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»Dann ist alles klar«, unterbrach Hanley seinen Anrufer. »Er hat es auf den Felsendom abgesehen.«

»Wir können ihn nicht abschießen, sonst verlieren wir den Stein Abrahams«, sagte Overholt. »Wir müssen zulassen, dass er ihn abwirft.«

»Okay, Sir«, sagte Hanley, »ich lasse Cabrillo eine entsprechende Warnung zukommen.«

Hanley rief per Funk den Robinson.

»Kehr um«, sagte Cabrillo zu Adams, nachdem Hanley ihm die neue Situation geschildert hatte.

George Adams legte den Helikopter in eine Linkskurve.

»Alle außer Mark und Franklin sollen sich sofort in Richtung Felsendom in Bewegung setzen«, sagte Cabrillo. »Die beiden müssen den Raketenwerfer in Position bringen.«

»Wird sofort erledigt, Juan«, erwiderte Hanley.

»Ruf anschließend Overholt noch einmal an. Er soll die Israelis zurückhalten«, sagte Cabrillo. »Ich will, dass kein Flugzeug in der Luft ist. Außerdem sollen sie jede Aktion unterlassen, die Hickman einen Hinweis liefern könnte, dass wir ihn im Visier haben.«

»Okay.«

»Dann soll Kevin mich umgehend anrufen. Ich muss mich noch einmal wegen seiner Konstruktion mit ihm unterhalten.«

»Wohin, Juan?«, wollte Adams wissen.

»Nach Jerusalem«, antwortete Cabrillo, »zum Felsendom.«

Adams gab entsprechende Befehle in sein GPS ein, während der Robinson wieder die Küste überflog.

Als auf der Oregon die Vorbereitungen auf Hochtouren liefen, eilte Kevin Nixon zum Kontrollraum hinunter. Er stürmte geradezu durch die Tür.

Hanley schaltete das Mikrofon ein, Cabrillo meldete sich sofort.

»Ich habe Kevin hier«, sagte Hanley und reichte ihm das Mikrofon.

»Kevin?«, fragte Cabrillo.

»Was ist, Juan?«

»Bist du sicher, dass deine Konstruktion funktioniert? Falls du irgendwelche Zweifel hast, möchte ich es jetzt wissen.«

»Ich habe das Gewicht berechnet und die von dir geschätzte Höhe verdoppelt — es war immer noch innerhalb des Limits«, sagte Nixon. »Du weißt ja, nichts ist perfekt — aber ich muss sagen: Ja, es wird funktionieren.«

»Wie lange dauert es, bis es tragfähig ist?«

»Weniger als eine Minute«, antwortete Nixon.

»Und hast du genug Material?«

»Habe ich, Juan«, versicherte ihm Nixon. »Ich habe mehr hergestellt, als wir brauchen werden.«

»Okay«, entschied Cabrillo, »wir verlassen uns auf deinen Erfindungsgeist. Es gibt allerdings keinen Ersatzplan, also muss es klappen.«

»Das wird es, Juan«, versicherte Nixon, »aber es gibt noch ein Problem.«

»Ja?«

»Wir könnten den Stein verlieren, wenn er die Kuppel trifft.«

Cabrillo schwieg einige Sekunden lang. Dann sagte er: »Ich kümmere mich darum, Kevin.«

Es war eine halbe Ewigkeit her, seit Hickman das letzte Mal ein Flugzeug gelenkt hatte, das Geschick aber kam zu ihm zurück, als wäre es erst gestern gewesen. Nachdem er in den Pilotensessel geklettert war, ging er die Vorflug-Checks durch und ließ die Maschinen warmlaufen. Schwarze Qualmwolken stiegen von den altersschwachen Motoren auf, als sie ansprangen, doch nach wenigen Minuten liefen sie zwar knatternd, aber gleichmäßig rund.

Er betrachtete das Instrumentenbrett, prägte sich die Positionen der verschiedenen Schalter ein und vergewisserte sich, dass der ein wenig vorsintflutlich anmutende Autopilot mit der Steuerung verbunden war. Dann, während er die alte DC-3 langsam anrollen ließ, rief er den Tower und bat um die Startfreigabe.

Auf dem Flugfeld herrschte kein Betrieb, also wurde ihm sofort eine Startbahn zugewiesen.

Während die DC-3 in Position rollte, testete er die Bremsen. Sie reagierten ein wenig schwammig, funktionierten aber.

Die abgenutzten Bremsen machten Hickman nichts aus — es wäre ohnehin das letzte Mal, dass sie benutzt wurden. Die DC-3 befand sich auf ihrer letzten Reise. Er lenkte die DC-3 in einer langsamen Kurve auf die Startbahn und stoppte.

