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Bolitho fiel plötzlich ein, was Probyn über das Ausnutzen einer unvermuteten Chance gesagt hatte. Es war, als hörte er ihn sprechen.

Cairns würde das Schiff bald verlassen. Selbst Pears konnte ihn das nächste Mal nicht zurückhalten. Bolitho seufzte und fand keinen Trost in der Aussicht, daß er in einigen Wochen, ja vielleicht sogar Tagen, Cairns Arbeit verrichten würde, bis Pears einen erfahreneren Ersatz gefunden hatte.

Cairns würde einen guten Kommandanten abgeben, fair, energisch, intelligent. Ein paar Offiziere mehr wie er, und es würde genügend Siege geben, um jeden zufriedenzustellen, dachte er bitter.

Couzens kam auf seine Seite herüber und fragte:»Wird es wieder Kämpfe geben, Sir?»

Bolitho überlegte.»Sie wissen so viel wie ich.»

Couzens trat zurück, um seinen Gesichtsausdruck zu verbergen. Er hatte gesehen, daß der Admiral mit Bolitho wichtige Dinge erörterte. Natürlich konnte dieser so entscheidende Informationen nicht mit ihm, dem Fähnrich, teilen; aber zu wissen, daß Bolitho diese Informationen besaß, war beinahe so, als hätte er selbst sie erfahren.

Zu jedermanns Erleichterung wurden die obersten Segel der Spite bereits in der ersten Morgendämmerung gesichtet: eine kleine, blasse Pyramide, die mit so qualvoller Langsamkeit näher kam, daß Bolitho die schlechte Laune und Spannung rings um sich her wie eine Drohung spürte.

Die Decks wurden gerade mit Sand und Steinen gescheuert, und die verschwitzten Seeleute spülten ihr Frühstück mit Bier hinunter. Dann traten sie an zur Einteilung der vielen Aufgaben, die die Tagesroutine erforderte. Die Unteroffiziere hatten diesmal alle Mühe, die Leute davon abzuhalten, über die Reling zu blicken und das Näherkommen der Korvette zu beobachten.

Als diese so dicht herangekreuzt war, wie ihr Kommandant für vertretbar hielt, drehte sie in Lee der Trojan bei, ein Boot wurde rasch zu Wasser gelassen, und Cunningham kam herüber, um persönlich seinen Bericht zu erstatten.

Bolitho stand mit der Wache am Fallreep, um den jungen Kommandanten zu empfangen. Er beneidete ihn nicht, nachdem er gesehen hatte, wie Coutts ungeduldig an Deck auf und ab ging, wobei er wütend auf die Spite starrte. Auch aus Pears bissig erteilten Rügen für Kleinigkeiten, die er normalerweise nicht bemerkt hätte, konnte man dessen schlechte Laune spüren.

Cunningham jedoch zeigte keinerlei Befangenheit, als er durch die Pforte stieg, zur Flagge hin grüßte und den Blick ohne das geringste Zeichen eines Wiedererkennens gleichgültig über Bolitho schweifen ließ. Er ging nach achtern, um den Kommandanten zu begrüßen.

Später wurde Bolitho in die Kajüte gerufen, wo Cairns und Ackerman bereits warteten.

Es überraschte ihn nicht, daß er hinzugezogen wurde, denn es war üblich, daß der Erste Offizier und sein unmittelbarer Untergebener an solchen wichtigen Besprechungen teilnahmen.

Sie hörten Pears laute und ärgerliche Stimme aus dem Speiseraum, und Cunninghams knappen, beinahe beiläufigen Ton, mit dem er etwas erklärte.

Cairns blickte Ackerman an.»Sie scheinen heute alle schlechter Laune zu sein.»

Ackermans Gesicht blieb ausdruckslos.»Der Admiral wird sich durchsetzen.»

Die Tür wurde aufgestoßen, und die drei Offiziere traten so abrupt ein wie verspätete Zuschauer im Theater. Bolitho sah, daß aus Coutts Gesicht alle Ungewißheit verschwunden war.

Der Admiral meinte leichthin:»Meine Herren, Major Pagets Information hat sich als richtig erwiesen. «Er nickte Cunningham zu.»Sagen Sie es ihnen.»

