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Relationes historicae semestralis vernalis Continuatio…So sich…vor und zwischen…Herbst-Meβ den 1671, biβ in die Fasten-Mefi dieses, 1672 Jahrs…zugetragen…Franckfurt-am-Mayn, 1672

Beschaffenheit der Rebellion wider Moscau

Sonsten den Moscowitischen Zustand belangend, bliebe die Zeitung immer fest, daβ deβ Czaars Parthey von den Rebellen geschlagen und keine Hoffnung sey, die Stadt und das grosse Konigreich Astracan wieder zu erobern, weil die Rebellen selbiges Regiment wol gefaβt und der alte Patriarch, so ein verschlagener Kopff, sich bey ihnen befinde.

Die Moscowiter hatten erwehntes Konigreich vor 116 Jahren mit der Einwohner gutem Willen an sich bracht: Wofern sie es nun wieder einnehmen wolten, musten sie über 500 Meilen durch wtiste Lander marchiren, dahin man aber, im Sommer wegen der grossen Hitze, im Winter für grausamer Kalte und grossem Schnee, schwerlich fortkommen konne (S. 67).[189]

Continuatio VII der Zehen-Jdhrigen Historischen Relation Gregorii Winter monats. Das ist: Warhafftige Beschreibung alter Denckwürdigen Historien…so seithero der verflossenen Leipziger Neu-Jahrs-Messe bib auf den ietzigen Oster-Marckt 1671 hin und wieder in der Welt…sich zugetragen. Allen Liebhabern der Historien zur Nachricht…aus denen einkommenden Zeitungenf auch Particular-Schrifften mit Fleifl zusammen getragen und in offentlichen Druck verfertiget. Leipzig, 1671

Januar, 1671.

Von der grossen Unruhe in Moscau, woselbst der Woywoda von Culm und der Weltliche Littauische Referendarius, Prostowski, als Commissarien von der Cron Polen, nun mit ehesten erwartet wurden, wolte verlauten, dass uber dieses alles nicht allein die Cron Schweden dem Czar gleichfalls den Krieg angekiindiget, sondern auch noch dazu dem Rebellen Steffan Razyn (der annoch grosse Progressen thäte, und die Königreiche Astracan und Casari mit ihren Häupt-Stadten biss dato in seiner Gewalt behielte) den Titul eines Konigs uber besagte. 2. Königreiche zugeeignet ha'tte, welche jedoch vor gewiss noch nicht an zu nehmen war: Mittlerweile aber kamen die meisten Brieffe von dannen gleichwohl in diesem uberein, dass der Zustand allda sehr schlecht, und der Czar, indem so viel starcke Trouppen, die er wieder den Rebellen ausgeschickt, ihm zu gefallen, ietzo so scheu gemacht ware, dass er ihm weiter keine entgegen schicken wolte; ja es solte gar Nachricht verhanden seyn, als waren neulich viel Todte und Verwundete, und zwar sehr vornehme, in der Stadt Moscau einbracht, der Feld-Herr Dolhorucki gefangen, und seine Armee meist ruinirt worden, dass man also aus Weiss-Russland die Moscowiter fast gantz vor verlohren schatzte (S. 36–37).

Februar, 1671.

Wegen der Rebellion in Moscau lieffen die Zeitungen biβ dato noch sehr variabel, darunter gleichwohl das neueste dieses war, daβ der Rebell Stephan Razin letzthin den 4. Septembr am Strohm Wolga die Stadt Siembieski mit einer Macht von 20 000 Mannen belagert und 15 gewaltige Sturme hinter einander drauff gethani Die drinnen liegenden aber hatten unter dem tapffern Gouverneur Iwan Bagdanowits Milloslafski solche allerseits tapfer abgeschlagen, indem sie durch die Ankunfft des Feldherrn Knees Jurgen Mickitowits Barrowenskie secundirt, und langst dem Strohme her die Stadt also entsetzt worden: Wie er denn hierauff so gar mit denen Belagerten zugleich auff den Rebellen angefallen und ihn dermassen geschlagen, daβ sie entweder das Schwert oder Wasser kiesen rmissen, sintemahl der gantze Hauffe der Rebellen, biβ auff 600, die gefangen und darnach ebenfalls todt geschlagen worden, geblieben ware.

Er der Rebelle selbst solte ziemlich verwundet mit sehr wenigen auff einer Schluppe noch mit gnauer Noth entkommen seyn, und sich nach dessen Niederlage alle Pla'tze, so er zuvor eingenommen, vor S. ZarischeMaj. (welche nun mit sehr grosser Pracht und Solem-nitat am 21 passato mit der Zariza Natalia Korilofna, des Gesch-lechtsNorieskina, zu sonderbarer Freude und Vergmigen der Einwohner getrauet worden) wieder erklaret haben.

Wie man uber dip vernahm, so befunde sich obgemeldter Herr Gouverneur, Iwan Bagdanowits, zu der Zeit in der Stadt Moscau, und ware er vor seine gute Dienste von dem Zar mit einem ansehn lichen Ammte beschencket worden: So solte auch der Dolhorucki, der mit seinem Lager biβher bey Casan gelegen, vor einigen Tagen wieder da ankommen seyn, und dabey erzehlet haben, daβ die Strassen und Wege von Raubern nunmehr gantz und gar gesa-bert, und die Negotien anietzo aus Moscovien auff dahin, gleich wie zuvor im Schwange gingen (S. 59–60).

Martius, 1671.