Nach einem letzten Blick auf die Anzeigen schob er die Gashebel nach vorn, raste die Rollbahn hinunter und fuhr die Klappen ein. Die DC-3 hob ab und ging in einen mühsamen Steigflug. Hickman hatte nur dreihundert Kilometer vor sich.

Bei voller Reisegeschwindigkeit und mit leichtem Rückenwind wäre er in einer Stunde am Ziel.

»Die Barkassen sind im Wasser«, meldete Eric Stone, »ich habe dafür gesorgt, dass ein israelischer Transporthubschrauber das Zehn-Mann-Team von Tel Aviv zu einem Punkt in der Nähe des Felsendoms bringt. Der Chopper ist zu groß für unseren Landeplatz. Da kommt er schon.«

Stone deutete auf einen Monitor, der mit einer Kamera am Bug der Oregon verbunden war. Der große Helikopter mit Zwillingsrotor setzte soeben auf dem Sandstrand auf.

»Ich gehe in den Konferenzraum«, sagte Hanley.

Er eilte durch den Korridor und riss die Tür auf. »Okay, Leute«, sagte er, »die Boote liegen bereit, und der Chopper ist gerade gelandet, um euch ans Ziel zu bringen. Weiß jeder, was wir vorhaben?«

Die zehn Leute nickten.

»Eddie hat das Kommando«, sagte Hanley. »Viel Glück.«

Die Mitglieder des Teams verließen den Konferenzraum, jeder mit einem großen Karton unter dem Arm. Hanley wandte sich an Nixon, als dieser an ihm vorbeigehen wollte.

»Hast du die Strickleiter eingepackt?«, fragte er.

»Liegt ganz oben im Karton.«

»Okay«, sagte Hanley und folgte ihm durch den Gang zum Achterdeck.

Von dort aus beobachtete er, wie die Boote beladen wurden und die kurze Strecke bis zum Strand überwanden. Dann kehrte er ins Schiff zurück, um sich mit Mark Murphy und Franklin Lincoln in Verbindung zu setzen.

»Wo soll ich dich absetzen?«, fragte Adams.

»Wir fliegen direkt zum Felsendom«, antwortete Cabrillo. »Dort müsste das Team von der Oregon mittlerweile eingetroffen sein.«

»Und was dann?«

»Ich will es dir erklären«, sagte Cabrillo.

Ein paar Minuten später, nachdem Cabrillo geendet hatte, stieß Adams einen leisen Pfiff aus. »Bei all dem Hightech-Spielzeug, das die Corporation auf Lager hat, bleibt am Ende nur eine solche Möglichkeit übrig?«

»Es ist wie ein Hochseilakt im Zirkus«, gab Cabrillo zu.

Das Team von der Oregon stieg auf einer abgesperrten Straße in der Nähe des Felsendoms aus dem Hubschrauber. Israelische Panzer riegelten die umliegenden Nebenstraßen ab, und israelische Soldatentrupps trieben die Menschen aus den Straßen und aus der Moschee. Palästinenser, die keine Ahnung hatten, dass ihr hochgeschätztes Heiligtum bedroht war, rotteten sich zusammen und protestierten, so dass die Israelis sie mit Wasserwerfern zurücktreiben mussten.

Eddie Seng führte das Team zum Eingang der Moschee.

»Verteilt euch und nehmt eure Positionen ein«, wies er sie an. »Du, Kevin, kümmerst dich als Erstes darum, dass die Strickleiter an Ort und Stelle ist.«

»In Ordnung, Eddie.« Nixon und sein Trupp marschierten in den Innenhof der Moschee.

Seng wandte sich an einen israelischen Offizier, der in seiner Nähe stand.

»An allen Seiten sollen Schläuche an die Feuerhydranten angeschlossen und in die Moschee gelegt werden«, erklärte Seng. »Sorgen Sie dafür, dass die Schläuche lang genug sind, um jeden Winkel der Moschee damit zu erreichen.«

Der Offizier nickte und bellte mit lauter Stimme eine Serie von Befehlen.

Hickman flog übers Mittelmeer. Er spürte, dass sein Leben dem Ende entgegenging. Und dieses Leben war gescheitert. All sein Reichtum, der Ruhm und der Erfolg hatten letztlich keine Bedeutung. Das Einzige, was er hatte richtig machen wollen, hatte er verpfuscht. Er war seinem Sohn nie ein guter Vater gewesen. Ausschließlich auf seine Großartigkeit bedacht und durchdrungen von einem Gefühl eigener Wichtigkeit, die ihm verbot, einen anderen Menschen nahe an sich heranzulassen, konnte er niemals dulden, dass die Liebe eines Kindes zu seinen Eltern durch seine äußere Schale drang.