst geht es dem da schlecht.»
Im Niedergang tauchten zwei Mann auf. Zwischen sich schleppten sie den um sich schlagenden Fähnrich Neale. Einer der beiden Matrosen zog ein Messer aus dem Gürtel, setzte es Neale an die Kehle und grinste dabei zu den beiden Offizieren hinunter.
Der hochgewachsene Matrose — Onslow, wie Bolitho jetzt erkannte — kam langsam über das Hauptdeck. Die Pistole war noch immer auf Herrick gerichtet.»Werfen Sie Ihren Degen fort, Mr. Herrick. «Er grinste.»Wenn nicht, dann. .»
«Tun Sie, was er sagt, Mr. Herrick!«Das Funkeln in Onslows Augen verriet Bolitho, daß der Mann nur darauf wartete, jemanden zu töten. Er konnte die aufgestaute Wildheit kaum noch im Zaum halten. Eine falsche Bewegung, und jede Aussicht, das Blatt zu wenden, war dahin.
Der Degen knallte auf die Planken. Onslow stieß ihn beiseite und rief scharf:»Nehmt euch der Gigbesatzung an und schafft die Brüder zu den anderen Knaben. «Er klopfte mit der Pistole an seine Nase.»Entweder schließen sie sich uns an, oder die Fische fressen sie. «Einige lachten, ein wüster, explosiver Laut und brüchig vor Spannung.
Bolitho musterte Onslow. Der erste Schock machte abwägender Vorsicht Platz. Jeder Kapitän fürchtete solche Situationen. Manche verdienten sie, andere gerieten durch unkontrollierbare Umstände hinein. Jetzt war es ihm passiert und der Phalarope.
Es war Meuterei.
Onslow wartete, bis die Leute der Gig nach unten getrieben worden waren, ehe er sagte:»Wir lichten Anker, sowie ein bißchen Wind weht. Wir haben den Steuermann unten.
Entweder er oder Sie bringen das Schiff ins offene Wasser.»
«Sie sind wahnsinnig«, sagte Herrick heiser.»Dafür wird man Sie hängen.»
Der Pistolenlauf sauste herab, und Herrick brach in die Knie. Seine Hände fuhren zur Stirn. Bolitho sah Blut über Herricks Finger sickern und sagte kalt:»Und wenn kein Wind aufkommt, Onslow? Was machen Sie dann?»
Onslow nickte. Er musterte Bolitho.»Eine gute Frage. Nun, wir haben ein gutes kleines Schiff unter den Füßen. Wir können jedes Boot, das uns entern will, in den Grund bohren, meinen Sie nicht?»
Bolitho verzog keine Miene. Er sah klar, daß Onslow Anlaß zur Zuversicht hatte. Obwohl ihm die anderen Seeleute und Rennies Seesoldaten zahlenmäßig überlegen waren, war Onslow hier der König. Wurden die Kanonen mit Kartätschen geladen, konnte eine Handvoll Männer die Boote auf Abstand halten. Er blickte nach der Sonne. Es würde noch Stunden dauern, bis Okes sich an den Rückmarsch zum Ufer machte.»Dann geht also alles auf Ihr Konto?«fragte er langsam.
Ein kleiner Matrose, der nach Rum stank, hüpfte um die beiden Offiziere herum.»Er hat's getan! Genau wie er versprochen hat.»
«Halt's Maul, Pook«, fauchte Onslow. Dann sagte er zu Bolitho gewandt:»Ihr Schreiber hat mir Bescheid gesagt, als wir in der Nähe von Land waren. Ich brauchte also bloß noch Salz in die Frischwasserfässer zu schütten. «Er lachte, die Einfachheit des Planes belustigte ihn.»Dann, als Sie hierher steuerten, brachte ich diese Ratte Evans um.»
«Sie müssen sich vor Allday ziemlich gefürchtet haben, daß Sie ihm einen Mord in die Schuhe schoben«, stellte Bolitho fest.
Onslows Blicke flogen über das Deck.»Das war einfach notwendig. Solange die Seesoldaten an Bord sind, sagte ich mir, haben ein paar von meinen ängstlicheren Freunden vielleicht nicht den Mut, das Schiff zu übernehmen. «Er zuckte mit den Schultern.»Darum habe ich Allday befreit, und die dämlichen Seesoldaten sind ihm dann auch richtig nachgehetzt, ganz wie ich's erwartete.»
«Sie haben sich selbst ans Messer geliefert, Onslow. «Bolitho ließ sich keinerlei Erregung anmerken.»Aber denken Sie auch an die anderen. Wollen Sie denn, daß alle baumeln?»
«Seien Sie still!«rief Onslow.»Und danken Sie Gott, daß ich Sie noch nicht an die Großrah geknüpft habe. Ich tausche das Schiff gegen unsere Freiheit ein. Danach kriegt uns keine verfluchte Marine mehr in die Klauen.»
«Sie sind ein Narr, wenn Sie das glauben«, sagte Bolitho noch schroffer, um seine steigende Verzweiflung zu verbergen.
Der Kopf flog ihm nach hinten, als Onslow mit dem Handrücken zuschlug.»Still!«Auf den Ausruf hin drängten sich noch mehr Männer um die Offiziere. Sie zerrten Herrick hoch und fesselten ihm die Hände auf dem Rücken. Er war noch benommen, und über sein Gesicht strömte Blut.
«Warum setzen Sie die Offiziere nicht an Land?«schlug Bolitho vor.»Sie nutzen Ihnen doch nichts.»
«Na, Kapitän, da irren Sie sich aber. «Onslows gute Laune kehrte zurück.»Geiseln! Für Sie kriege ich vielleicht auch einen guten Preis. «Er lachte.»Aber. .»
«Warum nicht lieber gleich umbringen?«brüllte Pook und schwenkte sein Entermesser.»Überlaß sie mir!»
Onslow sah Bolitho an.»Da sehen Sie es, nur ich kann Sie retten.»
«Was haben Sie mit dem Ersten Leutnant gemacht?«Bolitho bemerkte, wie Pook einen Matrosen anstieß.»Haben Sie ihn umgebracht?»
Pook kicherte.»Kaum. Den sparen wir uns für später auf, für eine kleine Volksbelustigung.»
«Er hat genug von uns auspeitschen lassen, Kapitän«, sagte Onslow.»Nun wollen wir mal sehn, wie die Neunschwänzige seinem fetten Hintern gefällt.»
«Überlegen Sie, was Sie tun, Mann«, stammelte Herrick.»Sie verkaufen das Schiff dem Feind.»
«Sie sind mein Feind!«Onslows Nasenflügel blähten sich.»Ich mache mit dem Schiff, was ich will, und mit Ihnen auch.»