Was auch eine Zeit her von des Rebellen in der Moscau gäntzlichen Niederlage verlauten wollen, solches continuirte nun gar nicht, sondern man hatte im Gegentheil sichere Nachricht, dass beyde Theile wegen des Winters und grossen Korn-Mangels sich nur eine Zeit lang auff eine grosse Ferae von einander begeben hätten (S. 78).

Continuatio VIII der Zehen-jährigen Historischen Relation…diβ auff den jetzigen Michaclis-Marckt 1671…Leipzig, 1671

April, 1671.

Mit einigen Passagirern aus der Moscau erhielt man von dem Rebellen Stephan Razin so viel Nachricht, dass seinet wegen allda noch immer gute Auffsicht muste gethan werden, und dass so viel erschlagene, gefangene, gehangene und ersäuffte nicht von des Razin Armee, sondern lauter neue rebellirende Moscowitische Bauren gewesen waren (S. 8).

Junius, 1671.

So viel letzlich die Rebellen in Moscau belangte, meldeten Brieffe von dannen selbst, dass man solchen Rebellen noch letzlich gefangen kriegt, und ihn nun in kurzten nach der Stadt Moscau bringen wiirde; ja es solten auch uber dies sich alle Stadte selbiger Gegend, biss auff Astracan hierauff wieder den Czar, als ihren Herrn, ergeben haben, wovon die Confirmation zu erwarten (S. 52).

Julius, 1671.

….Auff diese Weise waren sie in die Stadt Moscau gebracht, und so fort gerade zu nach dem Richt-Platz, woselbst ein Feuer angelegt gewesen, gefuhret worden. Wie sie nun dazu kommen, hatte man den Haupt-Rebellen mit denen Armen empohr gezogen, und ihm 18 biss 20 Schlage mit einer Knotze gegeben, die er aber nicht gross geachtet, inmassen er auch dieses gar Mannlich ausge-standen, dass man ihn hierauff mit dem Riicken auffs Feuer geleget, und denselben etwas braten lassen, wobey er indessen vom Bojar Dolgerock und etlichen andern uber unterschiedliche Dinge befraget worden, auf derer etliche er gar frisch geantwortet, auff einige aber auch gantz keine Antwort geben wollen, und zwar solte er, als die Rede ging, hierbey etliche Grandes beschuldiget haben, dass sie mit ihm correspondiret, welches aber annoch in geheim gehalten wurde.[190] Endlich ware er den 16 diss darauff nach dem grossen Marckte zu volliger Execution gebracht worden,[191] woselbst man ihm, nach vieler nochmahls angethanen Marter, Arme, Beine und Kopff abgehauen, und solche Stiicke nebst dem Rumpffe hernach auff Pfale gesteckt, das Eingeweide aber vor die Hunde geworffen, dabey Ihre Czarische Maj. denen Teutschen und andern frembden Natio-nen, als auch dem Persianischen Gesandten, die Gnade gethan, dass er sie durch viel Soldaten nahe hinzu fuhren lassen, umb solche Execution vor andrn recht mit anzusehen, und denen Ihrigen davon bericht zugeben, gestalt denn einige so nahe gestanden, dass sie auch von dem Blute bespriitzet worden: Was aber seinen Bruder anlangte, so hatte man selben zwar auch sehr gepeiniget, doch aber ihn noch letzlich perdoniret, alldieweil er versprochen, alle Schatze, die sein Bruder Stencko an interschiedenen Orten vergraben, anzuweisen, als die vor sehr gross gehalten wurden, und in Gelde, Kleyno-dien und andern bahren Mobilien bestehen solten. Ob nun wohl an solcher Execution, dass selbige nehmlich erzehlter massen geschehen, ferner kein Zweiffel war, so wolten dennoch die meisten noch biss dato nicht glauben, dass er der rechte Haupt-Rebelle Razin gewesen, sintemahl er selbst an seinem Ende annoch diese Worte gesprochen haben solte: Ihr todtet eurer Meynung nach den Razin, ihr habt aber den rechten nicht, und es sind noch viele Razins, so meinen Todt rachen werden (S. 74)

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189

Ср.: Diarium Europaeum, T. 24, S. 499.

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190

«Hollandtsche Mercurius», Het XXII Deel, 1672: «…Aldus zijn zy ter tortuyre ter midden der Moscouw ghevoert, alwaer om de koelte een Vuyr was ontsteken. Desen Steynke Radsin wierdt daer or gehaelt, en kreegh op sijn uytgereckte Leden ettelijcke slagen met keen stuck Houts, en vermits hem dit noch weynigh scheen te kreunen, wierdt hy tegen't Vuyr aengeleyt, echter hy stont alle tormenten wreedelijck deur. Onder dies wierde hem door den Heer Dolgeroeck Boyaer cum suis verscheyden zaken afgevraegt. Op welcke eenige Poincten hy resolute antwoort gaf, maer op de reste hieldt het met tacitus. Men wilde oock (dan onseker) den gewesen Patriarch Nickan beschuldigen, als ware die een aenhitser van dese Radzin geweest. Hy Rebel Radzin wierde eyndelijck door de Moscovise Gerechte verwesen, en den 16 deser geexecuteert op de groote Marckt, en пае veel rabraeckens den Kop af-gehouwen. Sijn romp en stomp is aen d'ander sijde van het water op pennen en raders geset» (bl. 78).

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191

Ibid.: «…Hy wierde ghevoert den 16 Junij voor't Kasteel, alwaer hy op een breet Schavot bekende alle de crimen daer hy mede was beschuldight, begaen zedert't Jaer 1667 en gerabraeckt zijnde» (bl. 118).