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Truitt nickte und bezahlte den Fahrer. Dann stieg er aus, öffnete die hintere Tür, um seine Reisetasche aus dem Taxi zu holen. Er schlug die Tür zu und gab dem Fahrer ein Zeichen, dass er wegfahren könne. Während er sich umwandte, wurde er Zeuge, wie ein Page damit beschäftigt war, eine schwarze Schlange mit einem Besen vom Eingang zu verscheuchen. Dann blickte er hoch zum Blätterdach. Von der Sonne war nichts zu sehen, und aufgeregtes Vogelgezwitscher erfüllte die Luft.

Mit der Reisetasche in der Hand ging Truitt hinüber zu dem Pagen.

»Willkommen in Dreamworld«, begrüßte ihn der Hotelangestellte. »Checken Sie ein?«

»Ja.« Truitt reichte dem Pagen einen falschen Führerschein aus Delaware und eine Kreditkarte, die zu der falschen Identität gehörte.

Der Hotelpage zog beide Karten durch den Leseschlitz einer Maschine und nahm dann den bedruckten Klebestreifen, der herauskam, und pappte ihn auf Truitts Reisetasche.

»Wir schicken Ihr Gepäck mit unserem Transportsystem auf Ihr Zimmer«, erklärte er. Er hielt kurz inne, um einen Blick auf einen Monitor zu werfen. »In zehn Minuten ist Ihr Zimmer fertig, und Ihr Gepäck befindet sich dort. In der Halle finden Sie einen Schalter, wo Sie eine Kreditlinie fürs Kasino vereinbaren und weitere Wünsche äußern können. Ansonsten genießen Sie Ihren Aufenthalt in Dreamworld.«

Truitt drückte dem Pagen einen Zehner in die Hand, nahm die Schlüsselkarte für sein Zimmer entgegen und ging zum Hoteleingang. Die beiden Türflügel öffneten sich automatisch — und was Richard Truitt im Innern sah, verblüffte ihn. Es war, als hätte man die Natur in dieses Gebäude verpflanzt.

Durch die Tür hindurchgetreten, gelangte man zu einem träge dahinfließenden breiten Bach, auf dem Gäste in kleinen Booten herumkreuzten. In einiger Entfernung links von ihm konnte er die Gestalten von Besuchern erkennen, die im Begriff waren, einen künstlichen Alpengipfel zu ersteigen. Er sah, wie Schnee den Berghang herunterrauschte, nur um von einer Öffnung am Fuß des Berges verschlungen zu werden. Truitt schüttelte staunend den Kopf.

»Wie komme ich zur nächsten Bar?«, fragte er den Angestellten.

Dieser deutete in einen Bereich jenseits der Halle. »An Stonehenge vorbei auf der rechten Seite, Sir.«

Truitt folgte der Beschreibung und kam an einer künstlichen Nachbildung von Stonehenge vorbei in einen riesigen Kuppelsaal. Eine künstliche Sonne imitierte die Sommersonnenwende, und die Schatten, die sie erzeugte, bildeten einen Arm, der in die Mitte des Saals zeigte. Truitt fand die Tür der Bar — ein Ungetüm aus dicken Holzbalken unter einem geduckten Strohdach –, öffnete sie und betrat den nur spärlich erleuchteten Raum.

Die Bar selbst war die Nachbildung eines alten englischen Rasthauses. Truitt entschied sich für einen Hocker aus Holz, Leder und Eberzähnen, ließ sich darauf nieder und sah sich prüfend um. Die Theke war eine massive Holzkonstruktion, die tonnenschwer sein musste.

Außer Truitt saß dort niemand, nur die Bedienung näherte sich von der Seite.

»Grog oder Met, Mylord?«, fragte sie.

Truitt überlegte kurz. »Met, glaube ich«, sagte er schließlich.

»Eine gute Wahl«, sagte sie, »für einen Grog wäre es auch noch ein wenig zu früh.«

»Das habe ich mir auch gedacht«, sagte Truitt, während die Bardame ein Glas aus dem Regal hinter der Theke nahm und es aus einem Holzfass füllte.

Sie trug das historische Kostüm einer Wirtshausdirne. Ihr Busen quoll aus dem Oberteil des Kostüms. Sie stellte das Glas vor Truitt auf die Theke, deutete eine Verbeugung an und entfernte sich zum anderen Ende der Bar. Truitt nippte an seinem Drink, ließ den Blick durch den halbdunklen Raum schweifen und dachte über den Mann nach, der dieses künstliche Wunderland geschaffen hatte.

Und darüber, wie er in das Büro dieses Mannes einbrechen würde, um es zu durchsuchen.

»Wie viel bin ich Ihnen schuldig?«, fragte Truitt die Bardame.

