«Sie sehen bleich aus, Monsieur Arnolph«, sagte Georgette, während er wieder einmal bei ihr an der Theke stand (hinter ihr über den Schnaps- und Likörflaschen nun Fahrcks im Edelweißrahmen),»haben Sie Kummer?»
Sie reichte ihm ein Glas Pernod.
«Alles trinkt Milch«, brummte er.»Die Radsportfreunde und nun auch Ihr Mann.»
«Was will unsereiner«, sagte Auguste, immer noch im Maillot jaune, und rieb sich die flimmrigen Beine:»Die Regierung hat eine neue Antialkoholkampagne beschlossen. Außerdem bin ich schließlich ein Sportler.»
Dann bemerkte Archilochos, wie Georgette eine Flasche Perrier öffnete.
«Auch sie«, dachte er schmerzlich. Und während er neben Chloé im Himmelbett lag, hinter den roten Vorhängen, und im Kamin die Holzscheite brannten, sagte er:»Es ist ja ganz schön in unserem kleinen Schlößchen mit den zufriedenen, alternden Pensionären, ich möchte nicht klagen, doch kommt mir die tugendhafte Welt, in der wir nun leben, unheimlich vor. Es scheint mir, als hätte ich die Welt bekehrt und sie mich, so daß die Sache wieder aufs gleiche hinauskomme und alles unnütz gewesen sei.»
Chloé hatte sich aufgerichtet.
«Ich muß an unser Gemäuer denken, die ganze Zeit, in unserer Heimat«, sagte sie.»Als ich mich damals mit Sand bedeckte, dich zu überraschen, und so dalag an diesem dunklen Morgen und nach dem Geier spähte, der über dem Gemäuer kreiste, spürte ich etwas Hartes unter mir, etwas Steiniges, wie zwei große Halbkugeln.»
«Die Liebesgöttin«, schrie Archilochos und sprang aus dem Bett. Auch Chloé hatte es verlassen.
«Wir dürfen nie aufhören, nach der Liebesgöttin zu suchen«, flüsterte sie,»sonst werden wir von ihr verlassen.»
Sie zogen sich an, geräuschlos, packten einen Koffer, und als Sophie am ändern Morgen das Schlafzimmer gegen elf nach langem vergeblichem Klopfen betrat, von den besorgten Pensionären begleitet, fand sie es leer.
ENDE II