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Bolitho überwachte die Ablösung, ließ einen Teil seiner Leute auf ihre verschiedenen Posten gehen, den Rest hinunter zum Essen. Er war noch immer der Meinung, daß Coutts Versuch richtig gewesen war. Aber seiner Gründe dafür war er sich nicht mehr ganz so sicher.

Warum machte Pears sich die Mühe, die Marineinfanteristen wegen solch einer Nebensache zu landen? Aus verletztem Stolz? Oder erwartete er, sich auf Coutts Betreiben vor einem Kriegsgericht wegen des Gefechtes mit der Argonaute verantworten zu müssen?

Er hörte Pears zu Bunce sagen:»Wir legen sofort wieder ab, sobald die Truppen gelandet sind. Ich kenne diese Gewässer und habe eine Idee — oder sogar zwei.»

Bunce ließ ein glucksendes Lachen hören.»Und ob Sie diese Gewässer hier kennen, Käpt'n! Ich denke, es ist Gottes Wille, daß wir heute hier sind.»

Pears zog eine Grimasse.»Höchstwahrscheinlich, Mr. Bunce. Wir müssen abwarten — «, er wandte sich ab,»- und beten.»

Bolitho blickte Cairns fragend an.»Was meint er?»

Cairns hob die Schultern.»Er kennt diesen Teil der Welt wirklich, genau wie der Weise. Ich habe die Karte studiert, aber außer einigen Riffen und Strömungen fand ich keinerlei Grund zur Aufregung.»

Pears kam über das Achterdeck auf sie zu.»Ich gehe jetzt essen. Am Nachmittag werden wir die gesamte Besatzung mustern und die Boote ausrüsten. Schwenkgeschütze kommen in die Kutter und in die Prähme. Nur ausgesuchte Leute gehen mit. «Er blickte Bo-litho an.»Sie überwachen die Landevorbereitungen, Mr. Frowd wird Sie dabei unterstützen. Hauptmann d'Esterre übernimmt das Kommando über den Landungstrupp. «Er nickte kurz und schritt nach achtern, die Hände auf dem Rücken.

Cairns sagte leise:»Es freut mich für ihn, aber ich weiß nicht, ob sein Plan sehr klug ist.»

Brunce murmelte:»Meine Mutter hatte ein Sprichwort, Sir, über zu kluge Köpfe auf zu jungen Schultern. Das tut nicht gut, sagte sie. «Er kicherte in sich hinein und verschwand im Kartenraum.

Cairns schüttelte den Kopf.»Ich wußte gar nicht, daß der alte Kerl überhaupt je eine Mutter hatte!»

Die Trojan segelte bis auf etwa eine Meile an die nächste Insel heran und lag dann beigedreht, während die Boote zu Wasser gelassen und mit Marineinfanteristen besetzt wurden.

Die meisten Soldaten waren seit langem in Antigua gewesen und hatten nur durch einlaufende Schiffe von dem Krieg in Amerika gehört. Obgleich nur wenige von ihnen wußten, warum sie zu der Insel geschafft wurden, und diese wenigen es als eine Art Spaß auffaßten, waren sie doch alle willig und guter Stimmung.

Die aufgelockerte Atmosphäre veranlaßte Sergeant Shears zu dem ärgerlichen Ausruf:»Mein Gott, Sir, sie scheinen das für einen lächerlichen Sonntagsausflug zu halten!»

Die See war noch immer kabbelig, deshalb dauerte das Einschiffen und Ablegen länger als vorgesehen. Es wurde bereits dunkel, und der Sonnenuntergang vergoldete die Wellenkämme.

Bolitho stand im Heck des führenden Kutters, eine Hand auf Stockdales Schulter, der die Ruderpinne hielt und das Boot nach Bolithos Anweisungen steuerte. Es war schwierig, die Bucht zu finden, in der sie landen sollten, obgleich auf der Karte alles so klar und einfach ausgesehen hatte. Die grimmige Wahrheit war, daß niemand die genaue Position der Riffe und Sandbänke wußte. Sie hatten schon verschiedene schroffe Felszacken gesehen, die in der diffusen Beleuchtung seltsam glänzten und die jetzt schweigsamen Soldaten zu einigen ängstlichen Bemerkungen veranlaßten. In ihren schweren Stiefeln, über und über mit Waffen und Gepäck behangen, mußten sie wie Steine untergehen, wenn eins der Boote kentern sollte.

D'Esterre sagte:»Es steht fest, Dick, daß sie uns schon gesichtet haben. Sie werden sich nicht dem Kampf mit den vielen Soldaten stellen, aber wir werden sie auch nicht mehr vorfinden.»

Wieder zog ein Felsen in der kochenden Brandung dicht an ihren Steuerbord-Riemen vorbei, und Bolitho signalisierte mit einer weißen Flagge den Booten hinter ihnen:»Kurs genau halten. «Die Trojan war nur noch ein verschwommener Schatten und wollte offenbar den günstigen Wind nutzen, um in Lee der Insel zu warten.