»Ich kann es auf Ihr Zimmer buchen«, bot die junge Frau an.

»Nein, danke, ich zahle bar.«

»Das ist unser Vormittagssonderangebot«, sagte sie. »Ein Dollar.«

Truitt legte ein paar Scheine auf die Theke, dann durchquerte er den immer noch leeren Gastraum und trat durch die Tür hinaus.

Als er wieder an Stonehenge vorbeikam, wandte sich Truitt nach links und gelangte in ein weitläufiges Atrium. In der Ferne führte ein Sessellift auf die Spitze eines Skiberges, dessen Gipfel von Wolken verhüllt war. Er schlenderte am Fuß des Berges vorbei, wo Leute auf Skiern eine Schlange bildeten und darauf warteten, mit dem Sessellift nach oben transportiert zu werden. Dabei beobachtete er auch einige Skiläufer, die den Berghang hinunterwedelten und den künstlichen Schnee dabei hoch aufwirbeln ließen. Schließlich blieb er vor einem Informationsschalter stehen.

»Haben Sie auch einen Lageplan vom Hotel?«, fragte Truitt den Angestellten hinter der Theke.

Der Mann lächelte, holte einen Plan unter der Theke hervor und markierte ihren augenblicklichen Standort mit einem Filzstift. Truitt reichte dem Mann seine Schlüsselkarte.

»Wie komme ich zu meinem Zimmer?«, fragte er.

Der Angestellte zog die Karte durch einen Scanner und las die Angaben auf dem Bildschirm. Dann machte er ein paar Notizen auf dem Rand des Plans. »Nehmen Sie den River of Dreams bis zum Owl Canyon und steigen Sie beim Bergwerksschacht siebzehn aus dem Boot. Dann fahren Sie mit Fahrstuhl einundvierzig zu Ihrem Stockwerk hinauf.«

»Das klingt ja nicht allzu schwierig«, stellte Truitt fest, während er den Lageplan an sich nahm und die Schlüsselkarte wieder in die Tasche steckte.

»Dort entlang, Sir«, sagte der Angestellte.

Etwa dreißig Meter nach dem Informationsstand kam Truitt zu einem Geländer am Fluss, das zu einer Anlegestelle führte. Dort wartete eine Reihe Kanus auf Passagiere. An einem Kabel befestigt — wie zu einer Karusselfahrt — umkreisten die Kanus das Hotel auf einem Fluss ohne Anfang oder Ende. Truitt bestieg das erste in der Reihe und betrachtete die Kontrolltafel. Nachdem er Bergwerkschacht siebzehn auf dem Tastenfeld eingegeben hatte, lehnte er sich zurück und wartete einen Moment, bis sich das Kanu mit einem Ruck in Bewegung setzte. Es schipperte durch eine künstliche Schlucht mit steilen Felswänden.

Sobald das Kanu an seinem Bestimmungsort angehalten hatte, stieg er aus und ging weiter zu einer Reihe Fahrstühle. Er suchte die Kabine einundvierzig, fand sie und fuhr damit in sein Stockwerk hinauf. Dort verließ er den Lift und ging durch einen langen Korridor zu seinem Zimmer. Mit der Schlüsselkarte entriegelte und öffnete er die Tür.

Das Zimmer war im Stil einer Bergwerkstadt dekoriert und eingerichtet. Die Wände waren mit verwitterten Holzbrettern getäfelt und mit Blechbeschlägen verziert. Ein durchhängendes Regal mit alten Büchern und zerlesenen Romanen lehnte an der Wand. Auf der anderen Seite befand sich ein betagter Gewehrständer mit Attrappen von altertümlichen Winchestergewehren. Das schmiedeeiserne Bett verschwand unter einem Berg altmodischer Quilts. Truitt kam sich vor, als wäre er schlagartig in eine ferne Vergangenheit zurückversetzt worden.

Er trat zum Fenster, teilte die Vorhänge und blickte hinab auf Las Vegas, als wollte er sich davon überzeugen, dass die Welt draußen immer noch dieselbe war. Dann schloss er die Vorhänge wieder und ging ins Bad. Obwohl es ebenfalls auf alt dekoriert war, verfügte es über eine heiße Dusche und Bräunungslampen. Truitt spritzte sich Wasser ins Gesicht, um sich zu erfrischen, trocknete sich ab und kehrte dann ins Zimmer zurück, um Max Hanley anzurufen.

»Hickman könnte durchaus eine größere Sache planen«, sagte Richard Truitt, als Hanley sich meldete, »davon kann man auf jeden Fall ausgehen. Du würdest es nicht glauben, wenn du diesen Laden hier sehen könntest — der reinste Vergnügungspark, allerdings mit jeder Menge Spielautomaten.«