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Paget knurrte:»Wir müssen dieses Floß haben. «Dann blickte er Probyn bedeutungsvoll an:»Ein Job für Seeleute, eh?»

Probyn zuckte die Schultern.»Klar, Sir.»

Bolitho lehnte an einer Palme und trank Wasser aus einer Feldflasche. Stockdale hockte sich neben ihn und fragte:»Wird es schwierig?»

«Das weiß man noch nicht.»

Er sah das Floß vor sich, sah, wie der Posten sich reckte, als er aus seinem Versteck kam. Höchstwahrscheinlich hatte er geschlafen. Ein so leicht zu verteidigendes Fort verführte natürlich zur Nachlässigkeit.

Stockdale betrachtete ihn besorgt.»Ich habe ein Lager für Sie hergerichtet, Sir. «Dabei deutete er auf einen vor der Sonne gp-schützten Platz, der mit Zweigen und Farnwedeln ausgelegt war.»Niemand kann ohne Schlaf kämpfen.»

Bolitho kroch in das Lager; die Erfrischung nach dem Trinken war schon wieder verflogen. Das wird mein längster Tag, dachte er grimmig.

Er drehte sich um, als er neben sich jemanden schnarchen hörte. Es war Couzens, der auf dem Rücken lag, das sommersprossige Gesicht ziemlich verbrannt von der Sonne.

Der Anblick solch offensichtlichen Vertrauens und solcher Zuversicht beruhigte auch Bolitho. Couzens träumte wahrscheinlich vom Apfelkuchen seiner Mutter oder von dem verschlafenen Dorf in Norfolk, wo jemand die Idee in seinen Kopf gesetzt hatte, Seeoffizier zu werden.

Stockdale lehnte sich an einen Baum und sah zu, wie Bolitho einschlief. Er wachte immer noch, als einer von d'Esterres Seesoldaten durch das Gestrüpp gekrochen kam und zischte:»Wo ist der Leutnant?»

Bolitho erwachte zögernd und fand nur schwer in die Wirklichkeit zurück.

Der völlig erschöpfte Soldat meldete:»Der Major bittet Sie zu sich, dorthin, wo Sie heute morgen mit ihm waren, Sir.»

Bolitho erhob sich, jeder Muskel schmerzte.»Warum?»

«Mr. Quinn hat ein fremdes Segel gesichtet, Sir.»

Bolitho blickte Stockdale an und zog eine Grimasse.»Konnte sich auch keinen günstigeren Zeitpunkt aussuchen!»

Es dauerte diesmal länger, bis er den Ausgucksplatz erreicht hatte. Die Sonne stand hoch am Himmel, und die Luft war so feucht, daß das Atmen Mühe machte.

Paget lag in seinem grünen Cape hinter einem Teleskop, das sorgfältig mit Laub und Zweigen getarnt war. Neben ihm räkelte sich Probyn, und weiter hangabwärts, im dürftigen Schatten eines Gebüschs, lagen Quinn und sein Fähnrich wie die einzigen Überlebenden eines Wüstentrecks.

Paget rückte ein wenig zur Seite.»Sehen Sie selbst!»

Bolitho richtete das Glas auf das näher kommende Fahrzeug. Es war mittschiffs sehr breit und lag so tief im Wasser, daß es voll beladen sein mußte. Im Schneckentempo bewegte es sich vorwärts, die lohfarbenen Segel flappten träge in der schwachen Brise. Drei Masten und ein kleiner, gedrungener Rumpf — offensichtlich ein Küstenlogger, deren es zahlreiche an der gesamte Ostküste gab, gute Hochseeschiffe, aber auch brauchbar in flachen Küstengewässern. Bolitho wischte sich den Schweiß aus den Augen und richtete das Glas auf den Turm des Forts. Dort beobachteten jetzt eine Menge Köpfe das Herannahen des Loggers. Das Tor stand weit offen, und ein paar Leute schlenderten zum Strand auf der anderen Seite der Insel hinunter.

Keine der Kanonen des Forts war ausgefahren oder auch nur besetzt.

Bolitho sagte:»Sie scheinen das Schiff erwartet zu haben. «Paget grunzte zustimmend.

Probyn nörgelte:»Das macht unsere Aufgabe nahezu unmöglich. Der Feind steht dann auf zwei Seiten von uns. «Er fluchte greulich.»Typisch für unser Pech!»

«Ich beabsichtige, wie geplant anzugreifen!«Paget betrachtete den Logger.»Ich kann nicht noch einen vollen Tag vergeuden. Jeden Augenblick könnte eine Patrouille auf unsere Leute stoßen, oder die Spitze kommt vorzeitig zurück, um nach uns zu sehen. «Er schob seinen mächtigen Unterkiefer vor:»Nein, wir greifen an!«Damit krabbelte er ungeschickt über einige scharfe Steine und stieß hervor:»Ich gehe zurück. Passen Sie gut auf, und sagen Sie mir später Ihre Schlußfolgerungen.»