«Land voraus, Sir!»

Das war Buller vorn im Bug. Ein guter Mann, wie sich verschiedentlich gezeigt hatte. Seine Verwundung hatte er anscheinend vergessen. Er war glücklich dran, es so leicht verwinden zu können, dachte Bolitho.

Wie Mönche in dunklen Kutten, so ragten einige schroffe Felsen auf beiden Seiten des Bootes auf, während genau vor dem Schwenkgeschütz im Bug ein Streifen leuchtenden Sandes sichtbar wurde.

«Auf Riemen! Riemen ein!»

Seeleute sprangen bereits über Bord und in die schäumende Brandung, um das Boot an Land zu schieben.

D'Esterre stand im hüfttiefen Wasser und rief seinem Sergeanten zu, als erstes die höher gelegenen Stellen besetzen zu lassen.

Es war eine kleine Insel, nicht mehr als eine Meile lang, ihre Nachbarn waren sogar noch kleiner. Aber es gab hier Gesteinsmulden, in denen sich Süßwasser sammelte, und auch genügend Brennstoff für kleine, genügsame Fahrzeuge.

Bolitho watete an Land und mußte plötzlich an Quinn denken. Er hatte gehört, wie dieser Cairns bat, an dem Landungsunternehmen teilnehmen zu dürfen.

Cairns war aber kalt und förmlich, beinahe grob gewesen.»Wir brauchen erfahrene, ausgesuchte Leute, Mr. Quinn. «Das letzte war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen:»Und zuverlässige.»

Fähnrich Couzens kam mit dem nächsten Kutter, und diesem folgte die rotgestrichene Barkasse der Trojan. Bolitho lächelte ein wenig. Frowd und der andere Hauptmann waren darin. Sie sollten etwas zurückbleiben für den Fall, daß die ersten Boote überraschend Abwehrfeuer ausgesetzt wurden.

«Stellungen wie befohlen besetzt!»

Stockdale schritt aus der Brandung, sein großes Entermesser wie ein Schwert über der Schulter tragend.

Unter geflüsterten Befehlen und Drohungen ihrer Unteroffiziere formierten sich die Marineinfanteristen zu ordentlichen Zügen, und auf ein weiteres Kommando hin marschierten sie den Hang hinauf, mit zunächst auf dem Sand knirschenden Stiefeln, dann dröhnend auf sonnengehärteter Erde.

Eine Stunde später war es dunkel, die Luft feucht und schwer von den Gerüchen verrotteter Vegetation und dem Kot der Seevögel.

Während Späher auf beiden Seiten vorauseilten, standen Bolitho und d'Esterre auf einem schmalen Hügelrücken, vor und hinter sich die jetzt dunkle See, kenntlich nur an dem gelegentlichen Aufleuchten eines Wellenkamms.

Alles schien verlassen und tot. Das unbekannte Fahrzeug war wohl zu einer anderen Insel oder in nordwestlicher Richtung zu den Bahamas gesegelt. Wenn Sambell das Schiff nicht selbst gesehen hätte, wäre dem Ausguck ein Irrtum zuzutrauen gewesen, vielleicht hätte er eine Lichtspiegelung, ein Dunstgebilde für ein Segel halten können.»

«Die ist nicht Fort Exeter, Dick. «D'Esterre stützte sich auf seinen Degen, die Ohren gespitzt, und lauschte auf das Rauschen des Windes in den Büschen.

«Ich wünschte, wir hätten die Kanadier bei uns. «Bolitho sah ein paar Seeleute auf dem Rücken liegen und in den Himmel starren. Sie konnten alles den anderen überlassen, hatten nur zu gehorchen, notfalls auch zu sterben.

Da hörten sie den nervösen Anruf eines Postens, und dann kam Shears den Hügel herauf. Er trug ein Gewirr von Schlingpflanzen über seiner Uniform, weshalb der Posten so überrascht gewesen war. Es erinnerte Bolitho an Major Pagets kleines grünes Cape.

«Ja?«D'Esterre beugte sich vor.

Shears rang nach Luft.»Es liegt dort, Sir! Dicht unter Land geankert. Kleines Fahrzeug, dem Aussehen nach eine Yawl.»

D'Esterre fragte:»Irgendwelche Lebenszeichen?»

«Es ist eine Wache an Deck, aber kein Licht, Sir. Die haben nichts Gutes im Sinn, wenn Sie mich fragen. «Er sah d'Esterres Lächeln und fügte mit fester Stimme hinzu:»Ein Fischer aus Antigua meint, sie müßten jetzt eigentlich Lichter an Deck und Fangnetze außenbords haben, Sir. Es ist eine bestimmte Fischart, die sie hier auf diese Weise fangen. Kein echter Fischer würde jetzt daliegen und schlafen!»