Cunningham berichtete, wie er die kleine Insel entdeckt und im Schutz der Dunkelheit ein Landungskommando abgesetzt hatte. Es dauerte länger als erwartet, aber da Rauch von Holzfeuern in der Luft lag, mußten sie vorsichtig zu Werke gehen, um nicht entdeckt zu werden.

Bolitho vermutete, daß Cunningham sich diesen Bericht sorgfältig überlegt hatte, um von vornherein allen kritischen Fragen zu begegnen, die eventuell seinen Verdienst hätten schmälern können.

Der junge Kapitän fuhr fort:»Im Inneren der Insel liegt ein guter Ankerplatz, nicht groß, aber zur offenen See hin völlig abgeschirmt. Mehrere Hütten stehen dort, auch sind Hinweise für häufiges Laden und Löschen in ausreichender Menge vorhanden; außerdem gibt es Vorrichtungen für das Ausführen einfacher Reparaturen.»

Pears fragte scharf:»Wen haben Sie an Land geschickt?»

Bolitho sah Coutts kurzes Lächeln, als Cunningham ebenso scharf antwortete:»Ich ging selbst, Sir! Es gibt keinen Zweifel an meinen Beobachtungen.»

Coutts fragte:»Was sonst noch?»

Der junge Kommandant blickte Pears weiterhin fest an.»Ein Schoner mittlerer Größe liegt dort vor Anker, offensichtlich ein Freibeuter.»

Coutts warf ein:»Sicherlich wartet er auf ein Rebellenschiff. Ich möchte wetten, daß dort genug Waffen sind, um zwei bis drei Regimenter damit auszurüsten!»

Pears fragte hartnäckig:»Aber angenommen, es ist weiter nichts da als der Schoner?«Er blickte sich in der Kajüte um.»Das hieße doch, ein Ei mit der Keule aufklopfen!»

«Der erste Teil der Information hat sich als richtig erwiesen, Kapitän Pears. «Coutts beobachtete ihn intensiv.»Warum bezweifeln Sie den Rest? Die Insel ist offensichtlich wegen ihres günstigen Zugangs gewählt worden. Sie ist von den Großen wie von den

Kleinen Antillen, ja sogar vom spanischen Kolonialreich im Süden gleich gut zu erreichen und liegt ideal für den Warenumschlag oder für die Bewaffnung eines Handelsschiffes. «Vor Ungeduld fing er an, im Raum auf und ab zu gehen.

«Diesmal werden wir das Übel an der Wurzel packen, ein für alle Mal. Denken Sie daran. Wir brauchen ihnen nur auf ihrem Ankerplatz aufzulauern und jedes Schiff zu kapern, das einzulaufen versucht. Die Franzosen werden es sich überlegen, ihre Leute künftig dieses schmutzige Geschäft ausführen zu lassen. Und ein solcher Rückschlag wird auch ihren spanischen Freunden zu denken geben, bevor sie s ich wie Schakale über die Abfälle hermachen.»

Bolitho versuchte, es als Außenstehender zu beurteilen, nicht als Meinung seines Vorgesetzten, sondern als die eines Fremden, den er erst seit ein paar Wochen kannte.

War diese Entdeckung wirklich so wichtig? Spielte Coutts sie nicht hoch, ließ sie nur wichtig erscheinen?

Ein paar Hütten und ein Schoner, das klang nicht sehr vielversprechend; Bolitho sah an Pears ärgerlicher Miene, daß dieser genauso dachte.

Als er wieder aufblickte, hatte sich die Szene gewandelt. Foley, der Steward, stand mit einem Tablett da, und Wein wurde bereits herumgereicht, um Cunninghams Neuigkeiten zu feiern.

Coutts hob lächelnd sein Glas:»Auf einen Sieg, meine Herren, einen Sieg mit möglichst geringen Verlusten!»

Er wandte sich um und blickte aus den Heckfenstern; so sah er nicht, daß Pears Glas unbenutzt auf dem Tablett stand.

Bolitho kostete, aber wie seine Stimmung, so war auch der Wein plötzlich bitter.