Probyn starrte ihm nach.»Der Kerl macht mich noch ganz krank!»

Bolitho lag auf dem Rücken und bedeckte das Gesicht mit den Armen. Er wurde von ganzen Mückenschwärmen zerstochen, beachtete es aber kaum, sondern dachte an den Logger und wie dessen unerwartete Ankunft in den Plan mit einbezogen werden könnte.

Probyn grollte weiter:»Er mag natürlich recht haben mit den Nachteilen einer weiteren Verzögerung; auch kann ich mir nicht vorstellen, daß er den Angriff ganz und gar abbläst.»

Bolitho merkte, daß Probyn ihn anschaute, und lächelte.»Und was meinen Sie?»

«Ich?«Probyn griff nach dem Teleskop.»Wer kümmert sich schon um meine Meinung?»

Es war Nachmittag, als der Logger sich endlich um die Spitze der Insel herumgequält und den Ankerplatz erreicht hatte. Nachdem er geankert und seine Segel notdürftig festgemacht hatte, sah man ein Boot zu ihm hinüberrudern.

Probyn fragte müde und gereizt:»Also, was tut sich?»

Bolitho richtete das Glas auf einen Mann, der in das jetzt längsseits liegende Boot ging. War es Eitelkeit oder eine zur Schau gestellte Selbstsicherheit? Aber die Uniform — leuchtend bunt gegen den trüben Hintergrund der Bordwand — sprach eine deutlichere

Sprache als jede Botschaft. Ruhig sagte er:»Ein französischer Offizier geht von Bord. «Und seitwärts zu Probyn:»Nun wissen wir Bescheid.»

IX Probyns Entscheidung

Fähnrich Couzens kroch auf Händen und Knien zu Bolitho auf dem Steilhang hin.

«Alles erledigt, Sir!«Er blickte hinunter zum Meer und den abweisenden Umrissen des Forts.

Bolitho nickte. Trotzdem gingen ihm noch ein Dutzend Fragen im Kopf herum. Waren die Waffen der Seeleute überprüft worden, um sicherzustellen, daß nicht irgendeine ängstliche Seele keine Munition im Lauf hatte? Hatte Couzens ihnen die lebenswichtige Bedeutung absoluter Lautlosigkeit eingehämmert? Aber jetzt war es zu spät. Er mußte den Männern vertrauen, die er geduckt hinter sich wußte, in der ihnen unbekannten Umgebung nervös die Waffen umklammernd.

Wenigstens schien der Mond nicht' dafür hatte sich jedoch der Wind völlig gelegt, lediglich das regelmäßige Klatschen der Brandung war zu hören. Es würde schwierig sein, die Leute unbemerkt hinunter an den Strand und hinüber zur Insel zu führen, da kaum ein Geräusch ihre Annäherung überdeckte.

Er dachte an d'Esterres kühle Einschätzung der Verteidigungsanlagen. Er hatte das Fort von drei verschiedenen Punkten aus eingehend durch das Glas studiert und herausgefunden, daß es zumindest acht schwere und mehrere kleinere Geschütze besaß. Die Garnison, obgleich offensichtlich nicht vollzählig, schien sich auf rund vierzig Mann zu belaufen. Allerdings war er der Ansicht, daß bereits ein Dutzend Leute zur Verteidigung ausreichten und mit Leichtigkeit einen Frontalangriff abschlagen konnten. Es war ein Wunder, daß nicht schon irgendein Jäger oder Waldläufer auf die verborgenen Soldaten gestoßen war, doch außer den paar Gestalten auf der Insel und den Männern, die das Boot ruderten, hatten sie keine Menschenseele gesehen. Der französische Offizier schien noch im Fort zu sein, obwohl ihnen der Zweck seines Besuchs weiterhin rätselhaft blieb.

Stockdale flüsterte:»Mr. Quinns Gruppe ist eingetroffen, Sir.»

«Gut. «Der arme Quinn sah jetzt schon aus wie der Tod, dabei hatte es noch gar nicht angefangen.»Er soll sich bereithalten.»

Bolitho richtete sein Glas auf den Logger, sah aber nichts als dessen dunkle Silhouette. Kein Ankerlicht verriet seine Anwesenheit, auch der vorher noch zu hörende Gesang Betrunkener war verstummt.

Eine Hand berührte seine Schulter, und er hörte den Kanadier flüstern: «Los!»

Bolitho stand auf und folgte dem Mann den Steilhang hinab zum Wasser. Dabei trat er Sand und Steine los und fühlte, wie ihm der Schweiß über den Körper lief. Es war, als marschierten sie nackt gegen gespannte Gewehre, die sie jeden Augenblick niedermähen konnten.